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Symbol des Widerstandes

Uruguay: Menschenrechtspreis für den in den USA inhaftierten Leonard Peltier

Von Jürgen Heiser *

Am Montag wurde der Aktivist des American Indian Movement (AIM) Leonard Peltier, seit fast 35 Jahren politischer Gefangener der USA, in Uruguay mit dem Menschenrechtspreis der Mario-Benedetti-Stiftung ausgezeichnet. Wie die in Montevideo ansässige Stiftung jetzt mitteilte, hat sie ihren erstmals verliehenen Preis an Peltier vergeben, weil er der »am längsten einsitzende politische Gefangene in den Amerikas ist«.

In ihrer international verbreiteten Erklärung hebt die Stiftung hervor, Peltier, der am 12. September 67 Jahre alt wird, habe mehr als die Hälfte seines Lebens im Gefängnis verbracht. »Er ist ein Symbol des Widerstandes gegen die repressive Politik der Vereinigten Staaten, wo Menschen aus ethnischen, rassistischen, ideologischen und religiösen Gründen eingesperrt werden.«

Peltier, Angehöriger des Stammes der Lakota, war nach einem Überfall des FBI auf die Pine-Ridge-Reservation in South Dakota 1977 wegen Mordes an zwei FBI-Agenten zu zweimal lebenslanger Haft verurteilt worden. Peltier hatte stets seine Unschuld beteuert und die Anklage als konstruiert bezeichnet.

Ricardo Elena, Sprecher des Stiftungsvorstandes, erklärte, Peltiers Fall sei nur einer von vielen, aber beispielhaft für »Rechtsverletzungen, Verfolgung, Vertreibung und Enteignung der indigenen Völker seit der Zeit ihrer ›Entdeckung‹ bis heute«. So etwas passiere im Süden Lateinamerikas mit den Mapuche ebenso wie mit den indigenen Völkern Nordamerikas. Die USA stellten sich gern als »Hort der Demokratie dar, aber dort gibt es politische Gefangene, wie es sie auch in einer Diktatur gibt«, betonte Elena.

Die Mario-Benedetti-Stiftung ehrt das Andenken an den 2009 verstorbenen uruguayischen Journalisten, Schriftsteller und Menschenrechtler. 1973 mußte Benedetti nach dem Militärputsch sein Land verlassen und lebte zehn Jahre in Argentinien, Kuba und Spanien im Exil. Er war Mitbegründer des Linksbündnisses Frente Amplio, das die heutige Regierung in Montevideo stellt.

In einer spontanen Stellungnahme erklärte Morning Star Gali vom International Indian Treaty Council zur Verleihung des Menschenrechtspreises: »Dank ergeht an Robert R. Bryan und das Leonard-Peltier-Verteidigungsteam für ihre unermüdliche Arbeit, durch die die Verleihung möglich wurde.« Nicole Gibier hatte als internationale Koordinatorin des Verteidigungsteams die Kontakte zur Stiftung hergestellt.

Der Fernsehsender Russia Today zitierte in seinem Bericht über den Benedetti-Preis Brian Becker, Sprecher des in den USA gegen Krieg und Rassismus aktiven Bündnisses »Answer Coalition«. Becker erklärte, das FBI führe »einen permanenten Geheimkrieg gegen indigene Völker«. Leonard Peltier sei nur deshalb noch im Gefängnis, weil das FBI eine machtvolle Lobby habe. Staat und Polizei hielten Peltier »hinter Gittern, weil sie es können«.

Die Preisverleihung lenkt die internationale Aufmerksamkeit auf die prekäre Situation des erkrankten Peltier, der sich seit Ende Juni 2011 in Pennsylvanias Lewisburg-Gefängnis in strenger Isolationshaft befindet und dem eine erneute Zwangsverlegung an einen noch unbekannten Ort droht.

* Aus: junge Welt, 8. September 2011


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