Menschenrechtspreis geht nach Papua
Von Kristina Neubauer *
Der indonesische Menschenrechtspreis Yap Thiam Hien wird am heutigen Internationalen Tag der Menschenrechte (10. Dez.) an den katholischen Pastor Yohanes Jonga aus der Diözese Jayapura, Provinz Papua, verliehen. Die Jury begründete die Nominierung mit dem außerordentlichen Engagement des Pastors für die Rechte der indigenen Papua. Das West Papua Netzwerk begrüßt die Preisverleihung an Pastor Yohanes Jonga, der im September Gast des West Papua Netzwerkes in Deutschland war.
Sein Einsatz für die Menschenrechte in Papua ist von Entschlossenheit, Mut und Beständigkeit geprägt. Einigen ist Pastor Jonga ein Dorn im Auge, weil er Missstände öffentlich macht und die Verantwortlichen beim Namen nennt. Im Jahre 2007 erhielt er deshalb sogar Morddrohungen: Angehörige der militärischen Sondereinheit Kopassus ließen verlauten, dass man den Pastor lebendig begraben wolle. Nun wird sein konsequenter Einsatz für Wahrheit und Gerechtigkeit mit dem in Indonesien renommierten Yap Thiam Hien - Preis gewürdigt. Dies gab die Jury am Montag, den 7. Dezember 2009, im Gebäude des indonesischen Verfassungsgerichts bekannt. Heute nimmt Pastor Jonga den Menschenrechtspreis in Jakarta entgegen.
Der Vorsitzende der Jury, Todung Mulya Lubis, betonte die Herausforderung für Menschenrechtsverteidiger in Papua: "Die Verteidigung der Menschenrechte in Papua ist von ganz besonderer Schwierigkeit, da Papua wenig mediales Interesse erhält und die Zivilgesellschaft noch wenig ausgebildet ist". Freiheit und Bildung seien für einen Großteil der indigenen Papua nicht gewährleistet, was sie anfällig für Menschenrechtsverletzungen mache. Davon betroffen seien insbesondere Frauen, für deren Rechte sich Pastor Jonga öffentlich immer wieder einsetzt. Trotz der Stigmatisierung als "Frauen-Pastor" oder Unterstützer der Unabhängigkeitsbewegung OPM (Organisasi Papua Merdeka) lässt sich Pastor Jonga nicht von seinem konsequenten und gradlinigen Einsatz für die Menschenrechte in Papua abbringen. Dieser beständige Einsatz sowie die hohe Glaubwürdigkeit des Pastors waren die ausschlaggebenden Kriterien der Jury, Pastor Jonga von 22 Kandidaten für den Yap Thiam Hien - Preis 2009 auszuwählen. Jonga selbst nannte die Ernennung zum diesjährigen Preisträger als eine Würdigung der Opfer von Menschenrechtsverletzungen in Papua. Auf die Situation in Papua aufmerksam zu machen, sei in der Tat keine einfache Aufgabe, sagte der Pastor gegenüber der indonesischen Tageszeitung Kompas. Pastor Jonga ist der zweite Menschenrechtsverteidiger aus Papua, der den Yap Thiam Hien - Preis erhält: Vor genau zehn Jahren war Yosepha Alomang, bekannt auch als "Mama Timika", Preisträgerin.
Die Jury ehrt mit einem Sonderpreis zudem das Lebenswerk des indonesischen Menschenrechtsverteidigers Fauzi Abdullah, der auch für den Yap Thiam Hien - Preis nominiert gewesen war, doch am 27. November im Alter von 60 Jahren verstarb. Fauzi Abdullah hatte sich für die Rechte der indonesischen Arbeiter eingesetzt.
Pastor Yohanes Jonga stammt ursprünglich von der indonesischen Insel Flores und hat einen Großteil seines Lebens in Papua verbracht. Seit 2008 ist er Dekan der katholischen Gemeinde Keerom, Provinz Papua. Die Gemeinde befindet sich an der Grenze zu Papua Neuguinea, die unverhältnismäßig hoch militarisiert ist. In einer Atmosphäre der Angst und Schutzlosigkeit ist Pastor Jonga eine angesehene Vertrauensperson der indigenen Gemeinschaft dort. Im September 2009 besuchte Pastor Jonga auf Einladung des Faith-based Networks on West Papua Europa und berichtete gegenüber den Vereinten Nationen in Genf und der Europäischen Union in Brüssel über die aktuelle Menschenrechtssituation in Papua. In Deutschland wurden er und die indonesische Menschenrechtsverteidigerin Poengky Indarti vom West Papua Netzwerk zu Gesprächen mit Vertretern der Bundesregierung, Entwicklungs- und Menschenrechtsorganisationen begleitet (siehe E-Informationsbrief vom 07. Oktober 2009).
* Aus: West Papua Netzwerk, E-Informationsbrief vom 10. Dezember 2009; Website: www.westpapuanetz.de
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