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"Der Raum Asien-Pazifik ist zu einem wichtigen Faktor in der globalen Politik geworden - ein Engagement der Vereinigten Staaten dort (ist) unerlässlich"

US-Außenministerin Hillary Clinton erklärt das 21. Jahrhundert zum "pazifischen Jahrhundert der Vereinigten Staaten". Namensartikel im Wortlaut


Im Folgenden dokumentieren wir Auszüge aus dem Namensartikel "America's Pacific Century" von US-Außenministerin Hillary Clinton. Der beitrag erschien zunächst sowohl in der Novemberausgabe der Foreign Policy als auch online und wurde am 11. Oktober 2011 in Auszügen im offiziellen Blog des US-Außenministeriums, DipNote, veröffentlicht. Die deutsche Übersetzuung besorgte der Amerika Dienst.

Der Untertitel des ungekürzten Aufsatzes in der Zeitschrift "Foreign Policy" lautet:
The future of politics will be decided in Asia, not Afghanistan or Iraq, and the United States will be right at the center of the action." Afghanistan und Irak sind dabei allerdings notwendige Etappen auf dem Weg nach Asien und auf dem Weg in eine Weltregion, die für Clinton "vom Indischen Subkontinent bis zur Westküste des amerikanischen Kontinents" reicht, eine Region, in der fast die "Hälfte der Weltbevölkerung lebt" und in der "viele der wichtigen Motoren der Weltwirtschaft ... angesiedelt" sind. So liegt das Interesse der Vereinigten Staaten darin, mehr als bisher in diesen Raum zu "investieren", was selbstverständlich auch eine militärische Dimension hat.

Das pazifische Jahrhundert der Vereinigten Staaten

Von Hillary Clinton

Mit der schrittweisen Beendigung des Krieges im Irak und dem beginnenden Abzug der US-Truppen aus Afghanistan stehen die Vereinigten Staaten vor einem wichtigen Wendepunkt. In den vergangenen zehn Jahren haben wir für diese beiden Kriegsschauplätze erhebliche Ressourcen bereitgestellt. In den kommenden zehn Jahren müssen wir unsere Zeit und Energie klug und systematisch investieren, damit wir uns optimal positionieren können, um so unsere Führungsrolle zu untermauern, unsere Interessen zu sichern und unsere Werte voranzubringen. Im kommenden Jahrzehnt wird es daher eine der wichtigsten Aufgaben der amerikanischen Staatskunst sein, diplomatisch, wirtschaftlich, strategisch und anderweitig wesentlich mehr in den asiatisch-pazifischen Raum zu investieren.

Der Raum Asien-Pazifik ist zu einem wichtigen Faktor in der globalen Politik geworden. Die Region reicht vom indischen Subkontinent bis zur Westküste des amerikanischen Kontinents und umfasst zwei Ozeane - den Pazifischen und den Indischen Ozean, die beide zunehmend strategisch und auch durch Schiffsverkehr miteinander vernetzt sind. Beinahe die Hälfte der Weltbevölkerung lebt dort. Viele der wichtigen Motoren der Weltwirtschaft sind dort angesiedelt, ebenso wie die größten Emittenten von Treibhausgasen. In der Region sind einige unserer wichtigsten Verbündeten und bedeutende Schwellenländer wie China, Indien und Indonesien.

In einer Zeit, in der die Region eine verbesserte Sicherheits- und Wirtschaftsarchitektur aufbaut, um Stabilität und Wohlstand zu fördern, ist ein Engagement der Vereinigten Staaten dort unerlässlich. Damit können wir den Aufbau dieser Architektur unterstützen und die Führungsrolle der Vereinigten Staaten bis weit in dieses Jahrhundert hinein untermauern, ebenso wie wir nach dem Zweiten Weltkrieg den Aufbau eines umfassenden und anhaltenden transatlantischen Netzwerkes der Institutionen und Beziehungen gefördert haben, das sich schon so oft ausgezahlt hat und sich auch weiterhin auszahlt. Es ist an der Zeit, dass die Vereinigten Staaten als pazifische Macht nun auch eine ähnliche Investition tätigen; dieser strategische Kurs, der von Präsident Barack Obama von Beginn seiner Amtszeit an gesetzt wurde, trägt bereits Früchte.

In Anbetracht der noch andauernden Übergangsphase im Irak und in Afghanistan und angesichts der ernsthaften wirtschaftlichen Probleme in unserem Land gibt es bei uns politische Stimmen, die sich gegen eine außenpolitische Neuorientierung und für einen klaren Fokus auf unser Land aussprechen. Sie streben eine Reduzierung unseres außenpolitischen Engagements zugunsten der drängenden nationalen Probleme an. Diese Impulse sind verständlich, aber fehlgeleitet. Jene, die sagen, dass wir es uns nicht länger leisten können, uns auf der Welt zu engagieren, liegen falsch - vielmehr können wir es uns nicht leisten, uns nicht zu engagieren. Vom Zugang zu neuen Märkten für amerikanische Unternehmen, über die Beschränkung der atomaren Verbreitung bis hin zur Sicherung der Seewege für Handel und Schifffahrt: Unsere Arbeit im Ausland ist der Schlüssel für Wohlstand und Sicherheit in unserem Land. Seit mehr als 60 Jahren haben die Vereinigten Staaten dem Drang einiger nach verringertem Engagement im Ausland und der implizierten Nullsummenlogik ihrer Argumente widerstanden. Das müssen wir auch weiterhin tun.

Originaltext: Secretary Clinton on "America's Pacific Century"
Siehe: http://blogs.state.gov/index.php/site/entry/americas_pacific_century

Herausgeber: US-Botschaft Berlin, Abteilung für öffentliche Angelegenheiten; http://blogs.usembassy.gov/amerikadienst/



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