Venezuela: Die friedliche Revolution
Ein Land Südamerikas verweigert sich dem Diktat des Neoliberalismus
Von Harri Grünberg*
1. Einleitung
Vielfach herrscht in Europa eine falsche Meinung
über Hugo Chávez, den fortschrittlichen Präsidenten
Venezuelas, und seiner bolivarianischen Revolution.
Venezuela, ein Land im Norden Südamerikas,
durchlebt seit 1998 eine Periode tiefgreifender Veränderungen. Dies war das Jahr, in dem Hugo Chávez
Frias Präsident der jetzigen bolivarianischen Republik
Venezuela wurde. Seitdem findet eine friedliche revolutionäre Umwandlung des Landes statt. Zugleich
führt Venezuela im "Hinterhof der USA" einen erbitterten
Kampf, um die nationale Identität und die nationale
Souveränität zurückzuerlangen, welche die
Vorgängerregierungen, ob christdemokratisch oder
sozialdemokratisch, an die USA verkauft hatten.
Die sozialdemokratisch orientierte Acción Democrática
(AD: demokratische Aktion) und die christsoziale
COPEI regierten dieses Land nach dem Sturz der
Militärdiktatur von Marcos Pérez Jiménez im Jahre
1958 abwechselnd. Sie regierten ein Land, das über
umfangreiche Erdölreserven verfügt. Venezuela ist
der fünftgrößte Erdölproduzent der Welt, und es ist
einer der wichtigsten Öllieferanten der USA. Dies ist
von besonderer Bedeutung in einer Zeit, in der die
USA zwar das irakische Öl unter ihre Kontrolle gebracht
haben, aber dieses aufgrund des anhaltenden irakischen
Widerstandes nicht in den erhofften Mengen
fließt. Das ist ein wichtiger Grund, warum die
USA alles versuchen, um die Linksregierung in Venezuela
zu stürzen. Ihr Problem ist, dass alle bisherigen
Versuche, die fortschrittliche Regierung unter Chávez
zu stürzen, gescheitert sind. Gleichwohl können sie
das Land nur unter sehr schwierigen Umständen militärisch
besetzen. Eine militärische Besetzung mit einem
anhaltenden Guerillakrieg hätte sofortige Auswirkungen
auf die Öllieferungen.
Im Jahr 2002 sind die USA mit einem Putschversuch
kläglich gescheitert. Im April 2002 inszenierte
die herrschende Oligarchie in Abstimmung mit den
USA einen Aufstand. Als Mitstreiter gewannen sie die
venezolanischen Mittelschichten. Diese macht zwar
nur 20 % der Bevölkerung aus, sie bildet aber die so
genannte Zivilgesellschaft im Land. Der unter den
Armen, die 80 % der venezolanischen Bevölkerung
ausmachen, sehr beliebte Präsident Chávez wurde am
11. April 2002 von putschenden Offizieren zunächst
entmachtet. Der Chef des venezolanischen Unternehmerverbandes,
Pedro Carmona, wurde von den Putschisten
aus Militär und der Oligarchie des Landes
zum Präsidenten gekürt.
Die wirkliche Macht lag aber in Washington. Das
war schon daran zu sehen, dass immer dann, wenn
Carmona vor das venezolanische Fernsehen trat, hinter
ihm stets ein Vertreter der US-Botschaft stand.
Diese überreichte ihm auch die Liste der künftigen
Minister. Carmonas Herrschaft dauerte aber keine 48
Stunden. Obwohl die Putschisten sich auf ein Blutbad
wie in Chile unter Allende eingerichtet hatten - während
des Putsches waren bereits Todesschwadronen
unterwegs, um linke Politiker abzuführen und
schließlich umzubringen; die Todeslisten stammten
vom US-amerikanischen Geheimdienst CIA - und die
Repression gegen die Chávez-Anhänger sehr brutal
war, waren die zur Macht zurückgekehrten Oligarchen
völlig verblüfft über die Hartnäckigkeit, mit der das
Volk auf die Straße ging und die Rückkehr des Präsidenten
erzwang. Schließlich befreiten Chávez-treue
Fallschirmjäger den zunächst abgesetzten Präsidenten
aus der Gefangenschaft.
Der lokalen Oligarchie ging es vor allem ums Erdöl,
das sie kontrollierten, und um die großen Latifundien.
Denn unter Chávez sind zum erstenmal in der
venezolanischen Geschichte die Einnahmen aus dem
Erdöl den Bedürftigen zugute gekommen. Er erließ
Gesetze, welche eine Umverteilung aus dem Ölreichtum
zugunsten der Bedürftigen fest schrieb. Bisher waren es nur die Reichen und die weiße Mittelschicht, die vom Ölreichtum profitierten.
Das Erdöl begann in Venezuela tragende Säule der
Wirtschaft in den 30er Jahren des 20. Jahrhunderts zu
werden. Zuvor war es Fleisch, Kakao und Kaffee, die
den Export Venezuelas prägte. Diese Produkte wurden
auf großen Latifundien produziert. Eine Schicht
von Mittelbauern kannte Venezuela so gut wie nicht.
Mit dem Erdöl bildete sich ein Typus von parasitärer
Bourgeoisie heraus, die von der Ölrente lebte. Anders
ist dies in Brasilien, wo sich eine im Produktionsbereich
tätige Bourgeoisie entwickelt hatte, die ein Interesse
an der Erschließung des Binnenmarktes hat und
heute eine Trägerin des Projektes des linken Präsidenten
Ignazio Silva da Lula ist, gibt es ein vergleichbares
Pendant in Venezuela nicht. Nur die arbeitsintensiven
Kleinstbetriebe, die keinen Vorteil aus der
Ölrente ziehen konnten, weil diese an ihnen vorbei in
die Taschen der Oligarchie floss, unterstützen das
Chávez-Projekt einer Modernisierung der Wirtschaft.
Chávez, ein linker Militär und ehemals Mitglied einer
linksrevolutionären Jugendorganisation, der bewusst
ins Militär eintrat, um dort linke Politik zu betreiben,
will eine moderne, auf soziale Gerechtigkeit gründende
Reform der venezolanischen Gesellschaft erreichen.
Obwohl er sich zum Sozialismus bekennt, steht
dieser heute nicht auf der Tagesordnung.
Es ist das Drama Venezuelas, dass es eine raffgierige
Elite hat, die im Lauf der vergangenen Jahrzehnte
Milliarden von Öl-Dollars nach Miami transferiert hat
und die kein wirkliches Interesse an der Entwicklung
des Landes zeigt und vor allem nicht gewillt ist, auf
die Privilegien zu verzichten, die aus dem Ölreichtum
stammen. Wenn es in Venezuela nicht zu einer Sozialreform
kommt, wird dieses Land sozial explodieren,
sagen viele erfahrene Beobachter voraus. Chávez ist
die letzte Chance in einem Land, das eine reichhaltige
Bürgerkriegstradition hat, den Prozess der Umverteilung
von Reichtümern zugunsten der Ärmsten friedlich
zu bewerkstelligen.
2. Das politische System in Venezuela
Die sich selbst als sozialdemokratisch bezeichnende
Partei der "Acción Democrática", die in ihren Ursprüngen
in den 30er Jahren des vergangenen Jahrhunderts
sich als fortschrittliche nationalistische Kraft
verstand und bis in die 50er Jahre auch eine antiimperialistische
Rhetorik pflegte, spielte für das in den
60er Jahren des 20. Jahrhunderts einsetzende kapitalistische Akkumulationsmodell, nämlich der auf der
Erdölrente basierenden Importsubstitutionsindustrialisierung,
eine Schlüsselrolle. Sie kontrolliert zugleich
einen völlig korrupten und in kriminellen Machenschaften
verstrickten Gewerkschaftsdachverband
CTV. Nur durch die Streikruhe, den die CTV garantierte,
konnte die venezolanische Schmarotzerbourgeoisie,
die nicht von der Produktion und der Hebung
der Produktivität der Arbeit lebte, sondern sich von
der Ölrente alimentierte, ihren enormen Reichtum erwerben,
den sie immer wieder sicher außer Landes
brachte und dadurch dem volkswirtschaftlichen Nutzen
Venezuelas entzog.
Eine weitere Säule der Macht, über die die nationale
Oligarchie und der US-Imperialismus in Venezuela
verfügen, sind die zum Gewissen der "demokratischen
Zivilgesellschaft" durch die CIA hochstilisierten
öffentlichen Medien. Auch in Europa wird dieses
Bild der "freien", von Chávez und seinen Anhängern
bedrängten demokratischen Medien verbreitet. Tatsache
ist aber, dass bis auf einen öffentlich-rechtliche
Fernsehkanal sämtliche venezolanische Medien im
Funk-, Fernseh- und Printbereich den drei reichsten
Oligarchenfamilien Venezuelas gehören, die jegliche
journalistische Ethik und Objektivität vermissen lassen.
Sie hetzen unentwegt gegen Chávez und seiner
fortschrittlichen Regierung
2.1. Warum Chávez an die Macht kam
Als Chávez im Jahr 1998 und erneut im Jahr 2000
von über 70 % der Bevölkerung zum Präsidenten gewählt
wurde, befand sich das Land in sozialer Agonie.
Noch in den 60er Jahren galt über die Hälfte der venezolanischen
Bevölkerung als Mittelschicht. Die extreme
Armut war sehr gering. Man rechnete damit,
dass das Land sehr bald in die Reihen der Industriestaaten
aufrücken würde.
Heute, obwohl das Erdöl nach wie vor in den gleichen
Mengen fließt, ist das Land extrem verschuldet,
und 80 % der Bevölkerung leben in Armut. Sie gelten
als arm bis extrem arm. Etwa 40 % der VenezolanerInnen
leben von 1 bis 2 Euro am Tag. Dies ist die
Folge einer verfehlten Entwicklungspolitik und der
dem Land anschließend von der Weltbank und dem
internationalen Währungsfonds aufgezwungenen neoliberalen
Wirtschaftspolitik.
Noch in den 60er und 70er Jahren glaubte man,
dass Venezuela, eine Erfolgsstory im Sinn einer gelungenen
nachholenden industriellen Entwicklung
werden könnte. Die Öleinnahmen sollten ausreichen,
um genügend Kapital zur Verfügung zu stellen, um
damit eine die Unterentwicklung überwindende Industrialisierung
zu ermöglichen. Was aber tatsächlich
passierte war, dass die Öleinnahmen in den Taschen
der korrupten nationalen Oligarchie verschwanden
und der Staat Kredite aufnahm, um die nachholende
Industrialisierung zu finanzieren, die obendrein eine
unproduktive und auf den Weltmarkt nicht konkurrenzfähige
Industrie hervorbrachte. Venezuela verschuldete
sich dramatisch.
Mitte der 80er Jahre des 20. Jahrhunderts geriet
Venezuela - so wie alle andere Länder Lateinamerikas
- in die Verschuldungsfalle. Von Venezuela wurde -
wie auch in allen anderen vergleichbaren Fällen - von
den internationalen Institutionen wie IWF und Weltbank
und von den westlichen Regierungen verlangt,
dass es auf eine Politik des Sparens umschwenkt und
unrentable Industriebereiche stilllegt, anstatt diese
produktiver zu machen.
Die Folge dieser Politik waren mehrere Aufstände
der Bevölkerung, die sich gegen die sozialen Folgen
dieser Politik - Arbeitslosigkeit, Armut und Hunger -
wehrte. Der größte Aufstand fand 1989 in Caracas
und anderen Städten Venezuelas statt. Der so genannte
"Caracazo" hinterließ zwischen 3.000 und
6.000 Tote, eine Folge des brutalen Vorgehens von
Armee und Polizei. Es war der sozialdemokratische
Präsident Carlos Andres Pérez, der ein rücksichtsloses
Vorgehen gegen den Hungeraufstand anordnete.
Diese Ereignisse wurden zu einem Schlüsselerlebnis
der nachdiktatorischen venezolanischen Gesellschaft
(von 1945 bis 1958 herrschte der Militärdiktator
Marcos Pérez Jiménez). Es war diese blutige Repression
und die Hunger und Elend verbreitende Politik,
die 1992 zu einer Revolte "Junger Offiziere" der
venezolanischen Streitkräfte führte. Sie versuchten
gemeinsam mit linken zivilen Organisationen, durch
eine militärisch-zivilgesellschaftliche Revolte gegen
die Regierung von Carlos Andres Pérez, das politische
Steuer herumzuwerfen. Der Anführer dieser "Jungen
Offiziere" war Hugo Chávez, Fallschirmjägerkommandant
aus der Garnisonsstadt Maracay. Der Umsturz
des Jahres 1992 scheiterte, aber er wurde zur
Geburtsstunde der "bolivarianischen" Bewegung in
Venezuela. Simón Bolívar war der Befreier von Venezuela,
Kolumbien, Ecuador, Peru und Bolivien. Der
bolivarianische Ansatz geht davon aus, dass Lateinamerika
sich vereinigen muss, um sich gestützt auf die
vorhandenen eigenen Potenziale aus der Unterentwicklung
zu befreien. Dieser Kampf um politische
und ökonomische Selbstbestimmung und um einen eigenen
Weg der wirtschaftlichen Entwicklung steht
allerdings im Widerspruch zu den Interessen der USA
in Lateinamerika.
Nach dem gescheiterten Umsturz wird Chávez gefangen
genommen und verbringt zwei Jahre im Militärgefängnis.
Trotz des Sieges über Chávez gerät das
alte System tief in die Krise: Der Caracazo von 1989
hatte die Gesellschaft tiefgehend verändert. Die Ablehnung
der neoliberalen Politik, die aus Washington
verordnet wurde, war sehr stark. Der amtierende Präsident
Pérez war wegen Korruption des Amtes enthoben
worden. Die politischen Institutionen waren weitgehend
diskreditiert.
In der Folge formierte sich ein Mitte-Links-
Bündnis, das den ehemaligen Präsidenten Rafael Caldera
als Nachfolger von Pérez unterstützte. Caldera
hatte in den 1930er Jahren die Christsoziale Partei
Venezuelas (COPEI) gegründet. Nach jahrzehntelanger
Zugehörigkeit spaltete er sich von seiner Partei ab,
weil er die neoliberale, IWF-freundliche Politik, zu
der die Christsozialen ebenso wie die Sozialdemokraten
in den 80er Jahren umgeschwenkt waren, ablehnte.
Er wurde schließlich 1993 zum zweiten Mal zum
Präsidenten Venezuelas gewählt.
In seiner Amtszeit amnestierte er Chávez und alle
anderen "Jungen Offiziere" sowie zahlreiche VertreterInnen
ziviler Organisationen. Dennoch blieb er für
die Volksbewegung insgesamt eine Enttäuschung,
denn obwohl er im Wahlkampf versprach, keine neoliberale
Politik verfolgen zu wollen, änderte er nach
der Wahl seine Meinung. Dies diskreditierte die alte
politische Klasse weiter.
Chávez, der in einer vom Fernsehen übertragenen
Rede vor dem venezolanischen Volk kurz nach dem
Scheitern des Umsturzversuchs 1992 die Gründe für
diese Aktion der "Jungen Offiziere" bekannt gab, gewann
damals sofort die Sympathie großer Teile der
Bevölkerung, insbesondere jener in den Slums der
großen Städte - und das ist heute die Mehrheit der venezolanischen Bevölkerung.
Nach seiner Freilassung aus dem Militärgefängnis
beschloss er, eine politische Organisation zu gründen -
die Movimiento al Socialismo (MAS) -, und wurde
von der MAS zum Präsidentschaftskandidaten ernannt.
Niemand hielt einen Sieg von Chávez für möglich.
Aber er gewann im Dezember 1998 die Präsidentenwahl
mit über 56 % der Stimmen deutlich und
ließ alle seine MitbewerberInnen hinter sich - mehrheitlich
VertreterInnen der korrupten Eliten, die jegliche
Glaubwürdigkeit bei der Mehrzahl der verarmten
VenezolanerInnen verloren hatten.
Chávez übernahm das Präsidentenamt und begann
damit, zahlreiche institutionelle Reformen durchzuführen,
über die im Einzelnen noch zu sprechen sein
wird. Anfänglich waren die Eliten bemüht, Chávez
und seine Bewegung einzukaufen. Dies misslang jedoch.
Sehr bald merkten sie, dass Chávez ein neuer
Typ von Politiker war, der sich - anders als viele Linke
aus der Zeit des Guerillakrieges in Venezuela
1960-1968 - nicht mit Petrodollars einkaufen ließ.
Seitdem begannen die nationale Oligarchie, Washington
(namentlich die US-Botschaft in Caracas),
die kolumbianische Regierung, die kubanischen Contras
und der Opus Dei der katholischen Kirche, an einem
Szenario zum Sturz von Chávez zu arbeiten.
Dies funktionierte eine ganze Weile nicht, weil das
alte korrupte System sich immer noch in der Defensive
befand. Aber von Miami aus zog der entmachtete
und ins Exil gezwungene Expräsident Carlos Andres
Pérez die Fäden der Gegenrevolution zusammen. Mit
in das Anti-Chávez-Orchester wurde die Sozialistische
Internationale einbezogen. Sie sollte die Argumente
von Seiten der demokratischen Linken gegen
den "Obristen" Chávez ins Feld führen.
In Venezuela selbst sollte die CTV-Gewerkschaft
eine zentrale strategische Rolle einnehmen. Die CTV
wird vollständig vom Apparat der Acción Democrática
kontrolliert. In ihr hat es seit ihrer Gründung nie
Wahlen für die Führungsfunktionen gab. Erst ein Gesetz,
das Chávez ins Parlament einbrachte und dort eine
Mehrheit fand, erzwang die Durchführung freier
und geheimer Wahlen auf allen Ebenen der CTV. Bis
dahin war es Tradition, dass die Spitze der CTV durch
das Zentralkomitee der Acción Democrática bestimmt
wurde. Die CTV sollte die internationale Öffentlichkeit
täuschen und vorgeben, dass die venezolanische
Arbeiterschaft geschlossen gegen den mittlerweile
zum Diktator stilisierten Präsidenten in den Generalstreik
getreten sei. Kann es dann noch irgend welche
Zweifel an der Rechtmäßigkeit des Anliegens geben,
Chávez zu stürzen? Schließlich lehnen ja auch die
CTV-"Gewerkschaft", diese selbst ernannten Vertreter
der venezolanischen Arbeiterschaft, ihn ab. So reifte
die Zeit der Anti-Chávez-Koalition, um aus der Defensive
herauszukommen, heran.
Im Prozess der institutionellen Reformen, die
Chávez unter breiter Mitwirkung der Bevölkerung
durchführte- so wurde eine neue Verfassung in einem
Referendum verabschiedet, die Staatsorgane wurden
neu bestimmt, aus der Vierten wurde die Fünfte Republik
-, sortierte sich auch das Chávez-Lager neu.
Frühere Kampfgefährten aus den Reihen der "Jungen
Offizier" verließen ihn und wurden zu Chávez-
Gegnern. Ihr Argument war, dass Chávez das kommunistische
System Kubas in Venezuela einführen
wolle. Es zeigt, wie heterogen letztendlich die linksnationalistische
Gruppierung innerhalb der Militärs
war, die mit Chávez zusammen den Aufstand geprobt
hatte. Sie kritisierten auch, dass sich Chávez zu sehr
von kommunistischen Kräften beraten ließe. Insbesondere
die venezolanischen Kommunisten, eine sehr
kleine Partei mit wenigen Abgeordneten, wurde von
Präsident Chávez mit viel Lob hervorgehoben. Das
gleiche gilt für Patria Para Todos, eine Abspaltung der
venezolanischen KP aus dem Jahr 1970. Auch wurde
die enge Freundschaft, die Chávez mit Kuba eingegangen
war, zunehmend zum Gegenstand erbitterter
Kritik durch die Oligarchie.
Tatsächlich rief Chávez viele kubanische Ärzte ins
Land (1.300 an der Zahl), die in den Armenvierteln in
den Städten und auf dem Land die medizinische
Betreuung übernehmen. Auf diese richtete sich der
besondere Hass der Oligarchie. Chávez erließ auch ein
Sozialprogramm "Plan Bolívar 2000". Kinder der Armenviertel
erhielten in den Schulen eine warme
Mahlzeit pro Tag und einen Viertel Liter Milch. Die
öffentlichen Schulen, die bereits so gut wie nicht mehr
funktioniert hatten, wurden wieder instand gesetzt und
mit moderner Technik (PCs usw.) ausgerüstet. Die
Kliniken, die unter den Vorgängerregierungen aufgehört
hatten zu funktionieren, weil der Staat kein Geld
mehr für Gehälter, Medikamente und Geräte bereitgestellt
hatte, wurden wieder in Betrieb genommen. Dabei
halfen auch die kubanischen Ärzte wesentlich mit.
All das sind in den Augen der Mittelschichtsangehörigen,
die ihre Kinder in Privatschulen schicken und
teure Monatsraten für die privaten Krankenkassen bezahlen,
keine großen Errungenschaften. Aber für die
Armen, d.h. die Mehrheit des Volkes, sind es revolutionäre
Neuerungen. Zum ersten Mal verspüren die
Armen, dass hier ein Präsident ist, der sich um ihre
Belange kümmert. In dieser Zeit findet eine tiefe Politisierung
in Venezuela statt. Die vorher apathischen,
an nichts und niemanden glaubenden, pauperisierten
SlumbewohnerInnen beginnen sich zu politisieren, ein
eigenes Bewusstsein zu entwickeln und organisieren
sich in den bolivarianischen Gruppen zur Verteidigung
der Revolution.
2.2. Die Konterrevolution der venezolanischen
Oligarchie
Auf der anderen Seite gelang es der Oligarchie, aus
der Defensive herauszukommen. Das Schisma unter
den alten Kommandanten, von denen sich zahlreiche
aus antikommunistischen Gründen von Chávez lossagen,
und die pausenlose Propaganda der Oligarchenmedien
zeigten insbesondere auf die Mittelschichtsangehörigen
(Beamte, Angestellte in der verstaatlichten
Industrie, Gewerbetreibende, Bildungsbürgertum
in den Großstädten) Wirkung. Die Mittelschichten
begannen, sich gegen Chávez zu wenden. Sie sind
die Masse, die die Oligarchie auf die Straße in Stellung
gegen Chávez bringen konnte.
Chávez und seine Anhänger sind durchaus selbstkritisch
und sehen, dass sie Fehler gemacht haben,
dass sie nicht den richtigen Ton gegenüber den Mittelschichten
getroffen haben, obwohl es falsch zu sagen
wäre, dass sich die bolivarianische Politik gegen die
Mittelschichten gewendet hätte. Ganz im Gegenteil:
Chávez leitete viele Maßnahmen ein, die den Mittelschichten
zugute kam. So wurde z.B. ein Gesetz erlassen,
das es den Privatschulen erschwert, willkürlich
das Schulgeld zu erhöhen, was früher oft den Ruin für
Mittelschichtsfamilien bedeutet hat.
Monatelang befand sich das Land unter dem medialen
Trommelfeuer der Oligarchenmedien. Im Dezember
2001 gingen die Oligarchen, unterstützt durch
die katholische Kirche sowie die Botschaften der EULänder
- insbesondere Spaniens - und der USA, in die
Offensive über. Der Unternehmerverband erklärte am
10. Dezember den Generalstreik. Der Boden für einen
Putsch gegen Chávez wurde vorbereitet.
Der eintägige Generalstreik verlief nicht ganz wirkungslos,
aber auch nicht so wirkungsgewaltig wie
erwünscht. Aber alle Aktionen glichen drehbuchmäßig
denen des CIA im Jahr 1973 in Chile, als gegen
die Regierung des sozialistischen Präsidenten Allende
die selben Methoden angewandt worden waren.
Am 11. April 2002 war es schließlich soweit. Die
"Coordinadora Democrática", das Bündnis der Demokraten,
wie sich die Kräfte der Oligarchie selbst bezeichnen,
rief zu einer großen Demonstration auf.
Dies war das Signal für den Umsturz, der den fortschrittlichen
Präsidenten beseitigen und analog zu
Chile unter der linken Venezuelas ein Blutbad hinterlassen
sollte.
Der Umsturz scheitert jedoch am hartnäckigen Widerstand
der breiten Masse der Bevölkerung Venezuelas.
Diese demonstrierte tagelang und suchte mit einfachsten
Waffen die Konfrontation mit den illoyalen
Verbänden von Armee und Polizei. Schließlich setzte
sie die Rückkehr ihres Präsidenten durch. Sie konnte
die fortschrittlichen Teilen der venezolanischen Armee
zum Handeln bewegen. Zusammen mit den
Volksmassen erzwangen sie die Rückkehr von Chávez
und brachten den Putsch der Oligarchie und ihrer
ausländischen Verbündeten zum Scheitern.
3. Das Scheitern der nachholenden
Entwicklung in Venezuela
3.1. Venezuelas Weg in die Industrialisierung
Venezuela hatte seine erste Berührung mit dem
kapitalistischen Weltmarkt noch als Teil des spanischen
Kolonialreiches. Wegen der "Armut" des Landes
an den damals verwertbaren Bodenschätzen (im
Vergleich zu anderen spanischen Kolonien gab es in
Venezuela kaum Gold- und Silbervorkommen), waren
es vor allem landwirtschaftliche Produkte, über die
Venezuela in den Weltmarkt integriert wurde.
Darin sind auch die Ursachen für die insgesamt
ausbleibende und sozial sehr ungleiche Entwicklung
zu finden. Das spanische Imperium hatte nur ein partielles
Interesse an der Entwicklung Venezuelas. Die
neuen kolonialen Gesellschaften wurden damit schon
als Peripherie aus der Taufe gehoben.
In einem System der reglementierten Versklavung
wurden den Indios im Rahmen der ihnen aufgezwungenen
Encomienda-Wirtschaft Arbeitsleistungen abgepresst.
Während sie für die Encomienda (landwirtschaftliche
Betriebe der Großgrundbesitzer) kostenlos
schuften mussten, sicherten sie ihr eigenes Überleben
durch eine Subsistenzproduktion auf kleinen Landstücken
(conuco). Über viele Jahrhunderte hindurch blieb
die menschliche Arbeitskraft die Grundlage der Produktivität. Technologische Innovationen fanden kaum
statt.
Bis weit in die Mitte des 20. Jahrhunderts war Venezuela
eine Agrarnation. Das Aufkommen des Erdöls
seit dem Ersten Weltkrieg ließ die landwirtschaftliche
Produktion erlahmen, ohne dass die einsetzende Industrialisierung
zur Bereitstellung ausreichender Arbeitsplätze
geführt hätte, um den in der Landwirtschaft
freigesetzten Arbeitskräften Beschäftigungsmöglichkeiten
zu bieten. Erst unter der Regierung des
Armeegenerals Angarita - inspiriert durch den Entwicklungsnationalismus
des argentinischen Diktators
Peron - gab es in den 1940er Jahren erste Ansätze eines
Entwicklungskonzeptes. Zu einem systematischen
Entwicklungskonzept gelangte man jedoch erst nach
dem Sturz der Diktatur von Pérez, der von 1948 bis
1958 das Land mit eiserner Faust regiert hatte. Unter
seiner Herrschaft begannen die Öleinnahmen im großen Stil zu fließen. Der Staat hatte erstmals in größerem
Umfang Geld, was sich in zahlreichen öffentlichen
Vorhaben bemerkbar machte. Venezuela modernisierte
sich in den 50er Jahren gewaltig.
Wie bei allen Ländern Lateinamerikas weisen auch
in Venezuela die Phasen des Wirtschaftsverlaufes
stets eine klare Abhängigkeit von im Ausland bedingten
Begebenheiten auf, insbesondere der Nachfrage
und der Preisentwicklung von Rohstoffen. In einem
Punkt unterscheidet sich Venezuela dabei deutlich
von den restlichen Ländern Südamerikas. Mit
dem Erdöl verfügt Venezuela als einziges südamerikanisches
Land über einen Exportartikel, der als entscheidender
Energieträger des fordistischen Kapitalismus
durch stetig wachsende Nachfrage und auch
durch die Exporteure beeinflussbare Preise ausgezeichnet
ist.
Das Erdöl bescherte dem Land enorme Geldmittel,
die im Prinzip ausreichend waren, um einen umfassenden
Industrialisierungsprozess voranzubringen und
das Land in einen Prozess nachholender Entwicklung
eintauchen zu können. Laut der Modernisierungstheorie
ist es die sine qua non des Erfolgs nachholender
Entwicklung: über genügend Kapital zu verfügen oder
dieses durch ausländische Kapitalgeber mobil zu machen.
Noch in den 70 Jahren des 20. Jahrhunderts räumte
man Venezuela aufgrund seines Erdölreichtums einen
besonderen Status in der Entwicklungspolitik ein. Das
Land galt als Sonderfall. Der damals bekannte und in
Venezuela ansässige linke deutsche Entwicklungstheoretiker
Heinz Rudolf Sonntag meinte gar, dass
Venezuela wegen seines Erdölreichtums ausersehen
sein könnte, der staunenden Welt eine echte Überwindung
der Unterentwicklung auf kapitalistischem Weg
vorzuzaubern (Heinz Rudolf Sonntag, Perspektiven
der lateinamerikanischen Revolution, Berlin 1974).
Diese Prognose ist nicht eingetreten. In den 80er
und 90er Jahren befand sich Venezuela bereits an einer
entwicklungspolitischen Weggabelung. Die mit
den Erdöleinnahmen seit den 1930er Jahren forcierte
Importsubstitution (d.h. der Aufbau nationaler Industrien,
die zuvor importierte Konsum- und Investitionsgüter
herstellen) hatte sich erschöpft. Weder trug sie
zum fortschreitenden wirtschaftlichen Wachstum bei
noch dazu, dass Venezuelas Industrie auf den internationalen Märkten konkurrenzfähig geworden wäre. Die Investitionen verharrten in den 80er und 90er Jahren
- trotz einer Zunahme des Bruttoinlandsprodukts
dank höherer Erdöleinnahmen ab Mitte der 80er Jahre
- auf einem niedrigen Niveau.
Ganz im Gegensatz zu den ostasiatischen Ländern,
die sich in den 80er und 90er Jahren in voller wirtschaftlicher Dynamik befanden, verfügte Venezuela
zu keinem Zeitpunkt über industrielle Produkte, die
auf dem Weltmarkt konkurrenzfähig gewesen wären
und die durch Export zu weiterem wirtschaftlichen
Wachstum beitragen hätten können. Mit der Ausnahme
von Erdöl und - seit den 80er Jahren - Stahl und
Aluminium war die venezolanische Produktion durch
ein geschütztes tarifäres System gekennzeichnet, das
auf die Bedarfsdeckung eines relativ kleinen Binnenmarktes
(24 Mio. EinwohnerInnen) ausgerichtet.
Hinzu kommt, dass bestimmte Strukturmerkmale,
die sich durch die Form der Rohstoff extrahierenden
und Import substituierenden Industrialisierung herausgebildet haben, nie überwunden wurden. Wie jedes
Land, das seine Entwicklung verspätet und fremdbestimmt
begonnen hatte, wies auch die venezolanische
Entwicklung typische Merkmale einer dichotomen Ökonomie
auf, in der moderne und zurück gebliebene
Sektoren nebeneinander koexistierten. Dieser Zustand,
der von Entwicklungstheoretikern der Dependencia-
Schule als "strukturelle Heterogenität" bezeichnet
wird, ist kein vorübergehender, wie von den neoliberalen
Apologeten behauptet. Er ist ein Zustand, der
sich mit fortschreitenden partiellen Industrialisierung
erhält und Bedingung des spezifischen Typus von Industrialisierung
innerhalb eines unterentwickelten
Landes ist.
Außerdem zeigte Venezuelas Weg einer nachholenden
kapitalistischen Industrialisierung alle typischen
Merkmale einer fehlenden Homogenisierung
von Ökonomie und Gesellschaft. In Venezuela existieren
unterschiedliche Produktionsweisen mit einem
sehr unterschiedlichen Entwicklungsstand der Produktivkräfte
nebeneinander. Neben der produktiven,
rohstoffbasierten Exportwirtschaft besteht ein ineffizienter Binnenmarktsektor im Bereich von Produktion
und Dienstleistungen. Er erhält sich letztlich aus der
Umverteilung der (Erdöl-)Exporteinnahmen, seine
Struktur hängt von den Bedürfnissen der Bevölkerungsgruppen
ab, die von der Erdölrente leben.
Subsistenzwirtschaft ist eine aus dem wirtschaftlichen
Kreislauf desintegrierte landwirtschaftliche Produktion.
Sie war früher in Venezuela bestimmend,
kommt heute aber nur noch marginal vor. Sie wird
allerdings von Chávez als Ausgangsbedingung zur
Armutsbekämpfung auf dem Land favorisiert. Denn
die Entwicklungspolitik auf dem Land war zwar vom
Gesichtspunkt der Produktionssteigerung pro Fläche
sehr erfolgreich, hat aber zur Marginalisierung der
Landbevölkerung, zur Landflucht und zur Zunahme
der städtischen Armut geführt.
Die in den vergangenen Jahrzehnten aus der Subsistenzlandwirtschaft
abgewanderten Bevölkerungsmassen
bilden heute den zahlenmäßig größten Wirtschaftssektor:
die informelle Ökonomie in den städtischen
Zentren. Die Mehrheit der Bevölkerung versucht,
sich mit Hilfe von Tagelöhner-Tätigkeiten, dem
Kleinhandel und verschiedenen "persönlichen
Dienstleistungen" (von Autoscheiben waschen bis zur
Prostitution) über Wasser zu halten, was mehr
schlecht als recht gelingt und nicht dazu beitragen
kann, die weit verbreitete Armut zu überwinden.
Letztendlich hat das Modell der Importsubstitution
in Venezuela zur sozio-ökonomischen Entwicklung
beigetragen, es hat aber auch im großen Maß zu sozialer
Ungleichheit, Arbeitslosigkeit und gesellschaftlicher
Marginalität großer Bevölkerungsgruppen geführt.
3.2. Das politische System nach dem Sturz
der Diktatur von Pérez
Die Geschichte der venezolanischen Industrialisierung,
die unter dem Namen "sembrar el petroleo" (das
Erdöl säen) bekannt wurde, war durch eine Auseinandersetzung
zwischen den auf Teilhabe am volkswirtschaftlichen
Reichtum drängenden Gruppen und der
auf einer parasitären Ausbeutung ausgerichteten Oligarchie
geprägt. Die ersten Ansätze einer sich regenden
venezolanischen Öffentlichkeit machten sich unter
der Diktatur von General Gomez (1908-1935) bemerkbar.
Als Ergebnis der durch das Öl eingeleiteten Industrialisierung
entstand eine neue Mittelschicht, die im
Widerspruch zu der in der traditionellen LatifundienÖkonomie
verharrenden Oligarchie geriet. Diese
Mittelschicht rang um Partizipation im Staat. Ihren
ersten Ausdruck fanden diese Bemühungen in der
1928er-Bewegung unter Führung des Studenten Romulo
Betancourt, Mitgründer der AD (Acción Democrática).
Diese Bewegung initiierte den Zyklus
ständiger Auseinandersetzungen der Mittelschichten
um ein größeres Stück der Ölrente, die zunächst nur
den wenigen Oligarchenfamilien und den ausländischen
Erdölunternehmen zugute kam. 1958 gelang es
den Mittelschichts-Vertretern schließlich, die letzte an
den Latifundismus gebundene Militärdiktatur zu stürzen
und selbst die politische Kontrolle im Land zu übernehmen.
Mit dem Jahr 1959, unter der Regierung Betancourt
(der der erste Präsident nach dem Sturz des
Diktators Pérez war), wurde eine neue Phase der Importsubstitution
eingeleitet, die der wirtschaftlichen
Entwicklung einen neuen Schwung versetzte. So wurden
hohe Handelshemmnisse auf solche Importprodukte
gelegt, die auch im Land selbst hergestellt wurden
oder deren Herstellung man anstrebte. Denn es
galt bis dahin, dass der harte Bolívar eine beschleunigte
Industrialisierung hemmte. Das Fehlen einer
Importbegrenzungspolitik bei gleichzeitig starker
Währung führte zuvor dazu, dass man die Erdöleinnahmen
dazu nutzte, Importe aus dem Ausland zu finanzieren,
die billiger und in der Qualität besser waren
als selbst hergestellte Produkte.
Die Politik, der Industrialisierung einen neuen
Entwicklungsschub zu ermöglichen, bedeutete aber
auch, dass man jene politischen und sozialen Kräfte
formieren musste, die für die Umsetzung einer solchen
Politik notwendig waren. Denn um eine forcierte
Importsubstitution, die den Exportinteressen der USIndustrie
entgegen lief, durchzuhalten, wäre ohne die
Formierung eines neuen politischen Blockes, der demokratisch
legitimiert war, nicht möglich gewesen.
In der Nachfolge der Diktatur wurde hierfür ein
Klassen übergreifendes Bündnis, das Unternehmer,
Handelskapital, Staatsbürokratie und Gewerkschaften
umfasste, aus der Taufe gehoben. Dieses Bündnis
wurde anfänglich gar von der damaligen radikalen
Linken, der venezolanischen kommunistischen Partei,
unterstützt und erfuhr nur marginale Kritik. Allerdings
wurden die Kommunisten, obwohl eine tragende Kraft
beim Sturz der Diktatur, von der ersten Koalitionsregierung
ausgeschlossen. An dieser waren die späteren
staatstragenden Parteien AD, COPEI und URD (die
wenige Jahre später in die Bedeutungslosigkeit abtaucht)
beteiligt.
Erst diese Allianz der "Nationalen Einheit", die im
Pakt von Punto Fijo (Oktober 1958) zementiert wurde,
ermöglichte in den folgenden Jahrzehnten jenen gesellschaftlichen
Kompromiss, der notwendig war, um
die Erdölrente für eine kontinuierliche Modernisierung
zu nutzen, ohne dass deren Verteilung zwischen
den herrschenden gesellschaftlichen Gruppen immer
wieder aufs Neue in Frage gestellt worden wäre, was
ständige Verteilungskonflikte und politische Instabilität
bedeutet hätte.
Das Bündnis von Punto Fijo (unter Ausschluss der
Kommunisten und anderer linksnationalistischer
Kräfte) prägte die weitere Entwicklung Venezuelas
bis in die 80er Jahre. Sein Ende wurde erst mit der
großen Legitimitätskrise des Systems eingeläutet, als
die hohe Staatsverschuldung, die weiter wachsenden
sozialen Ungleichheiten und die vom Westen verordnete
und von den nationalen Eliten eilfertig aufgegriffenen
neoliberale Politik dem bisherigen Entwicklungsweg
der Umverteilung der Erdölrente den Boden
entzogen. Diese Legitimitätskrise war letztlich die
Voraussetzung für den Erfolg von Chávez und seinem
Modell der bolivarianische Revolution.
Entscheidend für die neue Phase, die durch "Punto
Fijo" ausgelöst wurde, war, dass das bisherige Entwicklungsmodell
durch die Komponente der Staatsintervention
zur direkten Industrialisierungsförderung
ergänzt wurde. Bis 1958 dominierte die assoziierter
Entwicklung der venezolanischen Bourgeoisie (d.h.
der Oligarchen-Familien, die sich einen großen Teil
der Ölrente sicherten) mit dem internationalen Kapital
(das die Erdölförderung und den Erdölexport kontrollierte),
die zu einer bescheidenen Industrialisierung,
aber kaum zur sozio-ökonomischen Entwicklung des
Landes beitrug.
Angelpunkt des neuen Entwicklungsmodells des
Staatsinterventionismus zur Förderung der Importsubstitution
war die staatliche Kontrolle über die Erdölrente,
die den notwendigen Akkumulationsfonds speisen
sollte. Diese befand sich zunächst jedoch noch in
den Händen der privaten Unternehmer. An deren
Stelle traten Staat und Bürokratie, und zwar zunächst
über die Abschöpfung der Erdölrente mittels Steuern,
und ab den 70er Jahren dann durch die direkte Verstaatlichung
der Erdölindustrie. Die Steuereinnahmen
bzw. die direkten Ölexporterlöse finanzierten Infrastrukturmaßnahmen
für die Ansiedlung von Industrien,
deren Produkte die bisherigen Import ersetzen
sollten.
Die Tatsache, dass der Staat Motor der Importsubstitutionspolitik
wurde, bedeutete allerdings keineswegs,
dass die Dependencia-Merkmale, die der sozioökonomischen
Entwicklung Venezuelas seit dem Beginn
der Ölproduktion anhafteten und direkt von der
agrarischen Unterentwicklung übernommen wurden,
geringer geworden wären.
Wichtig für die weitere Entwicklung war, dass die
Stellung des Staatsapparats in der Phase der Importsubstitution
keineswegs eine unabhängige gegenüber
der Bourgeoisie war. Zwar konnte der Staat seine
Autonomie gegenüber den zuvor alleine herrschenden
Großgrundbesitzern und Ölunternehmern stärken.
Allerdings blieb die ökonomische Politik stark von
der Investitionsbereitschaft der Bourgeoisie abhängig.
Dort, wo ausreichend privates Kapital vorhanden war
oder ins Land strömte, wurden auch private Initiativen
ermöglicht und gefördert.
Dadurch wurde aber jene Fraktion der Staatsbürokratie
gestärkt, die in direktem Zusammenhang mit den
Oligarchenfamilien und Erdölunternehmen stand.
Letzteren gelang dadurch die Penetration in den
Staatsapparat, was zu einer entwicklungshemmenden
Ausrichtung der Wirtschafts- und Sozialpolitik an den
Interessen der Eliten führte, nämlich die Öleinnahmen
für den eigenen Luxuskonsum und die Alimentierung
einer schmalen Mittelschicht zu nutzen und an den sozialen
Verhältnisse, vor allem der Armut der Landbevölkerung,
nichts zu ändern. Erst Chávez setzte an,
die Vormachtstellung dieser "Monopolbourgeoisie"
im Staat zu brechen, was ihm zumindest teilweise
auch gelang.
3.3. Linke Kritik am venezolanischen Modell
Um die Position von Chávez und der bolivarianischen
Bewegung in entwicklungstheoretischer Hinsicht
zu verstehen, muss man auf die Auseinandersetzung
zwischen den Parteien des Blocks von Punto
Fijo und der venezolanischen Linken in den 60er Jahren
zurückkommen. Dieser Konflikt führte zu einer
zehnjährigen Auseinandersetzung, die auch in Form
eines heftigen Guerillakriegs ausgetragen wurde.
Die Sollbruchstelle zwischen der Linken und den
Parteien von Punto Fijo wurde die Hinwendung der
venezolanischen Politik unter Romulo Betancourt
zum Modell des "Desarrollismo". Der Desarrollismo
ist eine Art "Light-Version" der von der lateinamerikanischen
Linken favorisierten CEPAL-Konzepte (s.
Arbeitsblatt 2), wobei "Light-Version" meint, dass es
sich um eine den USA gefällige Variante handelt.
1948 wurde die CEPAL für ganz Lateinamerika
gegründet. Strukturalistische Wirtschaftswissenschaftler
und technokratische Modernisierer, die von der Vision
eines Zusammenhangs zwischen Demokratie und
wohlfahrtsstaatlicher Entwicklung bei sozialen Verbesserungen
und wirtschaftlichem Aufschwung beseelt
waren, entwickelten eine Reformstrategie, die
einerseits die Importe substituierende Industrialisierung
der 1930er und 1940er Jahre vertiefen und beschleunigen
sollte, andererseits strukturelle Veränderungen
im Inneren der lateinamerikanischen Volkswirtschaften
wie Agrarreform, Diversifizierung der
Produktionsstruktur, Exportförderung und vor allem
eine Ausweitung des Binnenmarktes vornehmen
wollte.
Das Konzept sollte durch eine Dreierallianz realisiert
werden: Einheimische Unternehmer (die viel zitierte
"nationale Bourgeoisie"), denen man hinter einer
protektionistischen Zollmauer angemessene Profitraten
in Aussicht stellte, schlossen sich mit der organisierten
Arbeiterschaft, der Beschäftigung und steigende
Löhne versprochen wurde, unter der Führung eines
interventionistischen Staates zusammen, der wiederum
die erforderlichen Marktbedingungen und die
notwendige Infrastruktur schuf; erforderlichenfalls
würde er auch selbst in die Industrie investieren, wenn
die Privatinitiative nicht ausreichen sollte. Explizit zurückgewiesen
wurde das alte, aus dem ausgehenden
19. Jahrhundert stammende Modell eines Wachstums
auf der Grundlage des Exports von Primärgütern (desarrollo
hacia afuera - "Wachstum nach außen").
Dies war eine Art sozialdemokratisches, aber auch
von den meisten kommunistischen Parteien Lateinamerikas
favorisiertes Konzept, demzufolge die organisierte
Arbeiterschaft und die Linke insgesamt in ein
demokratisches System eingebunden sein würden.
Unabhängig von allen fortbestehenden Problemen im
Arbeits- und Sozialbereich würde es über das Modell
der "importsubstituierenden Industrialisierung" eine
Art Klassenkompromiss geben, der eine kontinuierliche
Entwicklung gewährleisten sollte.
Derartige Vorstellungen wurden in den USA mit
äußerster Skepsis aufgenommen, setzten die USA sich
doch gerade in dieser Phase (ab den 50er Jahren) vehement
für eine liberale Wirtschaftsordnung auf der
Grundlage eines freien Güter- und Kapitalverkehrs
ein. Protektionismus, Staatsinterventionismus und gesteuerte
Industrialisierung passten überhaupt nicht in
dieses Konzept. Es bestand somit eine Grundantinomie
zwischen dem reformistischen, binnenorientierten
und importsubstituierenden Industrialisierungsmodell
einerseits und der liberalen, von den USA bestimmten
Weltwirtschaftsordnung andererseits.
Hinzu kam, dass die CEPAL unter ihrem langjährigen
(1949-1962) Exekutivsekretär Raúl Prebisch eine
Kritik der klassisch-liberalen Außenhandelstheorie
und ihres Grundkonzepts der komparativen Vorteile
vornahm. Unter Zugrundelegung des Zentrum-
Peripherie-Modells stellte Prebisch die These auf, der
Handelsaustausch zwischen Industrie- und Entwicklungsländern
verlaufe ungleich mit dem Ergebnis,
dass vor allem die Länder des Zentrums davon profitierten.
Ausschlaggebend dafür seien die Terms of Trade,
also das Verhältnis zwischen der Preisentwicklung für
Exportwaren und der Preisentwicklung für Importwaren,
die sich über längere Zeiträume hinweg zu Ungunsten
der Peripherie entwickelt hätten. Prebisch
entwickelte geradezu eine Theorie der "säkularen Verschlechterung
der Terms of Trade", der zu Folge die
Preise der exportierten Rohstoffe langfristig fallen,
während gleichzeitig die Preise für den Import industrieller
Fertiggüter steigen, so dass sich die realen
Austauschverhältnisse für die Entwicklungsländer
ständig verschlechterten.
Auch die in den 50er und 60er Jahren angewandte
Entwicklungsstrategie hat viele Elemente des
CEPAL-Konzepts übernommen, etwa Industrialisierung
oder Technologietransfer. Während aber die Industrialisierungsstrategie
der CEPAL bei den Importsubstitutionsmöglichkeiten
ansetzte, hat beim Desarrollismo
der Staat keine Vorgaben seitens der Theoretiker
bekommen. Die Desarrollistas nahmen billigend
in Kauf, dass die sozio-ökonomische Entwicklung im
Desarrollismo ungleichgewichtig war und mit ausländischen
Investitionen, d.h. mit Auslandsverschuldung,
erreicht wurde.
Längere Zeit beherrschte der Desarrollismo-Ansatz
das Denken der Wirtschaftspolitiker in verschiedenen
Ländern Lateinamerikas (Brasilien, Venezuela, Bolivien).
An diesen Grundaspekten des Desarrollismo -
ökonomistische Ausrichtung, Industrialisierung mit
ausländischer Finanzierung, ungleichgewichtige Entwicklung
- setzte die Kritik der Dependenztheoretiker an, die vor allem die Weltmarktöffnung als außenorientierte
Wachstumsstrategie und das Fehlen sozialer
Komponenten anprangerten.
Die venezolanische Linke kritisierte schon in den
60er Jahren, dass der Desarrollismo in die Krise führte.
Denn er hatte viele seiner selbstgesteckten Ziele
nicht erreicht: So war es nicht zu einer Verringerung
der Einkommensunterschiede gekommen. Ein großer
Teil der Bevölkerung war weiterhin marginalisiert.
Die wirtschaftliche Außenabhängigkeit hatte sich
nicht verringert, sondern nur verlagert, und die politischen
Systeme waren nach wie vor instabil. Für lateinamerikanische
Politiker enttäuschend, wurde die
Entwicklungsdynamik immer noch durch äußere
Faktoren bestimmt: Die Einfuhr von Fertigwaren war
zwar begrenzt worden, aber nun folgten aus den Industriestaaten
umso mehr teure Kapitalgüter. Was dabei
besonders störend auffiel, war die Tatsache, dass
multinationale Konzerne immer häufiger Investitionen
in Schlüsselindustrien und technologisch hoch entwickelten
Branchen tätigten. Diesen (meist USamerikanischen)
Konzernen mussten die lateinamerikanischen
Regierungen weit reichende Zugeständnisse
machen, was als Einschränkung der nationalen Souveränität
empfunden wurde.
Mit anderen Worten: Die bis dahin dominierenden
Modernisierungstheorien, die in ihrer Desarrollismo-
Ausprägung nach dem Zweiten Weltkrieg das Ziel
verfolgten, dem lateinamerikanischen Subkontinent
die kapitalistische Entwicklung als die bessere Alternative
zu präsentieren, waren, ebenso wie die bis dahin
propagierten Rezepte der CEPAL, wegen offensichtlicher
Fehlschläge diskreditiert. Gleichzeitig inspirierte
die erfolgreiche kubanische Revolution die
Intellektuellen in ganz Lateinamerika zur Reflexion
über Alternativen zu den konventionellen Entwicklungswegen.
Die Auseinandersetzung zwischen Dependistas
und Desarrollistas in den 60er Jahren endete in Venezuela
mit einer Niederlage der Linken. Nicht nur weil
sie militärisch in der Guerillabewegung unterlag, sondern
vor allem, weil die herrschende Politik ab 1973
Elemente aus dem Programm der Linken übernahm.
Als 1973 die Acción Democrática unter Carlos Andres
Pérez (der in seiner zweiten Präsidentschaft Anfang
der 90er Jahre so dramatisch scheitern sollte)
nach vier Jahren christdemokratischer Herrschaft wieder
an die politische Macht kam, wird eine Regierung
der Paradoxien konstituiert. Es findet eine Redimensionierung
des venezolanischen "Populismus" statt, der
zwei Elemente vereinbaren will. "Meine Amtsperiode
muss Anfang einer Ära authentischer populärer Errungenschaften
sein, die eine wirtschaftliche und soziale
Demokratie als Ausdruck der tiefsten Wünsche
des venezolanischen Volkes ermöglicht."
Zu den Paradoxien der Forderung von Pérez gehörte,
dass er jene Entwicklungselemente aus dem
Programm der Linken übernahm, die er noch als Innenminister
der Regierung Betancourt bekämpft hatte.
Er versprach die Nationalisierung der Erdölproduktion
- was er 1976 auch umsetzte und was heute von
Chávez verteidigt wird -, eine allgemeine Staatsreform,
den Kampf gegen die extreme Armut und eine
demokratische Erneuerung des Staates. Er tat dies aber
ohne den Reichen etwas wegzunehmen, ohne
Umverteilung.
Die Realität des Landes zeigte jedoch, dass ohne
Strukturänderungen so etwas nicht geht. Daran scheiterte
schließlich die Politik von Carlos Andres Pérez,
der 12 Jahre später, als er wieder Präsident wurde, all
die "Errungenschaften" dem Volk auf Geheiß des IWF
und der Weltbank wegnehmen sollte, um die Reichen
vor Profiteinbußen zu schützen.
3.4. Schwarzer Freitag und Caracazo
Bis zum Freitag, den 18. Februar 1983, bestand ein
fixer Wechselkurs von US-Dollar zu Bolívar (der venezolanischen
Währung) von 1 US-$ zu 4,30 Bolívar.
Aber die Tilgungsraten für die Auslandsschulden, die
Verringerung der Erdöleinnahmen, Kapitalflucht und
Korruption führten zur Entwertung des Bolívars. Am
18. Februar 1983 wurde schließlich der Wechselkurs
freigegeben, und der Bolívar verlor gegenüber dem
US-$ massiv an Wert. Ende 1983 lag der Kurs bei 7,5
Bolívar, 1987 bei 50 Bolívar. Im Lauf der 90er Jahre
beschleunigte sich die Abwertung weiter, der Kurs fiel
auf 1.000 Bolívar je US-$ und steht heute bei 1.400.
In einem Land, das so stark von Importen abhängig
ist, wo zwischen 60 und 80 % der Nahrungsmittel importiert
werden müssen, schuf die Abwertung der
Landeswährung ernsthafte Probleme für die Wirtschaft.
Armut verbreitete sich immer schneller und erreichte
auch den Mittelstand. Die meisten Menschen
waren nicht mehr in der Lage, genug zu verdienen,
um ihre Angehörigen zu ernähren.
Im Jahr 1989 setzte die Regierung von Carlos Andres
Pérez Maßnahmen durch, die in den Amtsstuben
der Weltbank und des IWFs entworfen wurden. Es
handelte sich um scharfe Sparmaßnahmen. Die Armutsviertel
von Caracas begannen sich zu erheben.
Spontan fluteten die Menschen in die Einkaufsstraßen
der Stadt und begannen, die Geschäfte zu plündern.
Dieser Aufstand wurde von der Armee blutigst niedergeworfen. Die Zahl der Opfer wird auf 3.000 bis
6.000 Menschen geschätzt. Dieses Massaker stellt einen
Wendepunkt in der venezolanischen Entwicklung
dar. Danach war das Land nicht mehr das gleiche.
Nach diesem Massaker von 1989 ("Caracazo") begannen
linke Initiativen und Militärs, gemeinsame
Pläne zu entwerfen, um die Pérez-Regierung aus dem
Amt zu jagen. Chávez' Aufstand von 1992 bezieht
sich auf dieses Massaker von 1989. Er sagte, so etwas
dürfe nie wieder geschehen. Die Armee ist nicht dazu
da, das Volk zu unterdrücken, sondern es zu verteidigen.
Nicht die Armen, sondern die Armut muss bekämpft
werden. Dies war die Geburtsstunde des
"Chávismus" in Venezuela.
4. Venezuela nach der bolivarianischen
Revolution
4.1. Chávez' Politik
Es wäre falsch zu behaupten, dass Chávez politisches
Konzept eine Kopie des entwicklungspolitischen
Diskurses der Linken der 60er Jahre wäre. Es
knüpft aber mit Sicherheit daran an. Es versucht allerdings,
die autozentrierte Entwicklung, so wie es die
Dependenztheoretiker empfohlen hatten, auf eine
breitere lateinamerikanische Grundlage zu stellen und
so der Kleinheit der einzelnen nationalen Märkte der
lateinamerikanischen Länder zu entgehen und die gemeinsamen
Potenziale für eine nachhaltige Entwicklung
zu mobilisieren.
Kern dieses Konzeptes ist der Aufbau eines gemeinsamen
lateinamerikanischen Marktes, in dessen
Zentrum Brasilien stehen soll. Dieser sollte womöglich
strategische Allianzen mit Europa eingehen, um
so der US-Dominanz ein Gegengewicht zu bieten.
Auf nationaler Ebene hat Chávez mehrere Reformen
eingeleitet, die in diese Richtung deuten:
-
Er hat in der Verfassung festschreiben lassen, dass
die Erdölproduktion nicht privatisiert werden darf.
- Auch die im November 2001 verabschiedeten Gesetze
sind ein Novum in der Geschichte dieser Nation.
Das Fischfang-Gesetz besagt, dass die industriellen
Flotten erst sechs Meilen von der Küste
entfernt ihre Netze auswerfen dürfen. Das schützt
Kleinfischer und verhindert die Überfischung.
Gleichzeitig wird die Bildung von Fischerei-
Genossenschaften gefördert.
- Das Erdöl-Gesetz sieht höhere Abgaben für die
Erlöse aus der Ölförderung vor und schreibt bei
Joint-Venture-Unternehmen eine staatliche Mehrheit
vor. Mit den Mehreinnahmen sollen soziale
Investitionsprogramme zur Armutsbekämpfung finanziert
werden.
- Ein neues Küstengesetz schreibt vor, dass alle
Strände öffentlich sind. Private Gebäude müssen
einen Abstand von achtzig Metern einhalten.
- Im Bereich Bildung und Gesundheitsvorsorge hat
die Regierung Chávez zusammen mit kubanischen
Ärzten sehr viel für die ärmsten Bevölkerungsschichten
geleistet. Zu den wichtigsten sozialen
Reformvorhaben zählen der Plan Bolívar 2000,
Programm Simoncito, Mision Robinson, Mision
Ribas, Plan Sucre, Mision Barrio Adentro, Mision
Mercal, Vuelvan Caracas (s. Arbeitsblatt 9).
Bekämpft wird von der Oligarchie auch das "Ley
de tierras", die Agrarreform. "Ein Angriff auf das Eigentum", schimpfte der gescheiterte Putschistenpräsident
und frühere Chef des Unternehmerverbandes,
Fedecámaras Pedro Carmona. Ziel dieser Agrarreform
ist es, die Armut auf dem Land zu bekämpfen, die
Landflucht zu stoppen und vor allem die Versorgung
des Landes mit Lebensmitteln sicherzustellen.
Zur Zeit werden 60 % aller in Venezuela konsumierten
Nahrungsmittel importiert. Venezuelas
Landwirtschaft findet im Hafen statt. Die Petrodollars
machen den Import möglich. Die bolivarianische Revolution
hingegen will die Petrodollars für den Aufbau
einer eigenen Landwirtschaft verwenden. Dieses
Projekt ist eine sinnvolle Aufgabe, zumal es verspricht,
Armut und Arbeitslosigkeit zu verringern.
Das Ley de tierras sieht vor, brach liegender Boden
landlosen BäuerInnen zur Verfügung gestellt wird,
wenn sich die bisherigen Eigentümer weigern, ihre
Flächen zu kultivieren. Und das sind große Flächen.
Denn die Latifundistas bearbeiten in der Regel nur
Bruchteile des ihnen gehörenden Landeigentums. Die
bolivarianische Revolution strebt damit mehr soziale
Gerechtigkeit im ländlichen Raum und zugleich eine
höhere Agrarproduktion an.
Um das Scheitern der ersten, wenn auch nur marginalen
Agrarreform der 1960er Jahre zu vermeiden,
können die von der Landreform profitierenden LandarbeiterInnen
das ihnen übergebene Land nicht veräußern,
da sie keine Besitztitel erhalten. Damit sollen
Verpfändung und Verkauf verhindert werden. In den
60er Jahren gab man nämlich den landlosen BäuerInnen
ein Stück Land, aber keine Kredite und keine Geräte, um die Landwirtschaft betreiben zu können. Die
NeueigentümerInnen mussten sich verschulden, d.h.
Kredite bei Banken aufnehmen. Meistens konnten sie
aus der Produktion diese Kredite nicht bezahlen, und
sie mussten schließlich das Land selbst verkaufen, das
so wieder bei den Latifundisten landete.
Dies soll diesmal vermeiden werden. Kredite sollen
künftig von zu errichtenden Genossenschaftsbanken
zu günstigen Konditionen vergeben werden. Die
Rückzahlungsraten sollen dabei an die Produktivität
gekoppelt werden.
Auch ist eine Neuordnung des Bodeneigentums in
den Städten vorgesehen. Illegal besetzte Grundstücke
werden den jetzigen NutzerInnen dauerhaft übertragen.
Auch werden Programme für den Wohnungsbau
und die Vergabe von Kleinkrediten entworfen. Zur
Arbeitsplatzbeschaffung hat die Regierung auch ein
ehrgeiziges Programm der Bildung von Kooperativen
ins Leben gerufen. Auch diese erhalten kostengünstige
Kredite.
4.2. Chávez und die Mittelschicht
"Chávez größter Irrtum war es, die Mittelklasse zu
drangsalieren", sagen viele, darunter auch jene Kommentatoren, die der venezolanischen Revolution gegenüber
aufgeschlossen sind, wenngleich sie nicht als
"Chávista" firmieren möchten, sondern den "Proceso"
unterstützten. Mit "Proceso" ist die soziale Transformation
Venezuelas gemeint, die 1998 begann. Chávez'
Gegner werfen ihm vor, er sei eine Gefahr für die
Mittelschicht, da er den Castro-Kommunismus in Venezuela
einführen wolle, das heißt: die Mittelschicht
(Beamte, Unternehmer, Kleingewerbetreibende) enteignen
möchte.
Bei seiner ersten Wahl im Jahr 1998 wählten allerdings
auch viele Angehörige der Mittelschicht
Chávez. Sie wollten damals den "Proceso" unterstützen,
um die immer gravierender werdenden sozialen
Probleme in Venezuela zu lösen und den wirtschaftlichen
Kurs hin zu einer produktiven Verwendung des
Erdölreichtums zu ändern. Inzwischen - nach vier Jahren
Chávez-Regierung - steht jedoch die Mehrzahl der
Mittelschichtsangehörigen gegen ihn.
Was war in dieser Zeit geschehen? 1999-2002 waren
für Südamerika besonders schwierige Jahre. Argentinien
und Brasilien gerieten in eine tiefe Rezession.
Argentinien erklärte vor den internationalen Finanzgremien
(IWF, Weltbank) die Zahlungsunfähigkeit.
Die Krise spitzte sich zu, und mehrere argentinische
Regierungen wurden durch Massenbewegungen,
die gegen die enormen sozialen Kosten der Rezession
und des Schuldendienstes protestierten, weggespült.
Hunger breitete sich in diesem Land aus, das in den
1920er Jahren zu den zehn reichsten Ländern der Welt
zählte.
Auch Venezuela geriet in diesen Krisenstrudel. Die
Erdölpreise sackten ab, von über 30 US-$ je Barrel im
Jahr 2000 auf unter 20 US-$ Ende 2001. Damit verringerten
sich die Staatseinnahmen dramatisch. Hinzu
kam eine furchtbare Naturkatastrophe im Dezember
1999 an der Zentralküste Venezuelas (Erdrutsche nach
wochenlangen, intensiven Regenfällen), die mehreren
Zehntausend Menschen das Leben kostete und Hunderttausende
obdachlos machten. Die geringer werdenden
Ressourcen mussten dort für den Wiederaufbau
verwendet werden.
Erst 2004 erholt sich Venezuela wieder von diesen
schweren Krisen und hat mittlerweile eine Wachstumsrate
von 7 % zu verzeichnen. Mit der wirtschaftlichen
Krise einher ging eine Abwertung des Bolívar.
Über mehrere Jahre hindurch verlor er gegenüber dem
US-$ an Wert. Alleine von Januar bis Juni 2002 wurde
die Währung um 50 % abgewertet. Gleichzeitig
galoppierte die Inflationsrate von 12 % im Jahr 2001
auf mittlerweile 35 % davon. Die offizielle Erwerbslosigkeit,
die auch immer mehr Mittelschichtsangehörige
betrifft, stand im August 2003 bei einer Quote
von nunmehr als 17 %.
Von diesen Turbulenzen wurden die Mittelschichten
stärker in Mitleidenschaft gezogen als die Armen.
Unter den Wertverfall der Währung leiden insbesondere
die höheren und mittleren Einkommen. Denn
diese Schichten konsumieren vor allem Importprodukte
aus dem Dollarraum. Eine Währungsabwertung
verteuert diese Importwaren und verringert so den Lebensstandard
der Mittelschicht. Die Armen sind dagegen
nicht die Konsumenten von Autos, Computer und
Designerbekleidung. Wochenendflüge mit Shoppinganschluss nach Miami können sie sich auch nicht
leisten. Die Gehälter der Angestellten werden in einer
Jahresvertragsregelung festgelegt, die in der Regel zu
Anfang des Jahres vereinbart wird. Da vertraglich
keine Korrekturen vorgesehen sind, bleiben die Gehälter
hinter der zunehmenden Inflation zurück. Außerdem
entwertet eine hohe Inflation die auf Banken
hinterlegten Ersparnisse.
Die Armen können sich in dieser Situation leichter
anpassen. Da sie hauptsächlich im informellen Sektor
tätig sind (Kleinhandel, persönliche Dienstleistungen
etc.), können sie auf die jeweilige Inflationsrate durch
eine zeitnahe Anhebung der Produktpreise reagieren.
Die Großfamilienstruktur und der kommunale Zusammenhalt
sorgen dafür, dass man sich gegenseitig
hilft. Auch hat Chávez durch den Plan Bolívar 2000
dafür gesorgt, dass im kommunalen Bereich wieder
kostenlose Dienstleistungen funktionieren und in Anspruch
genommen werden können. Auch hat Chávez
ein Netz von Verkaufsstellen errichtet, an denen die
Armen zu vergünstigten (d.h. staatlich subventionierten)
Preisen Grundnahrungsmittel erwerben können.
All dies steht dem Mittelstand nicht zur Verfügung.
Sie profitieren nicht von unentgeltlichen öffentlichen
Diensten. Die Mittelklasse ist daran gewöhnt,
private Gesundheits- und Bildungseinrichtungen in
Anspruch zu nehmen, deren Preise stetig steigen.
Zwar hat Chávez Maßnahmen erlassen, die das Ansteigen
der Preise für den Schulunterricht verlangsamt.
Das kann aber in keiner Weise all jene Verluste
wettmachen, die die Mittelschicht aufgrund der Wirtschaftskrise der Jahre 1999-2003 erlitt.
"Doch ist die Rezession nicht der einzige Grund
für die Rebellion des Mittelstandes gegen Chávez"
schreibt Gregory Wilpert in der Wochenzeitung Freitag.
"Die Regierungspolitik selbst, wie etwa die neue
Verfassung oder die weit reichenden Programme für
Bildung, Gesundheit und Landreform, haben den bisher
sozial marginalisierten weit mehr gebracht als den
Mittelschichten. Mit diesen Reformen können die
Armen erstmals in der Geschichte Venezuelas überhaupt
eine medizinische Grundversorgung in Anspruch
nehmen, auch wenn deren Qualität vielfach
noch unzureichend ist. Ähnlich stellt sich die Situation
in der Bildung dar. Es wurden seit 1998 Tausende so
genannter bolivarianischer Schulen eingerichtet, deren
Eleven mit drei Mahlzeiten pro Tag versorgt werden -
zu Hause für die meisten undenkbar. Dank dieses
Wandels gehen inzwischen etwa eine Million Kinder
mehr zur Schule als im Jahr 1998."
Folgendes Fazit kann gezogen werden: Die bolivarianische
Politik wendet sich nicht direkt gegen die
Mittelschichten. Die Mittelschichten sind Opfer der
allgemeinen Krise, die ganz Lateinamerika erfasste.
Dennoch hat Chávez womöglich dieses Problem unterschätzt.
Chávez' Politik des sozialen Umbruchs ist für die
venezolanische und lateinamerikanische Wirklichkeit
durchaus "revolutionär", auch dann, wenn diese keineswegs
"mit dem Kapitalismus bricht". Chávez muss
aber einiges tun, um den Irritationen und der Beunruhigung
der Mittelschichten entgegenzuwirken. Denn
ohne Beteiligung der Mittelschichten, die gleichzeitig
die gut gebildete Bevölkerung repräsentieren, lässt
sich keine komplexe, arbeitsteilige Gesellschaft aufbauen
und umgestalten. Chávez muss einiges tun, um
die Mittelschichten zurückzugewinnen und sie von
den reaktionären Kräften der traditionellen Oligarchen-
Parteien zu lösen.
4.3. Außenpolitisch noch kleine Schritte
Simón Bolívar hatte einst von einem geeinten Südamerika
geträumt, das Kleinstaaterei überwinden und
mit einer Sprache den Mächtigen entgegen treten
könne. Chávez selbst tritt für eine "regionale Integration"
ein. Mit ihm ist Venezuela dem Mercosur beigetreten,
dem gemeinsamen Markt des Südens, in dem
sich 1991 Brasilien, Argentinien, Uruguay und Paraguay
zusammengeschlossen haben.
Zeitweilig schien der Mercosur am Ende zu sein.
Aber unter dem linken Präsidenten Lula in Brasilien
und den fortschrittlichen Präsidenten Argentiniens
Kirchner hat dieses Bündnis neuen Schwung bekommen.
Brasilien schloss bilaterale Abkommen mit den
Staaten des Andenpaktes, zu dem Venezuela gehört.
Eine neue Straße, die Venezuelas Hauptstadt Caracas
mit der Amazonas-Metropole Manaus in Brasilien
verbindet, wurde vor kurzem eingeweiht. Die brasilianische Firma Odebrecht baut in Venezuela die Metro
aus und errichtet eine Brücke über den Orinoco.
Für Brasilia ist diese Verbindung von strategischem
Interesse. Die achtgrößte Industrienation der
Welt hat eine "Archillesferse", sagt Fernando Portela,
Beauftragter der brasilianisch-venezolanischen Handelskammer. Brasilien ist auf Energieimport angewiesen,
die Stromkürzungen der vergangenen Jahre haben
arg am Bruttosozialprodukt gerüttelt. Und Venezuela
exportiert Energie. Aus der venezolanischen Amazonasstadt
Ciudad Guyana wird elektrischer Strom aus
dem Kraftwerk am Guri-Fluss in den brasilianischen
Bundesstaat Roraima geleitet, und 1.800 neue Tankstellen
"Made in Caracas" sollen den Norden Brasiliens
mit venezolanischem Öl beliefern. Die USA sehen
das gar nicht gerne, sie betrachten das schwarze
Gold Venezuelas als "ihren" Besitz, und Brasilien als
Konkurrenten.
Noch werden alle Abkommen auf Dollarbasis abgerechnet.
Und daran mangelt es dem hochverschuldeten
Amazonasstaat. Er verfügt aber über eine effiziente
industrielle Infrastruktur und hat deshalb Kompensationsgeschäfte
vorgeschlagen. Als das Barrel Öl
auf 39 Dollar geklettert war, fragte Brasilia in Caracas
nach, ob man den Rohstoff nicht mit Dienstleistungen
oder Waren bezahlen könne.
Als Beispiel könnte hier das Geschäft Brasiliens
mit Libyen stehen. Dort baute Brasilien moderne Fabriken
in die Wüste. Chávez selbst hat so eine Art Abkommen
mit Kuba geschlossen. Er liefert den Kubanern
Erdöl, das mit "medizinischen Dienstleistungen"
zurückgezahlt wird.
Auch auf politischer Ebene hat Chávez der Demokratie
neue Impulse verliehen. Gleich der Arbeiterpartei
(PT) in Brasilien und dem Frente Amplio in Uruguay
setzt Chávez auf Basisdemokratie und Dezentralisierung.
An vielen Orten in Venezuela wird die
partizipative Demokratie geübt.
4.4. Gefahr einer internationalen Intervention
Nachdem die Kräfte der Oligarchie einen deutlichen
Rückschlag nach der Niederlage im April 2002
einstecken mussten, ist von deren Seite ein Strategiewechsel
vernehmbar. Sie sind offensichtlich zu der
Auffassung gekommen, dass man Chávez aus dem Inneren
heraus vorerst nicht stürzen kann. Deshalb setzen
die rechte Kräfte Venezuelas auf eine Intervention
von außen. Ziel hierbei ist, eine internationale Intervention
auf der Basis der UNO oder der Organisation
amerikanischer Staaten zu erreichen.
Das Beispiel Haiti steht hierfür Pate. Auch wenn
die Ausgangssituation eine andere ist - Aristide und
seine politischen Parteigänger sind nur schwer als
fortschrittliche Kräfte zu bezeichnen - so gibt es dennoch
die Gemeinsamkeit, dass eine politische Opposition
solange inneres Chaos verursacht hat, bis die
Situation für eine äußere Intervention reif wurde. Genau
das scheint der Fahrplan zu sein, den die venezolanische
Opposition in Übereinstimmung mit den
USA in Venezuela verfolgt. Zu wichtig ist den USA
das venezolanische Öl, als dass es dieses den VenezolanerInnen selbst überließe.
Hierbei spielen auch geopolitische Fragen eine
Rolle. Für den Führungsanspruch der USA ist das Zustandekommen
der großen amerikanischen Freihandelszone
von lebenswichtiger Bedeutung. Das USKapital
benötigt eine Dominanz über die lateinamerikanischen
Märkte, da es in diese zollfrei exportieren
und dort kostengünstige Industrieproduktionen errichten
kann. Viele Länder Lateinamerikas, die eine
eigene Industriebasis haben, fingen an, sich dagegen
zu wehren. Die Führungsnation Südamerikas, Brasilien,
organisiert diese Opposition. Brasilien wird
künftig mehr Erdöl als bisher importieren müssen.
Davon hängt im hohen Maß die künftige Industrieentwicklung
Brasiliens ab. Eine Kontrolle über das
venezolanische Öl bedeutet für die USA auch, über
ein Druckmittel gegenüber Brasilien zu verfügen.
Deshalb ist kaum damit zu rechnen, dass die USA ihre
Pläne zum Sturz von Chávez aufgeben.
Ziel der venezolanischen Rechtsopposition ist es,
einen Zustand der Unregierbarkeit des Landes herzustellen.
Ein Zustand, bei dem staatliche Institutionen
zusammenbrechen, Polizei und Armee sich auflösen
und auf den verschiedenen Bürgerkriegsseiten Partei
ergreifen. In einem Klima des Bürgerkrieges kämen
dann die lauten Stimmen, die nach einer Intervention
schreien. Ein internationales Truppenkontingent soll
dann schließlich sicherstellen, dass ein "Nation Building"
möglich wird. So sehen moderne imperialistische
Interventionen aus, wenn sie nicht das Argument
möglicher Massenvernichtungswaffen im Besitz von
Schurken Staaten oder der Verhinderung von ethnischen
Säuberungen zur Hand haben.
* Der Aufsatz ist entnommen aus der Zeitschrift "Materialien zu Gesellschaft, Wirtschaft und Umwelt im Unterricht (MGWU)", Heft 1/04.
Auf die Wiedergabe einiger Grafiken mussten wir aus technischen Gründen verzicheten.
In dem Heft finden sich weitere Informationen sowie Materialien für den Unterricht (Arbeitsblätter, Folienvorlagen). Verweise im Text auf Abbildungen und Arbeitsblätter beziehen sich auf dieses Heft.
Siehe: www.kritische-geographie.at/publ_mgwu04.htm.
Zurück zur Venezuela-Seite
Zurück zur Homepage