Uribe wollte Venezuela angreifen
Früherer Staatschef Kolumbiens räumt Aggressionspläne ein
Von Santiago Baez *
Einstimmig hat die venezolanische Nationalversammlung am Dienstag (Ortszeit) eine Resolution verabschiedet, in der die Parlamentarier gegen Aussagen des früheren kolumbianischen Präsidenten Álvaro Uribe protestieren. Dieser hatte am Montag bei einer Veranstaltung in Medellín eingeräumt, er habe einen militärischen Angriff auf Venezuela geplant. Dieser habe sich gegen angebliche Camps der kolumbianischen Guerilla im Nachbarland richten sollen. Allerdings habe ihm »die Zeit gefehlt«, die Aggression zu realisieren.
Uribe hatte vor allem in den Wochen vor dem Ende seiner Amtszeit 2010 Venezuela vorgeworfen, Kämpfern der Revolutionären Streitkräfte Kolumbiens (FARC) und der Nationalen Befreiungsarmee (ELN) Unterschlupf zu gewähren. Caracas hat das immer zurückgewiesen. Schon am 1. März 2008 hatten kolumbianische Truppen ein Lager der Guerilla auf ecuadorianischem Territorium attackiert. Dieser Angriff hatte die Region an den Rand eines Krieges gebracht, Quito und Caracas entsandten Truppen an die Grenze.
Daran erinnerte am Dienstag auch Venezuelas Staatschef Hugo Chávez bei einer Pressekonferenz im Präsidentenpalast Miraflores. Seine Regierung habe immer gewußt, mit wem sie es bei Uribe zu tun habe. Auch über die Angriffsabsichten sei man informiert gewesen, »denn wir haben gute Freunde bis in die kolumbianischen Streitkräfte hinein«. Uribe seinerseits habe die Aggressionen gegen Venezuela nach dem Ende seiner Amtszeit auch durch seine wiederholten Angriffe auf den heutigen Staatschef Santos fortgesetzt, unter dem die Beziehungen zwischen den beiden südamerikanischen Ländern normalisiert werden konnten. »Ich ziehe es vor, Uribe nicht zu antworten, denn er entlarvt sich selbst«, erklärte Chávez. Dann fügte er jedoch hinzu, Uribe habe nicht die Zeit für einen Angriff auf Venezuela gefehlt, sondern »der Arsch in der Hose«, also der Mut dazu: »Er ist ein Feigling.«
In der vergangenen Woche lieferte Kolumbien Dolly Cifuentes Villa, eine Schwägerin Uribes, an die USA aus. Sie soll Verbindungen zum mexikanischen Sinaloa-Drogenkartell haben und unter anderem 30 Tonnen Kokain geschmuggelt haben. Auch Ana María Cifuentes, eine gemeinsame Tochter der 48jährigen und von Uribes inzwischen verstorbenem Bruder Jorge Alberto, wird wegen ähnlicher Vorwürfe von den Behörden Kolumbiens und der USA gesucht
* Aus: junge Welt, Donnerstag, 16. August 2012
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