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Uranhaltige Munition auf dem Truppenübungsplatz Grafenwöhr:

"US Army hat nicht nur gelogen, sondern auch gegen amerikanisches Bundesgesetz verstoßen"

Auch wenn die Meldung schon etwas älter ist: Sie erinnert an ein Thema, das mit einem neuerlichen Krieg gegen Irak, wieder aktuell werden könnte: Die Verwendung von Munition mit abgereichertem Uran (depleted uranium). Die folgenden Meldungen haben wir der Homepage einer Initiative entnommen, die sich um den Truppenübungsplatz Grafenwöhr herum gebildet hat: "ZusammenschlußumweltbewußterBürger - rund um den Truppenübungsplatz Grafenwöhr".


Pressemitteilung vom 14.01.2001

Uranhaltige Munition auf dem Truppenübungsplatz Grafenwöhr: US Army hat nicht nur gelogen, sondern auch gegen amerikanisches Bundesgesetz verstossen.

Lügen haben bekanntlich kurze Beine. Nachdem der US Army klar nachgewiesen werden konnte, dass sie die deutsche Öffentlichkeit und deutsche Behörden über Jahre hinaus belogen hat, indem sie bis vor kurzem noch behauptete, in Grafenwöhr sei niemals uranhaltige Munition zum Einsatz gekommen, weitet sich die Affaire aus. Zur rücksichtslosen Durchsetzung ihrer Interessen und Vertuschung von illegalem Handeln, wie beispielsweise der Einsatz radioaktiver Munition ausserhalb von Ernsteinsätzen, scheut die US Army offensichtlich auch nicht vor offenem Gesetzesbruch zurück.

Auf Anregung des ZuB richtete die amerikanische NGO - Gruppierung „Military Toxic Project“ 1999 eine Anfrage an das amerikanische Verteidigungsministerium (NGO = Non Governmental Group, bedeutet „regierungsunabhängige Gruppierung“) gemäss dem „Freedom of information act“ (FOIA). Dies ist ein amerikanisches Bundesgesetz, das jedem Bürger das Recht nach Auskunft über regierungsamtliche Akten garantiert, die normalerweise nicht automatisch veröffentlicht werden. In dieser FOIA – Anfrage wurde um Auskunft gebeten, auf welchen US Truppenübungsplätzen in Übersee die US Army uranhaltige Munition eingesetzt hat. Ausdrücklich wurde nach dem Truppenübungsplatz Grafenwöhr gefragt.

Die Antwort kam aus dem Hauptquartier des „United States Marine Corps“, offensichtlich vom Verteidigungsministerium für zuständig erklärt. Demnach gaben die amerikanischen Militärs zu, in Island (Torii Shima)*, auf der japanischen Insel Okinawa und auf der durch amerikanische Dauerbombardierung leidgeplagten puertoricanischen Insel Vieques. In Grafenwöhr also nicht!

Das Eingeständnis der US Army, eben doch in Grafenwöhr radioaktive Munition eingesetzt zu haben, dürfte wohl einen klaren Verstoss gegen amerikanisches Bundesrecht darstellen, ebenso wie die Tatsache, dass die US Army in diesem Fall auch der amerikanischen Öffentlichkeit die Unwahrheit gesagt hat. Dies scheint offensichtlich eine prinzipielle Vorgehensweise amerikanischer Militärs zu sein. Bürgerbewegungen aus Amerika und aller Herren Länder, in denen die US Army Stützpunkte unterhält oder unterhalten hat, bestätigten dem ZuB nicht zuletzt auf einem internationalen Treffen 1999 in Washington, dass Aussagen der US Militärs grundsätzlich kritisch beurteilt werden müssen, da immer nur das zugegeben werde, was nicht mehr zu leugnen sei und man es mit der Wahrheit oft nicht allzu genau nehme.

Für den ZuB bleibt zu hoffen, dass nun auch die deutschen Behörden schnellstens umdenken und ihr unkritisches Vertrauen in den Wahrheitsgehalt von Aussagen der US Army ändern. Es ist einfach nicht hinzunehmen, dass deutsche Behörden Aussagen von Beteiligten, die den Einsatz radioaktiver Munition auf dem Truppenübungsplatz Grafenwöhr bestätigten, einfach nach dem Motto ignorieren, dass nicht sein könne, was nicht sein dürfe!

* Fehlerkorrektur:
Leider hat sich bei der Übersetzung der Antwort auf die FOIA-Anfrage ein Fehler eingeschlichen. "Torii Shima Island" liegt nicht in Island, sondern es handelt sich die Insel "Torii Shima Island".

ZuB, 17.01.2001

Hier der Originaltext:

Navy Responds to FOIA: Okinawa and Puerto Rico depleted uranium tests

(http://www.egroups.com/list/du-list/)
Department Of The Navy Headquarters United States Marine Corps 2 Navy Annex Washington, DC 20380-1775

Ms. Tara Thornton The Military Toxics Project P.O. Box 558 Lewiston, ME 04243-0558

Dear Ms. Thornton:
I am responding to the referral of your Freedom of Information Act (FOIA) request of February 2, 1999, for information that pertains to U.S. military bases overseas and U.S./NATO training areas. You requested to know what bases/training areas and/or firing ranges overseas have used depleted uranium munitions and/or tanks with armor made of depleted uranium, to include the U.S. training area of Grafenwoehr, Germany. Your request was directed to this Headquarters for action as it pertains to the Marine Corps on February 8, 1999.

The locations overseas are Torii Shima (W-176) Island, Okinawa and Live Impact Area (LIA), Vieques, Puerto Rico. Fees for providing this information have been waived under the current provisions of the FOIA.

Sincerely,

B.L. Thompson Head, Freedom of Information and Private Acts Section
Administration and Resource Management By direction of the Commandant of the Marine Corps

Quelle: ZusammenschlußumweltbewußterBürger - rund um den Truppenübungsplatz Grafenwöhr (http://home.t-online.de/home/rainer.knoll/presse/foia.htm)

Weitere Berichte zu Grafenwöhr:
Drehscheibe Grafenwöhr

"Flugzeugträger" Grafenwöhr: Trainingsplatz für US-Eliteeinheiten


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