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Zehn Gründe die Atomwaffen abzuschaffen / Ten Reasons to Abolish Nuclear Weapons

Von David Krieger / By David Krieger, President, Nuclear Age Peace Foundation

Am 26. Juni 2003 veröffentlichte das TFF-Transnational Foundation for Peace and Future Research in Stockholm einen Text von TFF-Beiratsmitglied David Krieger, in dem in 10 Thesen begründet wird, warum die Welt keine Atomwaffen braucht und sie demnach diese tunlichst und möglichst schnell abschaffen sollte.
Die 10 Thesen, die wir im Folgenden auch im englischen Original dokumentieren, lauten - frei übertragen -:

(1) Erfüllt die bestehenden Verpflichtungen. Zunächst geht es darum, die von den fünf Atomwaffen besitzenden Staaten eingegangenen internationalen Verträge und Verpflichtungen einzuhalten. Hierzu zählen insbesondere der Nichtverbreitungs-Vertrag (NPT) und die auf den Überprüfungskonferenzen (1995, 2000) zu diesem Vertrag gemachten Versprechungen. Auch Indien und Pakistan haben sich bereit erklärt, ihre Atomwaffen zu vernichten, wenn die fünf offiziellen Atomwaffenstaaten dies ebenfalls tun. Das einzige Land mit Atomwaffen, das ein solches Versprechen nicht abgegeben hat, ist Israel. Aber auch Israel dürfte für die Idee gewonnen werden, wenn die andren Staaten mit gutem Beispiel vorangehen. David Krieger weist schließlich auch auf das Gutachten des IGH (Internationaler Gerichtshof) in Den Haag vom Juli 1996 hin, in dem festgestellt wurde, dass es Verpflichtungen zu einer Reduzierung der Atomwaffen auf Null gibt.

(2) Beendet die Proliferation von Atomwaffen. Die Weigerung der Atomwaffenstaaten, ihre Atomwaffen zu beseitigen, begünstigt die Proliferation. Wenn Atomwaffenstaaten argumentieren, sie müssten die Atomwaffen für ihre Sicherheit behalten, ist es nachvollziehbar, dass andere Staaten mit schwächeren Streitkräften sich entschließen, ebenfalls nach Atomwaffen zu streben. Ohne substanzielle atomare Abrüstung ist sogar der NPT in Gefahr, der im Jahr 2005 erneut überprüft werden soll.

(3) Verhindert nuklearen Terrorismus. Die Existenz und die Produktion von Atomwaffen gefährden unsere Sicherheit, weil sie terroristische Gelüste wachrufen. Atomwaffendepots und -produktionsanlagen können terroristischen Anschlägen ausgesetzt sein, Atomwaffen oder atomwaffenfähiges Material kann gestohlen werden. Besonders verwundbar sind entsprechende Anlagen in Russland wegen ihrer schwachen Kommando-und Kontrollsysteme.

(4) Vermeidet atomare Unfälle. Das Risiko eines durch fehlerhafte Kommunikation, Abschätzung oder Funktionsweise zufällig ausgelösten Krieges ist besonders groß, wenn Tausende von Atomsprengköpfen stationiert und auf einer hohen Alarmstufe sind. Das Risiko verschärft sich durch die geringen Vorwarnzeiten, in denen ein Staat noch entscheiden kann, ob er atomar angegriffen wird oder ob es nur ein Versehen ist. Da das Frühwarnsystem Russlands dadurch stark beeinträchtigt ist, dass viele Teile des Systems sich heute außerhalb des Landes befinden, wächst die Wahrscheinlichkeit eines nuklearen "Zufalls".

(5) Beendet die unmoralische Drohung mit Massenmord Es ist höchst unmoralisch, die Sicherheit einer Nation auf die Drohung zu stützen, andere Städte zu zerstören und potenziell Millionen von Menschen zu töten ("atomare Abschreckung"). Abschreckung ist eine gefährliche Politik. Ihre Umsetzung bringt die Menschheit insgesamt und die meisten Formen des Lebens auf unserer Erde in Gefahr, ausgelöscht zu werden.

(6) Beseitigt die Konzentration von Macht. Atomwaffen höhlen auch die Demokratie aus, d wenigen Menschen die Macht übertragen wird die Welt zu zerstören. Niemand sollte über eine solche Macht verfügen. Wenn diese Menschen einen Fehler machen, muss jeder Mensch auf der Welt dafür büßen

(7) Fördert demokratische Offenheit. Entscheidungen über Atomwaffen sind größtenteils unter Ausschluss der Öffentlichkeit getroffen worden. Beispielsweise ist die Nuklearpolitik der USA in Dokumenten enthalten, die als streng geheim klassifiziert werden. Ausgerechnet in diesem für die Menschheit wichtigsten Politikfeld gibt es keine auf Wissen gegründete Zustimmung der Völker.

(8) Stoppt den Abfluss von Ressourcen. Atomwaffen haben die Ressourcen, einschließlich der wissenschaftlichen Ressourcen, von anderen produktiveren Anwendungsbereich abgezogen. Nach einer Studie der Brookings Institution von 1998 haben allein die USA zwischen 1940 und 1996 mehr als 5,5 Billion Dollar für ihre Atomwaffenprogramme ausgegeben. Die USA fahren fort, jährlich zwischen 25 und 35 Milliarden Dollar für die Forschung, Entwicklung und Erhaltung ihres Atomwaffenarsenals auszugeben. Alle dies falsch ausgegeben Mittel bedeuten einen Verlust an Chancen zur Verbesserung der Gesundheit, der Bildung und des Wohlstands für die Menschen dieser Welt.

(9) Hört auf den Rat hervorragender Führer ("distinguished leaders"). Bekannte Persönlichkeiten auf der ganzen Welt, unter ihnen Generäle, Admiräle, Staatschefs, Wissenschaftler und Friedensnobelpreisträger haben vor den Gefahren gewarnt, die von den Atomwaffen ausgehen. Diese Warnungen blieben von den führenden Politikern der Atomwaffenstaaten bisher ungehört.

(10) Übernehmt unsere Verantwortung. Wir alle haben eine Verantwortung gegenüber unseren Kindern, Enkelkindern und künftigen Generationen, der nuklearen Bedrohung ein Ende zu setzen. Das ist eine einzigartige Verantwortung in der Geschichte der Menschheit. Wenn wir nicht die Verantwortung akzeptieren, für eine atomwaffenfreie Welt zu sprechen und zu handeln - wer wird es dann tun?

Übertragung: P. Strutynki


PressInfo 184
June 26, 2003

1. Fulfill Existing Obligations. The nuclear weapons states have made solemn promises to the international community to negotiate in good faith to achieve nuclear disarmament. The United States, Russia, Britain, France and China accepted this obligation when they signed the Non-Proliferation Treaty (NPT), and extended their promises at the 1995 NPT Review and Extension Conference and again at the 2000 NPT Review Conference. India and Pakistan, which are not signatories of the NPT, have committed themselves to abolish their nuclear arsenals if the other nuclear weapons states agree to do so. The only nuclear weapons state that has not made this promise is Israel, and surely it could be convinced to do so if the other nuclear weapons states agreed to the elimination of their nuclear arsenals. The International Court of Justice, the world's highest court, unanimously highlighted the obligation to nuclear disarmament in its 1996 Opinion: "There exists an obligation to pursue in good faith and bring to a conclusion negotiations leading to nuclear disarmament in all its aspects under strict and effective international control." This means an obligation to reduce the world's nuclear arsenals to zero.

2. Stop Nuclear Weapons Proliferation. The failure of nuclear weapons states to act to eliminate their nuclear arsenals will likely result in the proliferation of nuclear weapons to other nations. If nuclear weapons states continue to maintain the position that nuclear weapons preserve their security, it is only reasonable that other nations with less powerful military forces, such as North Korea, will decide that their security should also be maintained by nuclear arsenals. Without substantial progress toward nuclear disarmament, the Non-Proliferation Treaty will be in jeopardy when the parties to the treaty meet for the NPT Review Conference in the year 2005.

3. Prevent Nuclear Terrorism. The very existence of nuclear weapons and their production endanger our safety because they are susceptible to terrorist exploitation. Nuclear weapons and production sites all over the world are vulnerable to terrorist attack or to theft of weapons or weapons-grade materials. Russia, due to the breakup of the former Soviet Union, has a weakened command and control system, making their substantial arsenal especially vulnerable to terrorists. In addition, nuclear weapons are not helpful in defending against or responding to terrorism because nuclear weapons cannot target a group that is unlocatable.

4. Avoid Nuclear Accidents. The risk of accidental war through miscommunication, miscalculation or malfunction is especially dangerous given the thousands of nuclear warheads deployed and on high alert status. Given the short time periods available in which to make decisions about whether or not a state is under nuclear attack, and whether to launch a retaliatory response, the risk of miscalculation is high. In addition, the breakup of the former Soviet Union has weakened Russia's early warning system, since many parts of this system were located outside of Russia, and this increases the likelihood of a nuclear accident.

5. Cease the Immorality of Threatening Mass Murder. It is highly immoral to base the security of a nation on the threat to destroy cities and potentially murder millions of people. This immoral policy is named nuclear deterrence, and it is relied upon by all nuclear weapons states. Nuclear deterrence is a dangerous policy. Its implementation places humanity and most forms of life in jeopardy of annihilation.

6. Reverse the Concentration of Power. Nuclear weapons undermine democracy by giving a few individuals the power to destroy the world as we know it. No one should have this much power. If these individuals make a mistake or misjudgment, everyone in the world will pay for it.

7. Promote Democratic Openness. Decisions about nuclear weapons have been made largely in secrecy with little involvement from the public. In the United States, for example, nuclear weapons policy is set forth in highly classified documents, which are not made available to the public and come to public attention only by leaks. On this most important of all issues facing humanity, there is no informed consent of the people.

8. Halt the Drain on Resources. Nuclear weapons have drained resources, including scientific resources, from other more productive uses. A 1998 study by the Brookings Institution found that the United States alone had spent more than $5.5 trillion on nuclear weapons programs between 1940 and 1996. The United States continues to spend some $25-$35 billion annually on research, development and maintenance of its nuclear arsenal. All of these misspent resources represent lost opportunities for improving the health, education and welfare of the people of the world.

9. Heed Warnings by Distinguished Leaders. Distinguished leaders throughout the world, including generals, admirals, heads of state and government, scientists and Nobel Peace Laureates, have warned of the dangers inherent in relying upon nuclear weapons for security. These warnings have gone unheeded by the leaders of nuclear weapons states.

10. Meet Our Responsibility. We each have a responsibility to our children, grandchildren and future generations to end the threat that nuclear weapons pose to humanity and all life. This is a responsibility unique in human history. If we do not accept responsibility to speak out and act for a world free of nuclear weapons, who will?

Source: TFF-The Transnational Foundation for Peace and Future Research; www.transnational.org


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