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Stillstand bei "Freeport"

Indonesien: Beschäftigte des US-Konzerns in West-Neuguinea starteten neuen Streik in größter Edelmetallmine

Von Thomas Berger *

Seit vergangenem Donnerstag haben Tausende Beschäftigte in Grasberg, der größten Kupfer- und Goldmine der Welt in der indonesischen Provinz Papua, für einen Monat die Arbeit niedergelegt. Sie folgen damit einem Aufruf ihrer Gewerkschaft. Deren Führer wollen mit der Aktion Druck auf die Geschäftsleitung ausüben, nachdem Verhandlungen über einen spürbaren Lohnanstieg zuletzt abermals gescheitert waren. Seit Monaten fordern die Arbeiter eine gerechtere Entlohnung.

Grasberg gehört zur indonesischen Tochtergesellschaft des US-Bergbaukonzerns Freeport und ist rund um den Globus ein Begriff, weil dort die größten singulären Goldreserven der Welt lagern sollen. Aber auch Kupfer wird in der Anlage gefördert. An den internationalen Rohstoffmärkten hat der Streik für Unruhe gesorgt, zumal klar ist, daß er diesmal so schnell nicht beendet werden dürfte.

Bereits im Juli waren 8000 Arbeiter für eine Woche in den Ausstand getreten. Firmenleitung und Gewerkschaft hatten sich allerdings auf eine Wiederaufnahme der Verhandlungen mit dem Ziel einer zügigen Einigung über eine Anhebung der Stundenlöhne verständigen können. Doch im August zeichnete sich ein Scheitern der Gespräche ab, weil die Chefetage den Belegschaftsvertretern nicht entgegenkommen wollte.

Ein Monat Streik in der größten Mine – das ist ein Szenario, welches auch die indonesische Politik auf den Plan rief. Hatta Rajasa, Minister für Wirtschaftsangelegenheiten in der Regierung, rief beide Seiten und insbesondere die Konzernführung auf, möglichst schnell zu einer Einigung zu kommen. Die Ausfälle seien sonst nicht nur für Freeport, sondern mit dem Sinken entsprechender Steuereinnahmen auch für den Staat schmerzlich. Er bot auch die Vermittlung durch sich oder einen Kabinettskollegen an.

Das Problem bei Freeport ist indes nicht nur die Bezahlung der Mitarbeiter. Es geht auch um die Ausbeutung von Bodenschätzen gerade auf der Südseeinsel, deren Westteil 1963 durch Indonesien annektiert wurde. Die lokale Bevölkerung von der Ressourcenförderung kaum etwas. Das rohstoffreiche Westpapua (oder Irian Jaya) gilt als extrem rückständig. Über viele Jahre hinweg haben Spitzenpolitiker in Jakarta nicht einsehen mögen, daß die dortige Bevölkerung traditionsbedingt anders lebt. Erst recht als Fremdkörper empfunden wird da ein ausländischer Konzern, dem auch immer wieder Umweltskandale nachgewiesen werden. Denn die Entsorgung von Abfällen, die beim Förderprozeß für Gold und Kupfer entstehen, erfolgt oft genug jenseits geltender Umweltschutzrichtlinien.

* Aus: junge Welt, 22. September 2011


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