Die Welt zu Gast in Kassel
Friedenspolitische Veranstaltungsreihe im Rahmen des Bildungszeltes "Was tun?" des documenta 12 Beirats
Die Welt zu Gast in Kassel? Der "Friedenspolitische Ratschlag" ist doch erst Anfang Dezember. Vorläufig geht es "nur" um die Documenta, jenes Ereignis, das Kassel für 100 Tage zum Anziehungspunkt für Kunstliebhaber aus aller Welt macht.
Im Rahmen der documenta 12 wird es verschiedene Veranstaltungsreihen geben. Eine wird von der AG "Bildung und Migration" des documenta 12 Beirats verantwortet und findet statt im eigens dafür errichteten "Bildungszelt" (auf dem Gelände des Kulturzentrums Schlachthof in der Kasseler Nordstadt).
In diesem Rahmen finden vier Veranstaltungen statt, die sich mit grundlegenden Fragen von Migration, Flucht, Vertreibung und Krieg auseinandersetzen. Veranstalter sind das Kasseler Friedensforum und die AG Friedensforschung der Uni Kassel.
Veranstaltungen im Bildungszelt des documenta 12 Beirats am Kulturzentrum Schlachthof, Mombachstraße 21
Das sind die vier Veranstaltungen mit friedenspolitischem Bezug:
1. Abend:
EU-Militarisierung und "Festung Europa":
Ein rassistisches Projekt zur
Abwehr der Habenichtse
aus der Dritten Welt
Es sprechen:
Sevim Dagdelen, MdB *
und Peter Strutynski, Kassel
Donnerstag, den 28. Juni 2007 um 19:00 Uhr
* Sevim Dagdelen, Mitglied des Bundestags, migrationspolitische Sprecherin der Fraktion DIE LINKE; Gründungsmitglied „Bundesverband der Migrantinnen“.
Am 13. Juni 2007 hat der Innenausschuss des Bundestags die Reform des Zuwanderungsrechts beschlossen. Damit, so die Bundestagsabgeordnete Sevim Dagdelen, habe die Regierungskoalition "einen weiteren Angriff auf die Menschenwürde von Flüchtlingen, Migrantinnen und Migranten abgesegnet".
"Die Gesetzesänderung folgt der rassistischen Einteilung und der damit verbundenen Abwertung von Menschen nach ihrer ökonomischen Nützlichkeit", so Dagdelen weiter. Der deutschen und europäischen Migrationspolitik geht es um die Abschottung der "Festung Europa" – auch militärisch. Mit tödlichen Folgen: Nach Schätzungen sind über 10.000 Menschen im vergangen Jahr bei dem Versuch gestorben, nach Europa zu gelangen. Bundesweit sind 351 Menschen dieser Flüchtlingsabwehrpolitik zum Opfer gefallen. Zudem geht es um einschneidende Sanktionen im Rahmen einer sozialpolitischen "Selektion". Gerade Migrantinnen und Migranten sind die Leidtragenden dieser Politik. Statt die aufenthaltsrechtliche Situation zum Schutz Zwangsverheirateter oder Zwangsverschleppter zu verbessern, beschneidet die Koalition die Rechte beim Ehegattennachzug. Selbst der Nachzug zu eingebürgerten deutschen Staatsangehörigen wird von der Sicherung des Lebensunterhalts abhängig gemacht. Damit werden "Deutsche" zweiter Klasse geschaffen.
Veranstalter: Kasseler Friedensforum
(Flugblatt als pdf-Datei)
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2. Abend:
Ethnische Säuberungen, Vertreibung und Krieg
Von den Kriegen im ehemaligen Jugoslawien
zur Unabhängigkeit des Kosovo?
Es spricht:
Eckart Spoo, Berlin, Journalist *
Montag, den 2. Juli 2007 um 19:00 Uhr
* Eckart Spoo ist Journalist und Herausgeber der Zeitschrift Ossietzky. Er erlebte den Nato-Krieg (1999) mit und war im April 2007 gemeinsam mit dem Schauspieler Rolf Becker und dem österreichischen Schriftsteller Peter Handke im Kosovo. Sie haben dort das Preisgeld des (alternativen) Berliner-Heinrich-Heine-Preises von Peter Handke an die Bewohner der verarmten serbischen Enklave Velica Hoca übergeben.
Auch 8 Jahre nach den NATO-Luftangriffen auf Serbien und den Kosovo sind die sozialen, ökonomischen und politischen Probleme der Region ungelöst. Kriegsfolgen und neoliberale Wirtschaftszwänge haben sie sogar noch verschärft.
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Welche Ursachen führten im Kosovo zu Bürgerkrieg, Vertreibung und Emigration?
- Welche Rolle hat die Nato hierbei übernommen?
- Warum hat die Nato massiv Infrastruktur, Industrie und zivile Objekte angegriffen?
- Was sind die Folgen des völkerrechtswidrigen Nato-Angriffes von 1999?
- Kann der UN- Sicherheitsrat durch die Zustimmung für einen unabhängigen Kosovo eine Perspektive für den Frieden bieten oder ist die Loslösung des Kosovo ein neuer Eskalationsschritt?
- Seit 1999 flohen 220.000 Menschen unter den Augen der KFOR aus dem Kosovo. Welche Rolle spielen sie beim Kosovo-Konflikt heute?
- Welche Folgen könnte es haben, wenn die USA den Kosovo auch ohne die Zustimmung des UN-Sicherheitsrates anerkennen?
Veranstalter: Kasseler Friedensforum
(Flugblatt als pdf-Datei)
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3. Abend:
Land für Frieden?
Ursachen und Perspektiven des israelisch-palästinensischen Konflikts
Es spricht:
Prof. Dr. Werner Ruf *
Montag, 20. August 2007, 19:00 Uhr
Veranstalter: AG Friedensforschung an der Uni Kassel in Zusammenarbeit mit dem Kasseler Friedensforum
Der israelisch-palästinensische Konflikt gilt gemeinhin als der „Zentralkonflikt“ im krisengeschüttelten und waffenstarrenden Nahen und Mittleren Osten. Flucht, Vertreibung, Umsiedlungen, Kriege und Bürgerkrieg, Besatzung, Inti-fada und Attentate, gezielte Tötungen und Mauerbau kennzeichnen die an-dauernden Gewaltverhältnisse in der Region. Lösungen sind möglich, aber nur schwer durchzusetzen.
* Werner Ruf war bis zu seiner Emeritierung Hochschullehrer für Internationale Beziehungen an der Universität Kassel.
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4. Abend:
Migration, Flucht und Vertreibung:
"Die Abschaffung des Asyls und die Militarisierung der Grenzüberwachung in den Staaten der EU"
Montag, 27. August 2007, 19:00 Uhr
Es spricht:
Ernesto Kiza, Freiburg
Veranstalter: AG Friedensforschung an der Uni Kassel in Zusammenarbeit mit dem Kasseler Friedensforum
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