Kupfer, Gold und blutige Kämpfe
Im indonesischen West-Papua verschärft sich der Konflikt um Rohstoffe und Unabhängigkeit
Von Barbara Barkhausen, Sydney *
Im indonesischen West-Papua scheint der Unabhängigkeitskampf indigener Rebellen zu eskalieren. Die Armee soll ein Massaker in einem Dorf angerichtet haben, die Freiheitskämpfer sollen Soldaten getötet haben. In der rohstoffreichen Region geht es vor allem um wirtschaftliche Aspekte.
Indonesien hält die Zügel seiner rohstoffreichen Provinz West-Papua fest in Händen. Journalisten oder Menschenrechtsorganisationen ist der Besuch der westlichen Halbinsel Neuguineas untersagt. Nachrichten aus der Provinz lassen sich deswegen nur schwer überprüfen. Doch nach den Meldungen der vergangenen Tage und Wochen scheint sich der Konflikt zwischen der indonesischen Armee und einheimischen Freiheitskämpfern zuzuspitzen.
Nach indonesischen Angaben wurden in der vergangenen Woche acht indonesische Soldaten in West-Papua von Freiheitskämpfern erschossen. Die Rebellen beklagen dagegen, eine Anti-Terror-Einheit der Regierung habe ein Massaker in einem Dorf im Hochland West-Papuas angerichtet. Dem australischen Radiosender ABC waren Bilder und Informationen zugespielt worden, laut denen elf Menschen getötet worden seien und weitere 20 vermisst würden. Dieser Vorfall soll sich bereits im April ereignet haben.
Eine Facebook-Seite der Free West Papua Campaign spricht inzwischen schon von 18 Toten und veröffentlichte Namen und Bilder der getöteten Menschen. Der Sprecher der Freiheitskämpfer Jonah Wenda sagte ABC, dass ein ganzes Dorf gezielt angegriffen worden sei, da die Regierung es für eine Hochburg der Aufständischen halte. Der Polizeisprecher in Papua, I Gede Sumerta Jaya, bestritt das Massaker in dem Dorf jedoch. Er sagte dem Sender, die Anti-Terror-Einheit operiere gar nicht mehr in West-Papua.
Indonesien-Experte Damien Kingsbury von der Deakin University in Melbourne hält die Berichte über ein solches Massaker indes für glaubwürdig. Sie passten zu anderen Informationen über Gewalt und Einschüchterung in der Provinz. »Sie stammen von einer zuverlässigen Quelle und ich halte sie für korrekt.« Nach seinen Aussagen hat die Anti-Terror-Truppe schon immer eine harte Linie gegen separatistische Bewegungen in West-Papua verfolgt und häufig Selbstjustiz geübt.
Der ungleiche Kampf in West-Papua ist nicht neu, doch da Indonesien wenig Informationen preisgibt und den Besuch der Provinz beschränkt, geraten nur wenige der vermeintlichen Menschenrechtsverletzungen an die Öffentlichkeit. West-Papua war vor genau 50 Jahren von den Niederlanden im Zuge der Dekolonialisierung an Indonesien abgetreten worden. 1969 stimmten Repräsentanten West-Papuas im so genannten »Act of free Choice« der Zugehörigkeit West-Papuas zu Indonesien zu. Danach kamen jedoch Gerüchte auf, wonach die Repräsentanten der Ureinwohner mit dem eigenen und dem Tode ihrer Familien bedroht worden seien, damit sie für Indonesien stimmen.
Indonesien hat vor allem wirtschaftliche Gründe, die Provinz in seinem Staatsgebiet zu behalten. West-Papua ist rohstoffreich, beispielsweise befindet sich dort die Grasberg Mine, die größte Gold- und eine der größten Kupferminen der Welt. Sie wird vom US-amerikanischen Bergbauunternehmen Freeport betrieben, einem der größten Steuerzahler Indonesiens und angeblich ein finanzieller Unterstützer des indonesischen Militärs. Das soll Freeport vor den Unabhängigkeitskämpfern schützen.
Viele Menschen in West-Papua zweifeln die Legalität des Unternehmens in ihrem Land an. Denn die Amerikaner unterzeichneten ihren Vertrag mit der indonesischen Regierung über den Rohstoffabbau bereits 1967, zwei Jahre bevor West-Papua offiziell seine Zugehörigkeit zu Indonesien bestätigt hatte. Die Grasberg Mine hatte in den vergangenen Wochen bereits Schlagzeilen gemacht, weil bei einem Grubenunglück etliche Arbeiter verschüttet und getötet worden waren.
* Aus: neues deutschland, Dienstag, 28. Mai 2013
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