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Kleiner Anstoß mit dauerhafter Wirkung

Vietnamesische Frauenunion vergibt Mikrokredite an junge Unternehmerinnen und verschafft ihnen dadurch Perspektiven

Von Susanne Wienke, SODI *

Unternehmerinnen und verschafft ihnen dadurch Perspektiven Mit einem Kleinkredit von SODIs Partnerorganisation, der Vietnamesischen Frauenunion, erhalten Frauen die Möglichkeit, sich eine nachhaltige Lebensgrundlage aufzubauen.

Zwei Dinge braucht die vietnamesische Frau für die Selbstständigkeit: eine Ausbildung und einen Mikrokredit. Frau Lois Lebensweg von einer Zuckerrohrsaft-Verkäuferin am Straßenrand zur heutigen Besitzerin eines kleinen Restaurants zeigt das exemplarisch.

Der Weg führte über einen Ausbildungskurs in Gastronomie und einen Kredit von umgerechnet etwa 490 Euro. Stolz, aber auch etwas erschöpft, präsentiert Frau Loi ihr Geschäft, eine Mischung zwischen kleinem Krämerladen und Nudelsuppenküche. An einem Tresen stapeln sich Packungen von Keksen, Getränken und alltägliche Waren wie Streichhölzer und Seife.

Gekocht wird auf dem Boden in einer Ecke des Ladens. »Ich und mein Mann arbeiten eigentlich rund um die Uhr. Meistens stehe ich schon im Morgengrauen auf: einkaufen, das Essen zubereiten, den Laden reinigen. Ich bin ja für alles verantwortlich. Aber dafür haben wir ein regelmäßiges Einkommen. Das ist viel besser als früher, als wir noch mit unserer Zuckerrohrpresse am Straßenrand standen.«

Den größten Ansturm an Kunden hat sie in der Mittagszeit, wenn täglich die Arbeiter einer nahe gelegenen Fabrik bei ihr essen. Die günstige Lage ist kein Zufall, denn die sorgfältige Prüfung jeder Geschäftsidee vor der Vergabe eines Kleinkredits ist Teil des Konzepts des Kleinkreditprogramms der Frauenunion. Diese Sorgfalt ist einer der Gründe, dass dieses Programm schon so vielen Frauen einen selbstbestimmten und nachhaltigen Weg aus der Armut verschafft hat. Seit nunmehr fast zwei Jahren verdient Frau Loi ungefähr 160 Euro im Monat - und damit mehr als der in Vietnam gesetzlich vorgeschriebene Mindestlohn. Drei weitere Frauen unterstützen sie beim Kochen und Bedienen der Gäste und verdienen damit umgerechnet 49 bis 59 Euro im Monat. Ein freies Mittagessen bekommen sie zusätzlich.

So fanden durch den anfänglich gezahlten Kredit an Frau Loi in Höhe von 490 Euro insgesamt vier Frauen eine berufliche Beschäftigung und somit ein sicheres Einkommen. Den Kredit hat Frau Loi bereits zurückgezahlt.

Doch wie funktioniert das eigentlich mit dem Kredit? Voraussetzung ist die Teilnahme an einem Kurs der Frauenunion, in dem die Frauen lernen, wie sie den Überblick über Ausgaben und Einnahmen behalten sowie die monatlichen Zinszahlungen und die Rückzahlung des Kredits planen können.

Haben die Frauen noch keine überzeugende Geschäftsidee, wird die Vergabe des Kredits erst einmal zurückgestellt, bis die Idee ausgereifter ist. Die Kredite sind grundsätzlich revolvierend, das heißt, nach Rückzahlung der Kredite stehen sie weiteren Frauen zur Verfügung. Die Verantwortung der Frauenunion für die Kreditnehmerinnen endet jedoch nicht mit der Vergabe des Kredits. Ehrenamtliche Mitarbeiterinnen sind im ständigen Kontakt mit den Frauen, begleiten sie beim Aufbau einer eigenen Existenz und lassen sich regelmäßig die Geschäftsbücher zeigen.

Für den nachhaltigen Erfolg eines derartigen Kleinkreditprogramms ist nicht nur die fachliche Beratung am Anfang ausschlaggebend, sondern vor allem der persönliche Kontakt. Auf diese Weise kann bereits ein relativ geringer Betrag nachhaltige Wirkung erzielen.

* Die Autorin ist SODI-Projektmanagerin Asien.

Aus: neues deutschland, Mittwoch, 23. Januar 2013


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