Dieser Internet-Auftritt kann nach dem Tod des Webmasters, Peter Strutynski, bis auf Weiteres nicht aktualisiert werden. Er steht jedoch weiterhin als Archiv mit Beiträgen aus den Jahren 1996 – 2015 zur Verfügung.

"Richtet den Kopf der Ungläubigkeit hin"

Islamistische Drohungen gegen Präsident Hollande wegen der französischen Militäreinsätze in Afrika *

Während Islamisten gegen Frankreich Terrordrohungen ausstoßen, verschärft sich die Lage im Krisenstaat Zentralafrika.

Als Reaktion auf die französischen Militäreinsätze in Mali und Zentralafrika haben Islamisten mit der Ermordung von Frankreichs Präsident François Hollande gedroht. In einer Botschaft auf einer Internetseite, die dem Terrornetzwerk Al Qaida nahesteht, riefen Islamisten auch zu Anschlägen gegen Frankreich auf: »An unsere einsamen Wölfe in Frankreich, richtet den Kopf der Ungläubigkeit und des Verbrechertums hin.« Hollandes »verfluchte Regierung« solle »terrorisiert« und »in die Luft gejagt« werden. Weder Hollande noch seine Soldaten sollten in Frieden in Frankreich leben.

Dies sei nicht die erste Bedrohung dieser Art, hieß es am Dienstag in Paris in Hollandes Umfeld. Dennoch sei die Regierung »extrem wachsam«. Manchmal sei die Bedrohung jedoch am größten, wenn sie nicht kommuniziert werde. Französische Soldaten kämpfen in Mali gegen islamistische Gruppen im Norden des Landes, in der Zentralafrikanischen Republik geht es darum, die blutigen Unruhen zwischen muslimischen und christlichen Milizen zu beenden.

Die beiden obersten Religionsführer der Zentralafrikanischen Republik wollen bei den Vereinten Nationen gemeinsam um die Entsendung einer UN-Truppe bitten. Der Erzbischof von Bangui, Dieudonné Nzapalainga, und der Präsident der Muslimischen Gemeinschaft des Landes, Omar Kobine Layama, seien auf dem Weg zum UNO-Sitz in New York, berichtete der französische Auslandssender RFI am Dienstag. Davor seien sie durch den Krisenstaat gereist, um sich ein Bild von der Lage zu machen. Die Menschen lebten in Angst, die Gewalt halte an, erklärten sie laut RFI. Deshalb sei die Entsendung einer Blauhelmtruppe nötig. Gleichzeitig forderten die beiden Geistlichen die umgehende Umsetzung einer UN-Resolution, wonach die ausländischen Soldaten, die bereits im Land sind, die bewaffneten Gruppen entwaffnen sollen. Derzeit befinden sich rund 6000 afrikanische und 2000 französische Soldaten vor Ort. Sie sind jedoch nicht in der Lage, das dünn besiedelte Land von der doppelten Größe Polens zu kontrollieren.

Der Erzbischof und der Imam haben dem Bericht zufolge auch einzelne positive Entwicklungen ausgemacht. So lebten Christen und Muslime in den Städten Paoua und Bangassou gut zusammen.

Die Krise in der Zentralafrikanischen Republik begann vor einem Jahr mit dem Putsch der überwiegend muslimischen Rebellenkoalition »Séléka« (Allianz). Seitdem eskaliert die Gewalt zwischen Christen und Muslimen. UNO-Generalsekretär Ban Ki Moon hält die Entsendung einer 12 000-köpfigen Blauhelmtruppe für nötig.

Angesichts der sich verschärfenden Lage in der Zentralafrikanischen Republik beginnt die Welthungerhilfe einen Hilfseinsatz in dem Krisenland. Ein mehrköpfiges Team werde Anfang April die Arbeit in der Hauptstadt Bangui aufnehmen, kündigte der Programmvorstand der Organisation, Mathias Mogge, am Dienstag in Bonn an. Ein erster Mitarbeiter sei bereits auf dem Weg dorthin. Geplant sei eine mehrjährige Präsenz zur Linderung der Not von mehr als 1,3 Millionen hungernden Menschen. Wegen der zunehmenden Gewalt in der Zentralafrikanischen Republik könnten viele Bauern ihre Felder nicht mehr bewirtschaften, erklärte Mogge. Mit Beginn der Regenzeit Ende März werde sich die Situation weiter verschlechtern.

* Aus: neues deutschland, Mittwoch, 12. März 2014


Zurück zur Zentralafrika-Seite

Zur Frankreich-Seite

Zur Frankreich-Seite (Beiträge vor 2014)

Zurück zur Homepage