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Putschgefahr in Venezuela

Enthüllungen über Staatsstreichpläne von Teilen der Opposition. 18 Kampfflugzeuge auf US-Luftbasen in Kolumbien stationiert

Von Volker Hermsdorf *

Die venezolanische Opposition soll vom Nachbarland Kolumbien aus Angriffe zum Sturz der Regierung Nicolás Maduros vorbereiten. Der Informationsminister Venezuelas Ernesto Villegas bestätigte Putschpläne am Donnerstag in einem Gespräch mit dem US-Fernsehsender CNN (Spanisch). Er verwies auf den Mitschnitt eines Telefongesprächs der ultrarechten Parlamentsabgeordneten María Corina Machado, der Anfang Juni öffentlich geworden war. Darin hatte sie sich für einen sofortigen und gewaltsamen Staatsstreich ausgesprochen. Am Montag wiederholte sie ihre Aufforderung zum Putsch gegen das »illegale Regime« Maduros auf einer Pressekonferenz in Miami. Es sei jetzt an der Zeit, »den dunklen Tagen, die Venezuela bedrücken, ein Ende zu bereiten.« Minister Villegas erklärte, der Mitschnitt sei aus der Opposition an die Öffentlichkeit gebracht worden. Der Grund sei, daß es »in der venezolanischen Opposition demokratische Kräfte gebe, die den Staatsstreich nicht unterstützen«.

Bereits am Sonntag hatte der Journalist und frühere Verteidigungsminister Venezuelas, José Vicente Rangel, in seiner wöchentlichen Fernsehsendung »José Vicente Hoy« berichtet, daß fünf von 18 Kampfflugzeugen, die militante Oppositionelle in den USA gekauft hätten, in Kolumbien eingetroffen und auf US-Luftwaffenbasen stationiert worden seien. Die »Konspiration gegen die venezolanische Regierung von Putschisten aus Kolumbien nimmt von Tag zu Tag zu«, warnte auch die Tageszeitung Correo del Orinoco aus Caracas am gleichen Tag.

Rangel, der unter Hugo Chávez von 2002 bis 2007 auch Vizepräsident war, nannte Details seiner Informationen. Alles deute darauf hin, sagte der Expolitiker, daß die Kampfjets zur Militärbasis in Malambo gebracht worden seien, die die kolumbianische Karibikküste abdeckt und dicht an der Grenze zu Venezuela liegt. Auch die US-Stützpunkte Palanquero und Aplay sind für Luftangriffe gegen den im Osten gelegenen Nachbarn geeignet.

Der Vertraute von Chávez und Maduro erläuterte noch einmal, es gebe einen Rüstungsdeal zur Vorbereitung eines Staatsstreiches durch einflußreiche Unternehmer, die wegen verschiedener Vergehen gesucht würden und sich der venezolanischen Justiz durch Flucht entzogen hätten. Zu der Gruppe gehörten auch frühere Manager der staatlichen venezolanischen Ölgesellschaft PDVSA, die im Jahr 2003 – nach Sabotageattacken auf den wichtigsten Produktionszweig des Landes – entlassen und zur Verantwortung gezogen worden waren. Die ehemaligen Putschisten, so Rangel, arbeiteten jetzt mit der privaten kanadischen Ölfirma Pacific Rubiales Energy Corp. zusammen, die in Peru und Kolumbien fast die Hälfte des dortigen Erdöls fördert und Interesse an einer Expansion in der Region hat.

Die Verbindung von Öl-Leuten und der gewaltbereiten Opposition in Venezuela mit der faschistoiden Elite und ultrarechten Politikern in Kolumbien sei gefährlich und dürfe nicht unterschätzt werden, sagte der Exverteidigungsminister. Die USA, die ebenfalls an einem Putsch in Venezuela interessiert seien, hätten zudem bereits jetzt mehr als 800 zum jederzeitigen Einsatz bereite US-Soldaten sowie 600 »Zivilisten«, die unter anderem für die Dienste CIA, NSA, FBI und DEA tätig seien, in Kolumbien stationiert.

* Aus: junge Welt, Freitag, 12. Juli 2013


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