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Mehr tote Soldaten durch Selbstmord als durch Krieg

Suizid unter US-Soldaten hat einen Rekordstand erreicht

Von Doris Pumphrey

Nach Aussage des demokratischen Abgeordneten Robert Filner, ist die Zahl der Vietnam-Veteranen, die ihrem Leben selbst ein Ende gesetzt haben, mit mehr als 58.000 inzwischen höher als die Zahl der amerikanischen Soldaten, die im Krieg gegen Vietnam getötet wurden.(1)

Deshalb hatte der US Kongress im Jahr 2007 ein Gesetz für eine umfassende "Suizid-Prävention" für Soldaten nach Auslandseinsätzen verabschiedet.

Die einzig wirksame Prävention – das Verbot aller Aggressions- und Besatzungskriege – ist natürlich nicht Teil des Gesetzes.

Im September 2008 berichtete deshalb die Presse, dass immer mehr US-Soldaten durch Verzweiflung in den Selbstmord getrieben werden. Um die Suizid "Prävention" effektiver zu machen, erhöhte das Pentagon die Zahl der Psychologen und Pfarrer (2) und organisiert inzwischen 900 Suizid "Präventionsprogramme" auf 400 US-Militär-Stützpunkten rund um die Welt.(3)

Barack Obama, damals noch demokratischer Präsidentschaftskandidat, nannte die Zahlen über die Selbstmorde eine "tragische Erinnerung an den erschreckenden und andauernden Preis des Irakkrieges, vor allem für unsere Soldaten und ihre Familien".(2)

Vier Jahre später nun, meldet die Presse, Suizid unter US-Soldaten habe einen Rekordstand erreicht – je mehr Kampfeinsätze, desto größer die Suizidgefahr. Vielleicht erinnert sich der diesjährige demokratische Präsidentschaftskandidat an den Preis, den seine Soldaten und deren Familien in den letzten vier Jahren für die US-Aggressionen und Besatzungen zahlten.

Welchen Preis die von den USA angegriffenen Länder bezahlten und bezahlen spielt nun mal keine Rolle für die Aggressoren. Im Gegenteil: der US Präsident eröffnete gerade eine gigantisch angelegte PR-Kampagne des Pentagon, vorgeblich um Veteranen des Vietnamkrieges zu ehren. In Wirklichkeit soll die Geschichte des Krieges umgeschrieben werden, um die Erinnerung an die Niederlage der USA auszulöschen, um den beispielhaften Widerstand gegen den Krieg großer Teile der US Bevölkerung und vieler Soldaten in der US Army zu verniedlichen und schließlich vergessen zu machen und um den Kampfgeist der US Bevölkerung und der Soldaten aufzupeppen für weitere Aggressionen gegen andere Länder.(4)

Die folgenden Zahlen von Selbstmorden unter US Soldaten (siehe Kasten) sind deshalb nur ein Zwischenbericht. Neue Rekordhöhen sind zu erwarten.

Quellen:
  1. Eine schreckliche Statistik. In: sueddeutsche.de; http://www.sueddeutsche.de/politik/suizide-von-us-veteranen-eine-schreckliche-statistik-1.346891
  2. Selbstmordrate von US-Soldaten nähert sich Rekordniveau. In: Spiegel-online, 05.09.2018; http://www.spiegel.de/politik/ausland/kriegseinsaetze-selbstmordrate-von-us-soldaten-naehert-sich-rekordniveau-a-576425.html
  3. Barbara Barrett: Task force: Military suicide prevention efforts inadequate. In: McClatchy, 24.08.2010http://www.mcclatchydc.com/2010/08/24/99612/task-force-military-suicide-prevention.html
  4. Jack A. Smith: Reversing the Vietnam Verdict. In: Global Research, 06.06.2012; http://www.globalresearch.ca

Freitode von US-Soldaten auf Rekordstand – Mehr Selbstmorde als Tote im Kampfeinsatz **

Die Zahl der Selbstmorde unter den amerikanischen Soldaten hat in diesem Jahr deutlich zugenommen. Durchschnittlich nahm sich fast täglich ein Angehöriger der US-Streitkräfte das Leben, wie aus Statistiken des Pentagons hervorgeht, die der Nachrichtenagentur AP vorlagen. In den ersten 155 Tagen dieses Jahres töteten sich 154 Soldaten - das seien etwa 50 Prozent mehr als bei Kämpfen in Afghanistan starben. Zudem ist es ein Anstieg von 18 Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum - und die höchste Zahl in zehn Jahren.

Die Selbstmordrate unter aktiven US-Soldaten ist rasant gestiegen. Weil die Selbstmorde 2010 und 2011 zurückgingen, waren die Behörden von der Entwicklung überrascht. Jackie Garrick, Leiterin einer neuen Pentagon-Abteilung zur Selbstmord-Vorbeugung sagte, die Zahlen seien verstörend. "Wir sind sehr besorgt darüber, dass wir so hohe Selbstmordzahlen sehen an einem Punkt, an dem wir mit einer niedrigen Rate gerechnet hatten." Möglich sei, dass die schwache US-Wirtschaft ein Störfaktor für die vorbeugenden Maßnahmen sein könnte.

Studien zufolge sind mögliche Gründe für die Zunahme posttraumatischer Stress, Missbrauch von verschreibungspflichtigen Medikamenten und finanzielle Probleme.

Mehr Kampfeinsätze steigern das Gefährdungspotenzial

Daten des Militärs legen nahe, dass Soldaten mit mehreren Kampfeinsätzen stärker selbstmordgefährdet sind, allerdings gibt es auch eine nicht zu vernachlässigende Zahl an Selbstmorden unter den Soldaten, die noch gar nicht in ein Einsatzgebiet geschickt worden waren.

Auch in anderen Jahren - zum Beispiel 2008 und 2009 - kam es schon vor, dass die Zahl der Selbstmorde die Zahl der im Einsatz gefallenen Soldaten überstieg.

In die Statistiken eingeflossen sind nur die Selbstmorde von Soldaten im aktiven Dienst, Selbstmorde von Veteranen wurden nicht berücksichtigt.

** Quelle: tagesschau.de, 8. Juni 2012; www.tagesschau.de




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