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Israel bildet deutsche Piloten aus

Im Mittelpunkt der Schulung steht der Umgang mit der im Gazastreifen eingesetzten Aufklärungsdrohne "Heron 1"

Von Karin Leukefeld *

Piloten der deutschen Luftwaffe werden in Israel im Umgang mit Drohnen ausgebildet. Das bestätigte das Bundesverteidigungsministerium (BMVG) auf Anfrage von jW. Piloten von Transport- und Kampfflugzeugen wie auch von Hubschraubern werden im Umgang mit der Drohne »Heron 1« geschult, von der die Bundesregierung 2009 drei Exemplare für rund 110 Millionen Euro geleast hat. Die Drohnen sollen ab März in Afghanistan zur »abbildenden Aufklärung« eingesetzt werden, sagte der BMVG-Sprecher, dabei handele es sich um eine »Zwischenlösung« für zunächst ein Jahr. Die »Heron 1« ist eine Aufklärungsdrohne mit Zugriff auf die Satellitenkommunikation in Afghanistan. Berichten des Handelsblatts zufolge hatte es im Haushaltsausschuß Streit gegeben, welches System die Bundeswehr anschaffen sollte. SPD-Bundestagsabgeordnete hatten ultimativ die Anschaffung der israelischen Drohne gefordert, sonst werde man der Neuanschaffung weiterer 31 Eurofighter-Kampflugzeuge nicht zustimmen. Der Europäische EADS-Konzern wird erst 2015 in der Lage sein, eine eigene ausgefeilte Aufklärungsdrohne zu liefern.

Bei der neuen Wunderwaffe handelt es sich um ein Kooperationsprodukt der deutschen Waffenschmiede Rheinmetall und der israelischen Firma Israel Aerospace Industries (IAI). Die Ausbildung der deutschen Piloten in Israel dauert sechs Wochen und findet in einem Container statt, wo jeweils ein Pilot und ein Sensorbediener den Umgang per Fernsteuerung lernen. Deutsch-israelische Militärzusammenarbeit auf Offiziersebene findet seit Jahren statt, auch bei NATO-Manövern im Mittelmeer ist das israelische Militär dabei. Daß deutsche Soldaten in Israel ausgebildet werden, ist hingegen neu, erklärte ein Sprecher des israelischen Verteidigungsministeriums.

»Heron 1« wird von Israel zur Überwachung und Spionage sowohl über dem Gazastreifen als auch im Libanon eingesetzt und als notwendige Sicherheitsmaßnahme bezeichnet. Sowohl Beirut als auch die Vereinten Nationen bezeichnen dagegen den fast täglichen Einsatz der israelischen Drohnen über dem Libanon als Verstoß gegen die UN-Resolution 1701, die im August 2006 den Krieg zwischen Israel und Libanon beendet hatte. Die Resolution fordert die Respektierung der von den UN kontrollierten Grenze zwischen Israel und Libanon, der »Blauen Linie«, und untersagt jegliche militärische Aktionen des israelischen Militärs.

* Aus: junge Welt, 30. Januar 2010


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