Zerstörung und Wiederaufbau Jugoslawiens: Ein düsteres Bild
Die Wirkung der Uranmunition. Opposition veröffentlichte "Weißbuch der Herrschaft Milosevics"
Von Ilina Fach
Ein düsteres Bild der aktuellen Lage in Jugoslawien geht aus den
offiziellen Statistiken hervor, welche die demokratische Opposition unter
dem Titel "Weißbuch der Herrschaft Milosevics" veröffentlichte. Ilina Fach (Marburg), die sich längere Zeit in Serbien aufhielt, übersetzte und kompilierte wesentliche Ergebnisse dieser Studie. Wir geben im Folgenden wieder, was Ilina Fach daraus und aus eigener Anschauung über die Situation in Jugoslawien in Erfahrung bringen konnte.
Flüchtlinge
In Jugoslawien leben infolge der Bürgerkriege und des Nato-Kriegs etwa eine
Million Flüchtlinge (1996 waren es noch 646.066, 1997/98 stabilisierte sich
die Situation, vor, während und nach dem NATO-Krieg kam es zu erneuten
Flüchtlingsbewegungen). Sie sind die wirklichen Opfer der Kriege und
Sanktionen.
Mehr als 200.000 (Der Amselfelder Letter spricht von 350.000) sind aus dem
Kosovo und Metochien ohne "humanitären" Aufschrei der westlichen
Politiker und Medien geflüchtet. Täglich werden es mehr, weil die UCK oder
ihre Nachfolgeorganisation unter Aufsicht der KFOR-Truppen ihre Häuser
anzündet, sie ungestraft ermordet. Den von ihnen Verschleppten würden Organe
herausoperiert, um sie meistbietend im Westen zu verkaufen, erzählte mir ein
jugoslawischer Arbeitsemigrant. Kinder werden getötet.
Die erste Flüchtlingswelle nahmen die Verwandten auf, die zweite wurde in
Belgrad in Hotels untergebracht, die dritte in Kellern der Krankenhäuser,
die dann von der NATO bombardiert wurden. Die letzte Flüchtlingswelle wurde
in Lagern untergebracht, z.B. in der Nähe von Kragujevac, unter
unvorstellbaren Zuständen. Frauen, Männer und Kinder leben dort in einem
großen Raum. Ihre Intimität wird durch Einbauten von Holzwänden in der
Breite eines Familienbettes notdürftig voreinander getrennt. Ohne Hoffnung
auf Rückkehr in ihre Heimat, auf Arbeit und Ausbildung werden die
Flüchtlinge krank und depressiv. Kriminalität blüht auf, wie die Statistik
zu wachsender Jugendkriminalität belegt. Flüchtlinge, wie die Roma aus dem Kosovo, leben in Belgrad z.T. unter den Brücken oder unter langsam vor sich hinmodernden Schiffen.
Vor dem Krieg war das Kosovo eine kleine Idylle mit geweißelten Häusern, in
denen sich die Menschen freundlich begegneten, wie mir ein Arbeitsemigrant
erzählte, der noch 1998 dort war. Ohne Gefahr für ihr Leben konnten in den
Wäldern der Umgebung die Roma übernachten, wie mir eine Roma-Familie in Bonn
erzählte. Nun sind abgesehen von den Wohnhäusern mehr als 100 serbisch-orthodoxe
Klöster und Kirchen im Kosovo und in Metochien von der UCK durch Bomben oder
Brandschatzung zerstört und ausgeraubt. Die Enteignung des Klosterbesitzes
durch die KFOR zwingt die Mönche ihre jahrhundertealten, angestammten Sitze
zu verlassen. Ein Vergleich der im 11. bis 15. Jahrhundert gebauten Kirchen
und Klöster aus dem Kosovo mit Moscheen aus Albanien zeigt gemeinsame
Stilmerkmale. International umherziehende Bauhütten produzierten damals die
Architektur. So zerstören manche der in der UCK vereinten Albaner, die über
die Grenze kamen, Teile der fremden und doch eigenen Kultur und die
KFOR-Soldaten begreifen nicht, daß damit auch unser aller Kulturerbe, die
frühesten Zeugnisse der Kultur Europas unwiederbringlich verloren gegangen
sind.
Bevölkerungswachstum
Die Geburtsrate von Serbien (ohne Kosovo und Metochien) geht von 1987 bis
1998 stetig bergab, nimmt man die Geburtsrate dieser Gebiete hinzu, so
stabilisiert sie sich in den Jahren 1990 bis 1996, um mit dem Auftreten der
UCK ebenfalls abzufallen. Die Sterblichkeitsrate stieg in Serbien von etwa
10,5 % im Jahr 1987 auf 12,9% im Jahr 1998 an, die Sterblichkeitrsrate von
Serbien einschließlich Kosovo und Metochien wuchs von 9,6 % auf 10,5 % im
Jahr 1997. Hierin kommt die hohe Geburtenrate unter Albanern zum Ausdruck,
die zu einem überproportionalen Bevölkerungswachstum in diesen Gebieten oder
einer Abschwächung der Sterblichkeitsrate in Rest-Jugoslawien führten. Das
natürliche Bevölkerungswachstum in Serbien sank demzufolge von 2 % auf -3 % in den Jahren von 1987-1998 mit einer kleinen Stabilitätsphase in
den Jahren 1992-1995, in Serbien einschließlich Kosovo und Metochien von 6 %
auf 1,9%.
Immer weniger Ehen werden geschlossen infolge der Unsicherheit,
die mit Kriegen, Sanktionen, Arbeitslosigkeit und Inflation einhergeht (etwa
53.000 im Jahr 1987 in Serbien, 67.000 einschließlich Kosovo und Metochien
stehen 40.000 im Jahr 1998 in Serbien und etwa 53.000 einschließlich Kosovo
und Metochien). Der Alterungsindex steigt dagegen sowohl in Serbien (40% im
Jahr 1987 auf 65% im Jahr 1997, als auch in Serbien einschließlich Kosovo
von 59% auf 89%).
Gesundheit
Die Zahl der Herzkreislauf- und zerebral-vaskulären Erkrankungen stieg von
1987 bis 1996 mit minimalen Abweichungen stetig von etwa 52.000 auf etwa
62.000 an. Sie sind ein Indikator für den Streß, der mit dem Kampf ums
Überleben unter Krieg und Sanktionen zusammenhängt.
Verbrechens- und Suizidstatistik
Die Zahl der Morde stieg sowohl in Serbien als auch in Serbien,
einschließlich von Kosovo von 1989-1995 stetig von etwa 170 auf etwa 320,
fiel im Jahr 1996 auf etwa 270, um dann mit Auftreten der UCK 1997 wieder
auf 320 anzusteigen, in Serbien auf etwa 300. Die Zahl der gemeldeten
Straftaten stieg von etwa 280 im Jahr 1989 auf 420 im Jahr 1999, die Zahl
der Bestraften im selben Zeitraum von 170 auf etwa 280. Daraus geht hervor,
daß eine große Anzahl von Morden nicht aufgeklärt wird.
Mit Beginn der Bürgerkriege 1990-1995 und als Folge der mit den
Interventionen einhergehenden Misere begeht eine stetig wachsende Anzahl an
Menschen Selbstmord (von 1990 waren es 1.250 Menschen, 1991 fast 1500 sowohl
in Serbien wie im Kosovo, 1992 und 1993 zwischen etwa 1.650 und 1.620, 1997
fast 1.700, mit geringerem Umfang in Serbien mit Kosovo).
Die wirtschaftliche Entwicklung in Zahlen und Kennziffern
Das statistische Amt der Republik Jugoslawien belegt, daß das
gesellschaftliche Gesamtprodukt von 1987 bis 1989 stabil bei etwa 100 % lag,
danach infolge der Kriege bis 1993 auf etwa 40 % sank, sich langsam bis 1998
erholte, auf 60 % anstieg, um dann erneut infolge der Nato-Bomben auf 40 %
zu fallen.
Das Pro-Kopf-Einkommen der Bevölkerung (=Bruttoinlandprodukt) verhielt sich
ähnlich, der Index des phyischen Umfangs der Industrieproduktion sank in den
Jahren 1987 bis 2000 von der Indexzahl 100 auf etwa ein Drittel infolge der
internationalen ökonomischen Sanktionen, der Hyperinflation, der Kriege und
Bombeneinkreisung durch die NATO.
Die Entwicklung des gesellschaftlichen Gesamtprodukts der ehemaligen
Republiken Jugoslawiens stellt sich so dar, daß Sloveniens
gesellschaftliches Gesamtprodukt von 1987 von 100% bis 1992/1993 drastisch
auf etwa 80 % sank, um dann wieder bis 1999 auf ca. 100 % anzuwachsen,
dasjenige von Kroatien sank im selben Zeitraum von 100 % auf etwa 58 %, um
bis 1999 auf ca. 80 % anzusteigen; das gesellschaftliche Gesamtprodukt von
Makedonien sank in denselben Zeitspannen von 100 % auf ca. 65 %, um bis 1999
auf etwa 70 % anzuwachsen. Dagegen sank es in der serbischen Republik
Jugoslawien im selben Zeitraum von 100 % auf etwa 42 %, erholte sich langsam
bis 1998 auf etwa 58 %, um 1999 infolge der NATO-Bombardierung erneut auf
ca. 40 % zu fallen.
Das gesellschaftliche Gesamtprodukt der serbischen Republik Jugoslawien
entwickelte sich im Vergleich zu Transformationsländern am schlechtesten.
Für das Jahr 1987 wird 100 % für alle Republiken angenommen. In Polen
verlief die Entwicklung am günstigsten. Von 1987 bis 1991 sank es zwar von
100 auf unter 90 %, stieg danach aber stetig bis 1999 auf 130 %. Die
Tschechoslowakei schnitt etwas schlechter ab, blieb aber mit einer
Abschwungphase auf etwa 100 % im Jahr 1999 stehen. Für Albanien stieg das
gesellschaftliche Gesamtprodukt bis 1989 auf 110 %, sank bis 1991 und 1992
drastisch auf etwa 70 %, erholte sich bis 1996 mit über 90 %, sank aber bis
1997 auf unter 90 %, um wieder bis 1999 auf 100 % anzusteigen. Die
Entwicklung von Bulgarien und Rumänien verlief ähnlich. Seit 1987 sank das
gesellschaftliche Gesamtprodukt beider Staaten auf etwa 70 % bzw. 80%, um
sich bis 1995 zu stabilisieren, fiel dann bis unter 70% (Bulgarien) im Jahr
1997, um auf den gemeinsamen Stand von etwa 70 % einzupendeln.
Nur die serbische Republik Jugoslawien hatte, ausgehend von einer stabilen
Phase von 1987-1989, in den Jahren von 1989 bis 1993 einen ständigen Fall
des gesellschaftlichen Gesamtproduktes zu verzeichnen von etwa 100 % auf
etwas über 40 %, stieg bis 1998 auf etwa 50 %, um erneut 1998 und 1999 auf
etwas über 40% abzusinken. Verantwortlich sind hierfür die Bürgerkriege und
die NATO-Aggression.
Gegenüber dem Lebenshaltungsniveau (=Bruttoinlandprodukt pro Erwerbstätiger)
der Republik Slovenien, die mit Ausnahme der Jahre 1991-1994 ein stabiles
Wachstum von 1990 bis 1999 von etwa 9.000 US-Dollar auf 10.000 US-Dollar
aufwies, sank dieses für die serbische Republik Jugoslawien von etwa 3.000
US-Dollar im Jahr 1990 auf 1.500 im Jahr 1993, stieg bis 1998 auf etwa 2000,
um wieder 1999 auf den Stand von 1993 abzufallen. Während die Monatslöhne in Slovenien von 1992 bis 1999 von 600 DM auf etwa 1.100 DM stetig stiegen, stagnierten die Löhne von Serbien oder nahmen ab. 1992 waren es noch 180 DM, 1994 nur noch 20 DM, sie stiegen bis 1997/1998 auf etwa etwas über 200 DM an, um nach der NATO-Bombardierung auf unter 100 zu fallen.
Auch bei der
Ausfuhr und Industrieproduktion schnitt Serbien gegenüber
Slovenien seit 1992 drei- bis viermal so schlecht ab. Während Serbien noch
von 1987 bis 1991 die Ausfuhrleistungen der Slovenen etwa um ein Viertel
überragte, kehrte sich dieses Verhältnis drastisch um. Während die
Industrieproduktion von Slovenien in den Jahren 1987 bis 1993 von 100% auf
70% sank und sich dort einpendelte, sank die Industrieproduktion Serbiens
mit minimaler Erholung in den Jahren 1994-1998 auf etwa 40%, im Jahr 1999
auf etwa 31 %.
Die realen Ausgaben pro Erwerbstätiger machen deutlich, daß die Ausgaben von
1987 bis 1991 in etwa stabil bei 100 % blieben, dann bis 1993 auf 20 %
fielen, um wieder auf 80 % bis zum Jahr 1997 anzusteigen.
Die
Landwirtschaft kann als Basis des Sozialfriedens angesehen werden, weil
sie in den Jahren 1987 bis 1990 etwa stabil bei 100 % und etwas drüber
liegt. Nur 1992 und 1993 sinkt sie auf etwa über 80%, um dann bis 1997
leicht wieder auf über 90 % anzusteigen. Selbst während der
Nato-Bombardements mähten die Bauern ihr Korn auf den Feldern, unbeeindruckt
von der giftigen Rauchwolke über Pancevo, die sich über sie und die Felder
legte. Die landwirtschaftlichen Erträge in Kg pro Hektar Weizen zeigen, daß
die Produktion in der Vojvodina, in Serbien und anderen Regionen sich
jeweils zu Bürgerkriegs- und NATO-Kriegszeiten geringfügig verringerte.
Einschnitte in der landwirtschaftlichen Produktions gab es zwar auch,
allerdings in der Vojvodina am geringsten. Sie ist die Kornkammer von
Serbien. Dennoch sanken die landwirtschaftlichen Erträge insgesamt von etwa
5.000 kg/ha und etwas unter 6.000 kg/ha in den Jahren 1987, 1988 auf weniger als
4.000 kg./ha bis zum Jahr 1999 in der Vojvodina, während sie in der Republik
Serbien von 3.000 bis 4.000 kg/ha in den Jahren 1987, 1988 bis zum Jahr
1992/1996 auf 2.000 kg./ha sanken, um langsam wieder auf das Niveau von
3.000 kg./ha anzusteigen. Der landwirtschaftliche Viehbestand an Kühen,
Schafen und Schweinen ist seit 1987 stetig gefallen, mit besonders großen
Einschnitten in den Jahren 1993 und 1998 (von etwa 1.500 Tausend Kühen auf
rd. 620 Tausend, von über 2.600 Tausend Schafen auf etwas über 1.800
Tausend; von 5.000 Tausend Schweinen auf rd. 4.400 Tausend, mit starken
Einbußen an Vieh in den Jahren 1991, 1993 auf 3.800 bzw. über 3.600
Tausend).
Ausschließlich die
Stromerzeugung ist in etwa in allen Jahren mit
geringen Einbußen beim Stand von 100 % stabil geblieben.
Während in OECD-Ländern die Energiepreise stabil auf etwa 6 cent/kWh blieb,
waren sie in Serbien insbesondere 1992 und 1993 von etwas unter 5 cent/kWh
auf 0,5 cent/kwh gefallen, um bis 1997 auf etwas unter 4 cent/kwh
anzusteigen und dann auf unter 3 cent/kwh zu fallen.
Tourismusindustrie und Übernachtungen gingen drastisch zurück von etwas
unter 4.800 Personen im Jahr 1987 kamen nur mehr etwa 2.400 im Jahr 2000.
Etwas über 13.000 Übernachtungen im Jahr 1987 sanken auf 7-8.000 im Jahr
1998.
Neubauten gingen sowohl in Serbien wie in Serbien mit Kosovo drastisch von
38.000 bzw. etwa 45.000 bis 50.000 in den Jahren 1987-1989 auf 10.000 in
den Jahren 1997/1998 zurück. Milosevic plante jedoch 100.000 Neubauten für junge
Leute. Überall im Land sieht man tatsächlich, wie gebaut wird. Manche Bauten
allerdings stehen schon lange als Bauruine da, ohne einen Finanzier zu
finden.
Desgleichen gingen die
Transportleistungen drastisch zurück: während noch
etwa 6.500 Millionen Tonnen pro km im Jahr 1987 befördert wurde, sank diese
Summe auf unter 1.000 Millionen Tonnen pro km im Jahr 1999.
Die Außenhandelsbilanz belegt, daß in den Jahren 1989 bis 1999 immer mehr
eingeführt als ausgeführt wurde, wobei das Defizit besonders in den
Jahren 1996-1997 wuchs, um 1998 sich langsam abzuschwächen. Der Anteil der
Gesamtausfuhr macht mit Bulgarien 5 %, der russischen Föderation 8 %, Italien
10 %, Deutschland 12 %, Serbische Republiken BiH(RS) 20 %, den restlichen
Ländern 59 % aus. Die Einfuhr aus der Schweiz beträgt 7 %, aus Italien 10 %,
aus Deutschland 11 %, aus Makedonien 12 %, BiH (RS) 20 %, Restliche 40 %.
Die Zahl der
Beschäftigten und Rentner geht generell zurück von 1987 bis 1999 von 3,2 auf ca. 1,6 Millionen. Die Zahl der Nicht-Beschäftigten nimmt proportional zu, von etwa 400.000 im Jahr 1987 auf 750.000 im Jahr 1999 in Serbien, von 525.000 auf ca. 780.000 in Serbien mit Kosovo und Metochien. Damit steigt die Rate der Nicht-Beschäftigten von etwa 16 % im Jahr 1987 auf etwa 28 % im Jahr 1999.
Einkommen und Pensionen
Das Realeinkommen und die Durchschnittsrenten fielen vom Jahr 1990 mit etwas
unter 140 auf 20 im Jahr 1993, erholte sich bis 1998 auf 70-80 und fiel 1999
auf etwa 60.
Der durchschnittliche Monatslohn von Dezember 1990 mit 772 DM fiel im
Dezember 1993 auf 21 DM, stieg langsam bis 1998 auf etwa 180 DM an, um
erneut im Jahr 1999 auf 70 zu sinken.
Bei den monatlichen Renten ist das Verhältnis ähnlich. Sie fielen von 450 DM
im Jahr 1991 auf rd. 50 DM im Jahr 1999.
Das Verhältnis von Renten zu Löhnen in Prozentzahlen ergibt, daß 1987 75 %
ausbezahlt wurden, 1993 noch 70 %, 1999 nur mehr etwa 62 %.
Die Geldausgaben für Strom, kommunale Dienstleistungen und Pensionen
erhöhten sich von 1995 mit 32,15% auf 64,22 % im Jahr 1999, während die
jährliche Wachstumsrate für Preise in der Zeit zwischen 1987 bis 1993 stark
stieg, hielten sich die Preise relativ stabil in den Jahren 1995-1999. Am
größten war die jugoslawische Hyperinflation mit 50% in den Jahren
1992-1994.
Der schwarze Devisenkurs stieg von Februar 1994 bis Februar 2000 stetig, so
daß es zu einigen Bankenzusammenbrüchen kam. In den letzten beiden Wochen
zeigte sich die Inflation etwa an den Kosten für eine Tasse Mokka in einem
Kaffe darin, daß sie die erste 10 Dinar, die nächste bereits 15 Dinar, in
Luxusdampfern 60 Dinar. Bekam man in Banken für 1 DM 20 Dinar, so in
Wechselstuben 29 Dinar, die nächste Woche 30 Dinar, in Montenegro 33 Dinar.
NATO-Bombardierung
Wenn am 6. Oktober 2000 Tony Blair und Präsident Bill Clinton im Fernsehen davon
sprachen, nun müsse vergessen werden, was gewesen sei, so kann das nicht für
die Serben und übrigen Ethnien in der Bundesrepublik Jugoslawien gelten.
Nach etwa 2.300 Luftschlägen der USA und NATO mit 22.000 Tonnen explodiertem
Material (Schätzungen sprechen von 79.000 Tonnen), etwa 20.000 Brandbomben,
5.000 konventionellen Bomben von verschiedenem Gewicht und Zweck,
einschließlich der Waffen mit Depleted uranium, 400 Tomahawks Cruise
missiles, 130 air-to-ground missiles, etwa 27.000
Flugzeugabwürfen (nach NATO-Daten 34.250 Flügen), die 367.000 Tonnen Kerosin
verbrauchten, belaufen sich die geschätzten gesamtökonomischen Schäden in
Jugoslawien auf etwa 29,6 Milliarden US-Dollar. In diese Summe sind
einbezogen: Instrastruktur, wie z.B. Brücken, Elektro-Energie, mit 805,4
Millionen US-Dollar, Wirtschaftsobjekte wie Industrie, Landwirtschaft,
Tourismus und öffentliche Gebäude mit 2.884,2 US-Dollar, Kliniken 373,3
Millionen US-Dollar, nicht-wirtschaftliche Objekte, wie kulturhistorische
Denkmäler, Privathäuser (Vgl. FR Yugoslavia. Report "The consequences
of NATO Bombing for the Environment in FR Yugoslavia", Februar 2000,
S. 11, übersetzt von I. Fach).
Uran-Munition
Nicht einbezogen in die gesamtökonomische Rechnung wurden die durch Abwurf
von (nach NATO-Angaben 35.000 Projektilen, nach jugoslawischen Armeeangaben
etwa 50.000 Projektilen mit) depleted uranium, das etwa 1 bis 1,5 Tonnen
Uran-238 entspricht und langfristige Schäden an der Natur (Erde, Wasser,
Luft) und der Gesundheit der tierischen und menschlichen Bevölkerung
(Störung der Brutzeit, genetische Schäden an tierischen und menschlichen
Föten, Kindern, Frauen, Krebserkrankung der inneren Organe,
Hautveränderungen, Immunerkrankungen, Tod) verursacht. "Bereits die
Inhalierung von kleinsten Partikeln dieses radioaktiven und toxischen
Erd-Luftgemischs verursacht Krankheiten, wie Dermatitis,
Nierenschäden, akute nekrotische arterielle Verletzungen, Krebserkrankungen
der inneren Organe und Tod. Nach einer sehr langen Periode (20-25 Jahre)
tauchen immer noch maligne Veränderungen auf, öfters Carcinome der
Bronchien, osteosarcome, Leukosen, Tumore in der Leber" (ebd. S. 48).
Betroffen sind von der Wirkung dieser nach Genfer Militärkonvention zu
verbietenden, unmenschlichen, langfristig extremes Leid hervorbringenden
Massenvernichtungswaffe: die Bevölkerung von 7 Gebieten der Republik
Serbiens, einem von Montenegro. Die Journalistin Vesna Hacivucovic
berichtete: "Jetzt besteht die Gefahr, daß das wasserlösliche depleted
uranium über das Grundwasser in die Bucht von Montenegro gelangt und dort
dann für Jahrtausende das Meer und über die Fische die Menschen vergiften
wird". 100 Gebiete im Kosovo und in Metochien, darunter am
intensivsten jene Gebiete, in denen die Albaner (mit der höchsten
Geburtenrate der Welt) die Mehrheit ausmachten; KFOR, UNMIK und alle
Anreinerstaaten Europas. Die USA beseitigen auf diese Weise ihre Angst vor
Überbevölkerung.
Ein weiteres, vom Pentagon verschwiegenes heimliches Ziel besteht darin, die
Atomabfälle, die bei der Produktion von Reaktoren, Raketen und Nuklearwaffen
anfallen, kostengünstig zu verklappen. Daher stellten die USA und NATO
bisher keinen Dekontaminationsplan auf. Offiziell soll diese Waffenart die
Abwehr von Tanks effektivieren. Dieses wäre aber mit Titan und Wolfram ohne
die obigen Folgen auch möglich.
"Eine Kampagne informierte die Bevölkerung über die Gefahren dieser
Waffen. Medizinische Prüfungen wurden von den potentiell am meisten
gefährdeten Personen gemacht. Infolge der Streubreite der radioaktiven
Erd-Luftpartikel ist es jedoch sehr schwierig, die Dekontamination des mit
depleted uranium verseuchten Bodens vorzunehmen. Uran 238 gehört zu den
Radionukleiden, deren langfristige Kontamination von Erde, Wasser, Gesteinen
und Luft, von Menschen, Tieren und Pflanzen praktisch unbegrenzt ist.
Beträchtliche Fonds müssen vorgesehen werden, um den größten Umfang des
kontaminierten Bodens wegzubewegen und in speziellen radioaktiven
Abfallkontainern zu plazieren. Dies wird die Assistenz der internationalen
Gemeinschaft erfordern." (ebd. S. 50).
Langfristige Schäden durch Abwurf von depleted uranium
In die gesamtökonomische Rechnung wurden durch depleted uranium
angerichteten langfristigen Schäden an der Natur (Erde, Wasser, Luft) und
Gesundheit (genetische Schäden an Föten, Kindern, insbesondere Frauen, die
für Krebs anfälliger sind) nicht einbezogen. Aus dem "FR Yuguslavia
Report" zu "The Consequences of NATO Bombing for the Environment
in FR Yugoslavia", in Belgrad, Februar 2000, geht die Problematik
dieser Waffen hervor:
-
Der Umfang des aus 3.000-5.000 Geschossen abgefeuerten depleted uranium
entspricht einem Wert von etwa 1-1,5 Tonnen Uran.
-
Damit wurden 8 Gebiete des 44. Längengrads (außerhalb des Territoriums
von Kosovo und Metochien) kontaminiert. Das heißt: 7 Gebiete in der Republik
Serbien und eines in der Republik Montenegro, mit der Gefahr, daß das
wasserlösliche depleted uranium ins Grundwasser gelangt und die Bucht von
Montenegro, das Meer und die Fische die Menschen vergiftet. 100 Landstriche
im Kosovo und Metochien wurden mit depleted uranium bombardiert, am
intensivsten die Gebiete Prizren, Urosevac, Djakovica, Decani und
Djurakovac. Dort feuerten A10A-Flugzeuge der USA nach Angaben der NATO etwa
31.000 Projektile mit depleted uranium, nach Schätzungen der jugoslawischen
Armee etwa 50.000 ab. Zusätzlich schlugen depleted uranium-Waffen in
Gebiete, wie Bujanovac und Podujevo ein, wo der größte Prozentsatz der
Bevölkerung aus Albanern besteht. Dies erregt den Argwohn, ob die Ziele der
USA und NATO in einer systematischen Zerstörung kommender Generationen von
albanischer Bevölkerung bestanden (deren Geburtsrate die höchste der Welt
ist.
-
Zusätzlich zur lokalen Bevölkerung wurden KFOR und UNMIK den Gefahren des
depleted uranium ausgesetzt. Zwar erhielten die KFOR-Soldaten sofort nach
ihrer Ankunft Trinkwasser aus Italien, aber die Einatmung der kontaminierten
Erd-Luft-Partikel war evtl. nicht zu vermeiden. Die Hilfsorganisationen
erfuhren erst durch ausländische Medien von der Wirkung der Bomben.
-
Durch die Explosion der Bomben wurde Hitze frei und ein kontaminiertes
Erd-Luftgemisch bis zu 40 km weit verstreut. Je nach Windrichtung konnten
diese Partikel auch in weitere Gebiete getragen werden. "Basierend auf
der chemischen Aktivität der Uranoxide kann eine umgebende Kontamination in
den Nachbarländern mit Sicherheit erwartet werden. Die Gebiete, wo die
NATO-Luftkrieg stattfand, waren bewohnt. Die Föderative Republik von
Yugoslawien ist ein europäisches Land und die Kreuzung von europäischen
Routen, in östlicher Fahrtrichtung. Absichtlich warfen die NATO-Bomber
unkontrollierte Mengen von radioaktivem Abfall ab und attackierten und
gefährdeten damit Europa."
-
Das Pentagon war sich, wie Bill Metzler in "The
Nation" vom 26. Juni 1997 unter dem Titel "Pentagon Gift -
die große Verheimlichung radioaktiver Waffen" schreibt, der
gesundheits- und umweltschädlichen Wirkung von depleted uranium bewußt. Der
armeeeigene radiologische vereinigte Report empfahl eine Unterdrückung der
Nachrichten, um die Armee vor möglichen internationalen Reaktionen zu
schützen. Die USA rechtfertigten den Einsatz dieser Waffen mit der
Effektivität in der Abwehr von Tanks. Dieses Argument zählt jedoch nicht,
wenn dieselbe Effektivität durch Einsatz von Titan und Wolfram erzielt
werden kann.
-
"Depleted Uranium ist ein Beiprodukt der Aufbereitung von
Brennstäben oder von nuklearen Reaktoren und Nuklear-Waffen. Es ist ein sehr
gefährlicher radioaktiver Abfall und seine Lagerung verursacht ein großes
Problem für jedes Land mit entwickelter Nuklearenergie. Den Grad der Gefahr
illustriert Leonard Dietz in seinem Artikel vom Februar 1980: Eine
Regierungsorder vom State New York zwang die "National Lead
Industries", einen Hersteller von Depleted Uranium Angriffsstücken die
Produktion zu stoppen, da sie den zugelassenen monatlichen Ausstoß an radioaktiven Material in die Luft überschritten hatten. Dieser Wert korrespondiert mit 387 g von Depleted Uranium. Zum Beispiel enthält ein Angriffsstück von nur einer Hülse in den
30 mm Flugzeuggeschossen 298 g von Depleted Uranium." Der
entscheidende Grund, Waffenarten mit depleted uranium zu bestücken, ist
also, daß die USA dadurch große Quantitäten von gefährlichem radioaktivem
Abfall, der zu teuer zu verstauen und zu sichern ist, los werden. So lag es
auch nicht im Interesse der USA und NATO einen Dekontaminationsplan zu
erstellen. Wie Bundeskanzler Schröder auf Anfrage mitteilte, hat auch die
bundesdeutsche Armee keinen aufgestellt, weil diese Aufgabe der
internationalen Gemeinschaft zukomme."
Die kontaminierten Gebiete wurden zuerst von Spezialisten der jugoslawischen
Armee, später von jugoslawischen Wissenschaftlern identifiziert, abgesteckt
und mit Schildern ausgestattet, die auf die Lebensgefahr beim Betreten
hinweisen. Waffenreste und Gebietsproben wurden entnommen, analysiert und in
Atombehältern sicher verwahrt. "Die Gamma Dosis der Kontaktproben
betrug 0,1 mGy/h. [...] Uran hat eine extrem hohe Dichte und Konzentration
von radioaktiven und toxischen Beiprodukten. Wenn ein Urangeschoß auf ein
festes Hindernis trifft, steigt die Temperatur sehr hoch an. Dann verbrennt
10% der gesamten Masse von depleted uranium. Während sich bis zu 70% des
depleted uranium Einschlags in ein oxidiertes Lufterdgemisch ändert, können
seine Partikel durch den Wind, je nach meterologischen Bedingungen, noch
weitere Gebiete vergiften. Uran-238 ist im Wasser und in den
Körperflüssigkeiten schwach löslich, während Uranoxide löslicher sind.
Langfristig können sie das Grundwasser und durch die Pflanzen in Form von
Futter Tiere und Menschen kontaminieren. Bereits die Inhalierung von
kleinsten Partikeln dieses radioaktiven und toxischen Erd-Luftgemischs
(bereits 5 ų) verursacht Krankheiten, wie Dermatitis, Nierenschäden,
akute nekrotische arterielle Verletzungen, Krebserkrankungen der inneren
Organe und Tod. Nach einer sehr langen Periode (20-25 Jahre) tauchen immer
noch maligne Veränderungen auf, öfters Carcinome der Bronchien,
Osteosarcome, Leukosen, Tumoren in der Leber."
Eine Kampagne informierte die Bevölkerung über die Gefahren dieser Waffen.
Medizinische Prüfungen wurden von den potentiell am meisten gefährdeten
Personen gemacht. Infolge der Streubreite der radioaktiven Erd-Luftpartikel
ist es jedoch sehr schwierig, die Dekontamination des mit depleted uranium
verseuchten Bodens vorzunehmen. Uran-238 gehört zu den Radionukleiden, deren
langfristige Kontamination von Erde, Wasser, Gesteinen und Luft, von
Menschen, Tieren und Pflanzen praktisch unbegrenzt ist.
"Beträchtliche Fonds müssen vorgesehen werden, um den größten Umfang
des kontaminierten Bodens wegzubewegen und in speziellen radioaktiven
Abfallkontainern zu plazieren. Dies wird die Assistenz der internationalen
Gemeinschaft erfordern."
Schäden am Naturreichtum Jugoslawiens
"Bis 1999 war die Umgebung der BR Jugoslawien relativ gut bewahrt und
weniger als in Ländern von West-, Zentral- und Osteuropa gefährdet.
Jugoslawien zählte zu einer der 10 artenreichsten Gebiete Europas. Durch die
UN-Sanktionen wurde die Implementation der von Jugoslawien angenommenen
Prinzipien der Agenda 21 auf Eis gelegt. Da die Ökonomie mit reduzierten
Kapazitäten arbeiten mußte, wurde eine Verringerung der Umweltgifte
erwartet, aber entsprechend der restriktiven ökonomischen Möglichkeiten
wurden Investitionen für den Schutz und die Verbesserung der Umwelt
reduziert und die erwarteten Ergebnisse nicht erreicht. Der intensivierte
Gebrauch von natürlichen Ressourcen ließ die Emissionen von Umweltgiften
ansteigen, da. Instandsetzungen und Importe von überschüssigen Teilen
unmöglich waren, und eine arme Qualität konsumiert wurde. Eine geringere
Qualität der Ernteschutzsubstanzen wurden in der Landwirtschaft benutzt. Es
gab einen Anstieg im Transport von gefährlichen Stoffen durch die FR
Jugoslawien und ein Teil der gefährlichen Substanzen kam durch humanitäre
Hilfe ins Land. Die Unterbrechung der internationalen Kooperation hatte
ebenso negative Effekte auf den Umweltschutz. Die Bombardierung der FRY 1999
war ein weiterer Schritt zurück von der verträglichen Entwicklung, welche
die Föderative Republik Jugoslawien 1992 gewählt hatte" (ebd., S. 15).
Konsequenzen für die Biodiversität
Die biologische Vielfalt von Serbien war direkt und indirekt negativen
physischen, radiologischen und chemischen Auswirkungen der Kriegsaktivitäten
ausgesetzt. Es gab eine fortgesetzte Zerstörung der Erd- und
Wasserbevölkerung. Bewohner dieser Gebiete wurden extensiv zerstört.
Toxische Substanzen fließen in tropische Eichen, Micro-Organismen im Wasser,
in Pflanzen als Produzenten von organischer Materie (beide Algen und
Erdpflanzen) und schließlich in den menschlichen Organismus. Diese
mutagenischen, carcinogenen und teratogenen Substanzen zerstören die
genetischen Komponenten der Biodiversivität. Die indirekten Effekte
gefährden ebenfalls die Artenvielfalt, weil der Krieg in einer Periode
stattfand, in der die Befruchtung von Tieren und Pflanzen stattfand (Folge:
Abwesenheit von Vögeln und Insekten, chemische Vergiftung des Wassersystems
und Unterbrechung der Wanderung, Flüge und des Herumschwärmens in der
Frühlingszeit). Betrachten wir alle biologischen Niveaus - molekulare,
zellulare, individuelle Bevölkerung, Arten, Gemeinschaften, Ökosysteme,
Biome und Biosphäre - so beeinflußte der Krieg aufgrund der hierarchischen
Organisation des Lebens die Biodiversivität in Jugoslawien negativ. Diese
Hierarchie ist in einem Zustand dynamischen Gleichgewichts, während Menschen
nur eines der Subsysteme ausmachen. Ein Wechsel in irgend einem Teil des
Systems das ganze System betrifft und all seine Teile. Biodiversivität aller
Arten der ökologischen Interaktionen, die während einer langen
Evolutionsperiode herausgebildet wurden, ist die Basis der Existenz,
Komplexität, Stabilität und das Funktionieren jeden Ökosystems, Biome, wie
die Biosphäre als ein Ganzes und als ein Schlüssel zum Überleben und zur
Evolution jeder Spezies, den homo sapiens eingeschlossen" (ebd., S. 71
f.).
"Die Wasserressourcen der FR Jugoslawien bestehen in einem durchfließenden
Wasser aus anderen Territorien in einer Länge von 175 x 109 m3, der totalen
Wassermenge von 207 x 109 m3. Lokales Wasser umfaßt 32 x 109 m3,
aufbereitetes Wasser 90 x 109 m3, es existiert eine Verdunstung von 58,9 x
10 9 m3. Infolge der Sanktionen war der Transitverkehr auf der Donau nicht
mehr so umfangreich. Für Fluß- und Strandreinigung blieb nicht genug Geld.
Der Krieg hat hier große Schäden angerichtet. Nur noch wenige Schiffe
verkehren seitdem auf der Donau, so daß hierdurch eine Erholung
hinsichtlich der Ölspuren der Tanker zu erwarten ist... Die
NATO-Bombardierung der Flüsse, Sedimente und Industrie wirkte sich negative
auf die Qualität des Wassers, der Sedimente und der Wasserorganismen in den
Flüssen aus, die entweder von den Bombardements selbst betroffen waren oder
sekundär oder langfristig durch Grundwasserverseuchung gefährdet sind. Die
Möglichkeit, dieses Wasser zum Trinken für alle Tiere und Menschen und für
die Landwirtschaft und Fischteiche zu verwenden, wurde maßgeblich gefährdet.
"Der Zustand der Erde: Landwirtschaftlich nutzbarer Boden ist nicht
zerstört durch Übersäuerung und zuviel Alkaloide und hat ein
zufriedenstellendes Niveau hinsichtlich der Biogenese, aber es gibt eine
leichte Schwächung im Humusgehalt. Die Konzentration von riskanten und
gefährlichen Substanzen ist weit von einem alarmierenden Level entfernt,
außer in der unmittelbaren Nachbarschaft von gewissen Gasminen,
industriellen und thermoelektrischen Einrichtungen. Auf diese Weise ist der
Boden sehr vorteilhaft für die Produktion von Nahrungsmitteln von hoher
Qualität.
Bodenschäden oder Bodenerosion verdanken sich unterschiedlichen Faktoren,
einschließlich der häufigsten: Erze, Kohle und offene Eisenminen,
Schwerwasser, Schwermetalle, städtische, ländliche und Wochenendaktivitäten,
verschiedene Sporteinrichtungen, Flugzeuge, Verkehrsadern, Industriekomplexe
und verschiedene chemische Zusammensetzungen, die in der Landwirtschaft
genutzt wurden. Die schlechtere Struktur des Bodens besteht zu 30 % aus
offenen Eisenminen, 20% aus Rückständen, 20% aus Niederschlägen von
verschiedenen Substanzen, 10% aus Besiedlung, und 25% aus Fabriken,
Verkehrswegen und andere Einrichtungen."
Der Zustand der Wälder: Das gesamte Waldland in Jugoslawien umfaßt 2.337,00
Hektar und 2.858,00 Hektar (85 %) sind mit Wald bedeckt. Die gesamte
Waldfläche macht 28 % aus, welches die höchste in Europa ist. Dieses Faktum
ermutigt, da Schäden für Bäume von allen Quellen, verglichen mit den vorigen
Jahren dank der intensiven Art der Aufforstung und des Waldschutzes, in den
letzten Jahren reduziert werden konnten.
Luftqualität: 25 metereologische Stationen, ein lokales städtisches Netzwerk
von 28 speziellen Maßstationen für Luftverschmutzung und ein Netzwerk von 14
Meßstationen für Industriezonen haben die Luftqualität gemessen. Ein
Zielnetzwerk wurde in Belgrad und Pancevo von März bis Juni 1999 errichtet.
Die Prüfung der Luftproben zeigten keine Abweichung von ETL (der
Emissionsgrenzwerte) in Bezug auf die spezifischen Luftverschmutzungen.
Periodische Abweichungen von den beschriebenen Normen für spezielle
Luftverschmutzer wurden in Industriezonen registriert. Vom März bis Juni
1999 war eine beträchtlicher Anstieg des Niederschlags von totaler
Verschmutzung, von ganzen herunterfallenden Teilen, individuellen
Schwermetallen (Cd, Cr, Ni und polycyclischen aromatischen Hydrokarbonen
(PAHs) in den Meßstationen zu bemerken).
Im "FR Yugoslavia Report" vom Februar 2000 in Kapitel 7 heißt es
zu den
Bombenschäden in der Natur:
"Allein im ersten Nationalpark Serbiens (25,525 ha), Fruska Gora, und
in dem einen der Vojvodina, die Heimat für mehr als 1.500 Pflanzenarten,
reicher Fauna (200 Vogelarten), über 20 Baumgemeinschaften und 17 orthodoxen
Klöstern ist, wurden durch 300-500 Bomben und 2 Cluster-Bomben, welche die
NATO und USA vom 4. April bis 8. Juni 1999 abwarfen, 103 Krater produziert.
Diese Krater in einer Tiefe von 5-8 m zerstörten 12.29 ha Erde und alles
Leben darauf. In Iriški Venac, Kraljeve Stolice, Dubocas, Crveni Cot
und Ravne entstanden Waldschäden im Umfang von 4,733 m3. Acht geschützte
Pflanzenarten aus der Roten Liste der gefährdeten Flora erlitten direkten
Schaden und wurden fast vollständig ausgerottet. Beträchtlicher Schaden an
seltenen gefährdeten Vogelarten wurden 72 Tage lang während ihrer
Nistperiode gestört. Während verschiedener Luftangriffe auf den TV-Turm in
Iriski Venac wurde ein Besucherparkzentrum zerstört, ebenso 6 orthodoxe
Klöster in Hopovo, Sisatovac, Ravanica, Mala Remeta, Jazak und Rakovac
(Dinic, Stojsic und Paunovic, 1999).
Darüber hinaus gibt es noch viele Gebiete, in denen die Lage ähnlich
aussieht, z.B. im Kapaonik Nationalpark. Der Park wurde 21 Tage lang mit 72
Projektilen und 10 Clusterbomben, beschossen. Dort gab es 62 Krater mit
einem Umfang von 48 m, 2-8 m Tiefe und einem Gebiet von 176m2. Dieser
Bereich repräsentiert 10,951 m2 des zerstörten Gebiets oder 0,01 % des
gesamten Parks. Rechnen wir das zerstörte Gebiet um die Krater und solche
Landschaften, welche Feuer fingen infolge der Cluster-Bomben, so beträgt das
gesamte Gebiet 54 ha oder 0,46% des Parks. [...]
Konsequenzen für die Biodiversität
Die biologische Vielfalt von Serbien war direkt und indirekt negativen
physischen, radiologischen und chemischen Auswirkungen der Kriegsaktivitäten
ausgesetzt. Es gab eine fortgesetzte Zerstörung der Erd- und
Wasserbevölkerung. Individuen, Teile der Bevölkerung und Bewohner dieser
Gebiete wurden extensiv zerstört. Negative Faktoren sind (und werden es für
eine längere Periode sein), daß Grundelemente der tropischen Eichen, der
Micro-Organismen im Wasser, in Pflanzen als Produzenten von organischer
Materie (beide Algen und Erdpflanzen) getroffen wurden. Toxische Substanzen
fließen in die tropischen Eichen und schließlich in den menschlichen
Organismus. Die Ansammlung dieser Substanzen und ihre kumulierenden Effekte,
ihre mutagenischen, carcinogenen und teratogenen Eigenschaften zerstören die
genetischen Komponenten der Biodiversivität. Die indirekten Effekte
gefährden ebenfalls die Artenvielfalt, welche schon den direkten
Kriegsauswirkungen ausgesetzt war, als die Bevölkerungsstruktur, besonders
jener sensible, wenig umfangreiche Bevölkerung gestört wurde. Diese Effekte
wurden durch die Tatsache befördert, daß der Krieg in einer Periode
stattfand, in der die Befruchtung von Tieren und Pflanzen stattfand (Folge:
Abwesenheit von Vögeln und Insekten, chemische Vergiftung des Wassersystems
und Unterbrechung der Wanderung, Flüge und des Herumschwärmens in der
Frühlingszeit).
Die Kriegsschäden zeitigen negative Folgen hinsichtlich der Biodiversivität
in Jugoslawien aufgrund der hierarchischen Organisation des Lebens,
betrachten wir alle biologischen Niveaus – molekulare, zellulare,
individuelle Bevölkerung, Arten, Gemeinschaften, Ökosysteme, Biome und
Biosphäre. Diese Hierarchie ist in einem Zustand dynamischen Gleichgewichts,
während Menschen nur eines der Subsysteme ausmachen. Behalten wir diesen
Punkt im Bewußtsein, so ist leicht zu verstehen, daß ein Wechsel in irgend
einem Teil des Systems das ganze System betrifft und all seine Teile. Alle
Lebensformen auf unserem Planeten sind mehr als eine Sammlung von
individuellen Arten. Biodiversivität als ein Phänomen schließt alle Arten
der ökologischen Interaktionen und Beziehungen ein, die während einer langen
Evolutionsperiode herausgebildet wurden. Das ist die Basis der Existenz,
Komplexität, Stabilität und das Funktionieren jeden Ökosystems, Biome, wie
die Biosphäre als ein Ganzes und als ein Schlüssel zum Überleben und zur
Evolution jeder Spezies, den homo sapiens eingeschlossen." (S. 67-72)
Wiederaufbau Jugoslawiens ...
Trotz der Sanktionen unternahmen die BürgerInnen des Milosevic-Regimes
enorme Wiederaufbauleistungen seit Kriegsende. Der statistische Bericht der
demokratischen Opposition macht diese deutlich: "Von 334,4 Objekten
der Infrastruktur konnten erst 31,8, vom 258,0 Objekten der
Elektro-Energie-Infrastruktur 40, von 2.609,9 Objekten des
Industriekomplexes 81,9, von 201,0 Privatobjketen 17,9 wiederhergestellt
werden. In Prozentzahlen wurde durch die NATO-Aggression 78,8 % der
Infrastruktur zerstört, davon 10,5 wiederhergestellt, von 82,5 %
bombardierten Wirtschaftsobjekten nur 3,0 %, von 29,9 % zerstörten
Zivilobjekten nur 8,0 %. Insgesamt wurde von 191,2 % der zerstörten Objekte
5 % wiederhergestellt" (ebd., S. 11).
... und die Versprechen des Westens
Bereits kurz nach dem Wahlsieg der demokratischen Opposition in Jugoslawien
zeigt sich, daß die Westeuropäer ihr Versprechen, die Sanktionen aufzuheben,
nur partiell einlösen wollen. Das Flugverbot bleibt aufgehoben und das
Ölembargo wird aufgehoben. Die Banksanktionen bleiben bestehen. Zur Debatte
stehen die Investitionsbeschränkungen, von denen bisher nur 190
jugoslawische Firmen ausgenommen sind, die nachweislich zu Milosevic keine
Verbindung haben. Die USA und NATO-Länder wollen sich Erpressungsmittel in
der Hand behalten. Angesichts des durch den US- und Nato-Krieg in
Jugoslawien angerichteten gesamten ökonomischen Schadens von 29.608,5
Millionen US-Dollar sind die von Holbooke vor der Wahl versprochenen 2,3
Milliarden Euro, die bis 2006 ausgezahlt werden sollen, Wiederaufbauhilfe
ein Tropfen auf den heißen Stein (Tanjug, Beta, INET/BK-TV, 9.10.2000).
Die am 13. Oktober in Biaritz von der Europäischen Union beschlossene
Soforthilfe in der Höhe von 400 Millionen Mark für Serbien ist eine wichtige
Maßnahme, die aber die Probleme nicht löst. Am Beispiel der aus der
Bundesrepublik Jugoslawien ausgeschiedenen Länder konnten die Bürger
erkennen: solche Wiederaufbaugelder fließen zumeist in die Taschen der
Länder, die sie einbezahlt hatten. Bereits während des Kriegs wurde in
Deutschland (GTZ) errechnet, wieviel an Gewinn ein Wiederaufbau bringt. Zum
anderen soll über die Höhe der Wiederaufbauhilfe nun erst verhandelt werden.
Weltbank und Internationaler Währungsfonds erwarten erst die Tilgung der vor
etwa 10 Jahren gemachten Schulden in Höhe von 1,7 Milliarden US-Dollar nach
einem von ihnen vorgeschlagenen neoliberalen Plan (BK-TV/INET, Brüssel,
13.10.2000). Eine Aufrechnung eines Teils der von der NATO verursachten
Schäden mit den offenen Rückzahlungen an die Europäische Bank könnte eine
Lösung bringen. Aber ein solcher Vorschlag wurde bisher nirgens gemacht.
Daher ist ein Elitenwechsel bei weiterer Verarmung Serbiens in Sicht.
Ungeklärt ist die Frage eines Mandats der NATO über den Kosovo, was aus
ihren Interessen wird, wenn sie den Kosovo, wie es in den Gesetzen steht, an
Jugoslawien zurückgeben müssen. Kostunica hat bereits öffentlich
verkündet, daß er als Präsident nur die erste Ordnung des Landes vornehmen
und dann Neuwahlen für dieses Amt ausschreiben wird. Wie dann ein künftiger
Präsident diese Angelegenheiten regelt, bleibt abzuwarten.
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