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Hagel will die Army schrumpfen

Pentagonchef legte Budget für 2015 vor: Weniger Sold und mehr Hochtechnologie

Von John Dyer, Boston *

Der US-Verteidigungsminister will die Armee auf den kleinsten Bestand seit 1939 schrumpfen und altes Gerät durch Hochtechnologie ersetzen. Er will am Sold und an Vergünstigungen sparen.

Die hoch verschuldete US-amerikanische Regierung muss sparen. Dazu setzt sie jetzt beim Militär an. Das Heer, die United States Army, werde auf den kleinsten Personalbestand seit der Vorkriegszeit 1939 geschrumpft, kündigte Verteidigungsminister Chuck Hagel in seiner Budget-Vorlage für den US-Kongress an.

Dort wird er auf Widerstand treffen, denn es geht nicht nur um die geringere Personalzahl.

Auch die Besoldung der Truppe soll gekürzt und gewohnte Vergünstigungen für die Soldaten sollen gestrichen werden. Überdies sollen lieb gewonnene Waffenprojekte wie das Erdkampfflugzeug A-10 »Warzenschwein« oder die im Kalten Krieg berühmt gewordene U-2 abgeschafft werden.

Für 2015 schlägt Hagel einen Haushalt von 496 Milliarden Dollar (360,6 Milliarden Euro) vor. In den kommenden fünf Jahren sollen, jährlich, 113 Milliarden Dollar (82,15 Milliarden Euro) an Ausgaben aus dem Pentagon-Haushalt gestrichen werden. Hagel machte deutlich, dass er auf einer Linie mit Präsident Barack Obama liegt, der die Rolle des Militärs beschneiden will. »Zum ersten Mal seit 13 Jahren legen wir dem Kongress einen Haushalt vor, der kein Kriegshaushalt ist«, sagte Pentagonchef Hagel.

Die Vorlage sieht Ausgabenkürzungen beim Personal, bei den Standorten, Fahrzeugen und der Ausrüstung vor. Die Verfasser gehen davon aus, dass in zukünftigen Konflikten Hochtechnologiewaffen wichtiger sein werden als eine große Zahl Soldaten. Das Heer soll auf nur noch 440 000 Soldaten verkleinert werden. Das sind 23 Prozent weniger als unmittelbar nach den Terrorangriffen vom 11. September 2001.

Die verbleibenden Soldaten werden knapper besoldet, Vergünstigungen werden gestrichen. Darunter sind die seit Jahrzehnten üblichen Zuzahlungen zur Wohnungsmiete, zur Gesundheitsversorgung auch der Soldatenfamilien und die Subventionierung von Waren, die im armeeeigenen Supermarkt auf den Stützpunkten gekauft werden. Die »realistischen Einsparungsbemühungen« dürften auch davor nicht Halt machen, sagte Hagel.

Betroffen von den Kürzungen sind auch Waffensysteme, für die die Kongressmitglieder – von beiden Parteien – in den vergangenen Jahren trotz der Einwände des Präsidenten Obama und der von ihm berufenen Militärführung immer wieder Finanzmittel beschlossen hatten.

Hagel will die A-10 Thunderbolt abschaffen, die im Soldatenjargon wegen der beiden höckerartig aufsitzenden Triebwerke »Warzenschwein« genannt wird. Sie könne durch unbemannte bewaffnete Drohnen ersetzt werden.

Auch das legendäre Spionageflugzeug U-2 solle durch Drohnen ersetzt werden, wurde im Budgetplan konstatiert. In Irak und Afghanistan habe man gelernt, dass Präzisionswaffen Vorteile brächten. Die US-Navy soll ihre elf Flugzeugträger fürs erste behalten, sagte der Pentagonchef. Im kommenden Jahr aber werde er entscheiden, ob der Flugzeugträger »George Washington« eingemottet oder für eine neue Dienstperiode aufgerüstet wird.

Hagel wiederholte auch die Wahlkampfversprechen Obamas, dass die US-Militärverpflichtungen in Übersee verringert werden sollen. »Die Entwicklung und Stationierung von mehr moderner Militärtechnik durch andere Nationen bedeutet, dass wir am Beginn einer Ära stehen, in der Amerikas Überlegenheit zur See, in der Luft und im Weltraum nicht länger garantiert ist«, sagte Hagel. Er drohte dem Kongress, in dem Republikaner gleichermaßen wie Demokraten Militärausgaben nur ungern kürzen, mit noch schlimmeren Streichungen, falls sein Budget nicht genehmigt werde.

Die 2012 vereinbarten automatischen Kürzungen würden die Truppenstärke auf 420 000 reduzieren. Sie können nur durch sein Budget verhindert werden.

* Aus: neues deutschland, Mittwoch, 26. Februar 2014


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