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Konflikt in Thailand eskaliert

Drei Tote nach Bombenexplosion und Angriff auf Oppositionelle in Ostprovinz

Von Thomas Berger *

Bei einem Anschlag auf eine Kundgebung von Oppositionellen in Thailand ist am Sonnabend ein fünfjähriges Mädchen getötet worden. 34 weitere Menschen wurden teils schwer verletzt. Der Angriff ereignete sich gegen 21.30 Uhr Ortszeit in der Provinz Trat im äußersten Osten Zentralthailands unweit der Grenze zu Kambodscha. Dort hatten sich Anhänger des Demokratischen Volksreformkomitees (PDRC) versammelt. Die Gruppierung unter Anführer Suthep Thaugsuban dominiert seit Wochen die Massenproteste radikaler Regierungsgegner gegen Premierministerin Yingluck Shinawatra in Bangkok.

Suthep forderte die Regierung auf, die Verantwortung für den Vorfall zu übernehmen. Es ist bislang allerdings unklar, wer hinter der Attacke steckt. Wie ein PDRC-Sprecher berichtete, hatten sich an einem lokalen Marktplatz etwa 2000 Menschen eingefunden, um Reden von Oppositionsvertretern zu hören, als die Angreifer in zwei Pritschenwagen vorfuhren. Zunächst sei mit Granaten ein benachbarter Imbiß attackiert worden, an dem etwa 20 Wachleute der Organisation standen. Danach hätten Männer vom zweiten Wagen das Feuer auf die Ordner und die Menschenmenge eröffnet.

Suthep hatte am Sonnabend noch vollmundig getönt, daß der Sturz der Regierung nicht mehr lange dauern könne, da Premierministerin Yingluck in ihrem Aktionsraum deutlich eingeschränkt sei. Laut Arbeitsminister Chalerm Yubamrung könne Yingluck ab Montag oder Mittwoch wieder in ihren Amtssitz zurückkehren. Solcherlei Statements sind aber vor allem Durchhalteparolen an die eigenen Anhänger – der Ausgang des seit Dezember anhaltenden Machtkampfes ist offen. Klar ist nur, daß sich Suthep jeder einfachen Lösung verweigert. Ebenfalls am Sonnabend betonte er, für eine vorgeschlagene Allparteienregierung der nationalen Einheit nicht zur Verfügung zu stehen.

Neben der Opposition bedrängen auch Reisbauern die Regierung, die ihnen noch eine Milliardensumme aus dem Aufkaufprogramm ihrer Ernte schuldet. Wegen Unregelmäßigkeiten treibt die Antikorruptionskommission in diesem Zusammenhang ein Amtsenthebungsverfahren gegen Yingluck voran. Zugespitzt wurde die Lage am Sonntag zudem durch eine Bombenexplosion in der Nähe eines Protestlagers der Opposition in Bangkok, bei der zwei Menschen getötet wurden.

* Aus: junge Welt, Montag, 24. Februar 2014

UN chief condemns armed attacks amidst Thailand's power struggle

23 February 2014 – United Nations Secretary-General Ban Ki-moon today called for an immediate end to escalating violence in Thailand, and urged authorities to bring those responsible to justice.

In a statement issued by his spokesperson in New York, Mr. Ban condemned the aggression, which included armed attacks this weekend against anti-Government protesters. At least two children where killed in the attacks.

“The Secretary-General believes strongly that there should be no place for violence by any side in resolving political differences and disputes,” his spokesperson stressed, adding that Mr. Ban is ready to assist in any way possible.

The top UN official has called on all sides to respect human rights and the rule of law, prevent any new attacks and “engage in meaningful dialogue” toward ending the crisis and advancing reform.

The Thai protesters are reportedly seeking to overthrow Prime Minister Yingluck Shinawatra's administration and implement anti-corruption reforms. Authorities imposed emergency security measures last month.

UN News Centre, 23 February 2014; http://www.un.org/



Bangkok wird blutiger

Weiteres Kind starb nach Anschlag auf Protestcamp **

Nach einem Anschlag in der Nähe eines Protestcamps von Regierungsgegnern in der thailändischen Hauptstadt Bangkok stieg die Zahl der Toten auf mindestens drei.

Ein sechsjähriges Mädchen erlag seinen schweren Verletzungen, die es bei der Explosion in Bangkok erlitten hatte, wie thailändische Medien am Montag berichteten. Bei der Detonation am Sonntag waren bereits der vierjährige Bruder des Mädchens sowie eine Frau getötet worden. Das Alter des Jungen hatten Notfallmediziner zunächst mit zwölf Jahren angegeben, es aber in der Nacht zum Montag nach unten korrigiert. Ein weiteres Kind lag den Angaben zufolge noch mit schweren Verletzungen auf der Intensivstation. Bereits am Samstagabend waren bei einem Angriff auf Regierungsgegner in der östlichen Provinz Trat ein fünfjähriges Mädchen getötet und Dutzende Menschen verletzt worden.

Der thailändische Armeechef Prayuth Chan-ocha schloss eine militärische Intervention weiter aus. »Die Soldaten werden nicht eingreifen, denn wenn wir das tun, wird es Widerstand geben und das Land wird kollabieren«, sagte Prayuth am Montag in einer Fernsehansprache. Zuvor hatte Ministerpräsidentin Yingluck Shinawatra die Anschläge scharf verurteilt und den betroffenen Familien ihr Mitgefühl ausgesprochen.

UNO-Generalsekretär Ban Ki Moon forderte ein sofortiges Ende der Gewalt. Die Verantwortlichen müssten zur Rechenschaft gezogen werden, hieß es in einer Erklärung der Vereinten Nationen. Seit Beginn der Proteste gegen Yinglucks Regierung im November wurden insgesamt 20 Menschen getötet und mehr als 700 verletzt.

Die Regierungsgegner fordern den Rücktritt der Regierungschefin und ein Ende des sogenannten Thaksin-Regimes. Sie beschuldigen Yingluck, nur eine Marionette ihres Bruders Thaksin Shinawatra zu sein. Der Expremier war 2006 vom Militär gestürzt worden. Angesichts der Proteste hatte die Ministerpräsidentin im Dezember das Parlament aufgelöst und Neuwahlen ausgerufen. Doch die Protestbewegung unter Wortführer Suthep Thaugsuban lehnt Neuwahlen ab.

** Aus: neues deutschland, Dienstag, 25. Februar 2014


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