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Gold für Venezuela

Hugo Chávez kündigt Nationalisierung der Bodenschätze an. Dank für russische Hilfe

Von Modaira Rubio, Caracas *

Venezuelas Präsident Hugo Chávez hat am Mittwoch (Ortszeit) eine Verstaatlichung der Goldreserven seines Landes angekündigt. »Wir werden das Gold nationalisieren und es in Währungsreserven verwandeln«, erklärte Chávez während der offiziellen Übergabe russischer Rüstungsgüter an die venezolanische Armee, zu der er telefonisch zugeschaltet war. Er bereite gerade einen Erlaß vor, um die Goldfördergebiete Venezuelas, die sich derzeit in der Hand von Mafia und Schmugglerbanden befänden, unter die Kontrolle der Regierung zu nehmen. Speziell in der Region Guayana im Osten des Landes gäbe es große Vorkommen von Gold, Bauxit, Coltan und Diamanten, die vom Staat übernommen werden müßten.

In diesem Zusammenhang kündigte der Staatschef auch an, daß die derzeit in ausländischen Banken gelagerten Goldreserven des Landes nach Venezuela zurückgeführt werden sollen. Das Land verfüge derzeit über Goldreserven in einem Gesamtwert von 13 Milliarden US-Dollar. Nicht weniger als elf Milliarden davon lagerten jedoch seit den 80er Jahren in Banken des Nordens, vor allem in den USA, Großbritannien, Kanada und Frankreich. Diese nutzten die Goldreserven dazu, Kredite abzusichern, die sie den Entwicklungsländern gewähren. »Wie lange wollen wir Länder des Südens noch die Entwicklung der Länder des Nordens finanzieren? Das ist Wirtschaftsimperialismus!« erklärte Chávez. Die eigenen Goldreserven müßten so schnell wie möglich von der venezolanischen Zentralbank übernommen werden, um dadurch die Kaufkraft des Landes zu erhöhen.

Zugleich verteidigte Chávez den Erwerb von Granatwerfern, Luftabwehrraketen und Panzern aus Rußland, die am Mittwoch den venezolanischen Streitkräften übergeben wurden. »Es ist für uns eine Ehre, daß die russischen Waffen hier sind, um die Souveränität und das Volk zu verteidigen«, unterstrich der Staatschef. »Die Oppositionellen kritisieren diese Investition, weil sie wollen, daß die US-Marines kommen. Deshalb hatten wir früher keine Gewehre, keine Panzer und blieben sogar ohne Soldaten. Das war Teil des imperialen Plans«, sagte Chávez. Sein Land müsse sich aber gegen die Bedrohung aus dem Norden verteidigen, vor allem angesichts der jüngst bestätigten Erdölvorkommen im Orinoco-Gürtel. »In einem Bericht der Obama-Regierung heißt es, daß sich dort etwa 40 Prozent der weltweiten Erdölreserven befinden. Stellen Sie sich vor, was für eine Bedrohung das für uns bedeutet. Deshalb sind wir verpflichtet, eine starke Armee zu haben«, sagte der Präsident bei der Zeremonie, der auch das gesamte Oberkommando der Bolivarischen Streitkräfte beiwohnte. »Vor wenigen Tagen habe ich mit Wladimir (Putin) und mit Präsident Medwedew gesprochen, und wir haben uns die Fortsetzung unserer strategischen Zusammenarbeit versichert«, informierte Chávez. Als Beispiel dafür hob er die gemeinsame russisch-venezolanische Bank hervor, die bereits drei Niederlassungen habe: »eine in Moskau, eine in Caracas und eine in Peking«.

* Aus: junge Welt, 19. August 2011


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