Dieser Internet-Auftritt kann nach dem Tod des Webmasters, Peter Strutynski, bis auf Weiteres nicht aktualisiert werden. Er steht jedoch weiterhin als Archiv mit Beiträgen aus den Jahren 1996 – 2015 zur Verfügung.

Truppen sollen Finanzviertel sichern

Lage in Bangkok verschärft / Sicherheitskräfte zum Einsatz von Schusswaffen bereit

In der thailändischen Hauptstadt Bangkok haben bewaffnete Soldaten am Montag (19. April) mit der Absperrung des Finanzbezirks begonnen.

Ein Armeesprecher sagte, dass die Sicherheitskräfte zum Einsatz von Schusswaffen gegen Demonstranten bereit seien. Unterdessen bemühte sich die führende Oppositionspartei Puea Thai um eine Audienz bei König Bhumibol Adulyadej, der sich bislang noch nicht zu den Protesten geäußert hat.

Die Sicherheitskräfte errichteten Barrieren aus Stacheldraht, um das Finanzviertel vor den Protesten der oppositionellen Rothemden zu schützen. Soldaten patrouillierten mit Sturmgewehren und Schrotflinten durch den Silom-Distrikt. Tausende Anhänger der Opposition kontrollieren seit Wochen das benachbarte Touristen- und Einkaufsviertel und drohen, ihre Proteste nun auch auf den Finanzbezirk auszuweiten. Für diesen Dienstag kündigten sie eine Großkundgebung gegen Ministerpräsident Abhisit Vejjajiva an. Ein Armeesprecher bestätigte der Nachrichtenagentur AFP, dass die Einsatzkräfte mit scharfer Munition bewaffnet würden. Die Sicherheitskräfte hätten das Recht, sich selbst zu schützen, sagte Sunsern Kaewkumnerd. »Sie werden während ihres Einsatzes mit scharfer Munition ausgestattet, um ihnen die Möglichkeit zu geben, sich selbst zu verteidigen.«

Bereits bei den Zusammenstößen vor rund einer Woche hatte die Armee Schusswaffen gegen Demonstranten eingesetzt. Bei Straßenschlachten zwischen den Rothemden und der Armee starben nach Angaben von Rettungskräften mindestens 25 Menschen, mehrere hundert weitere wurden verletzt.

Ein Armeesprecher hatte am Mittwoch (14. April) bestätigt, dass die Truppen nicht nur Gummigeschosse, sondern auch scharfe Munition eingesetzt hatten, um die Demonstranten zu vertreiben.

Unterdessen teilte der Vorsitzende der oppositionellen Partei Puea Thai mit, dass er um eine Audienz bei König Bhumibol Adulyadej ersucht habe. Es habe eine Anfrage an das Büro des Privatsekretärs des Königs gegeben, teilte Chavalit Yongchaiyudh, dessen Partei mit dem gestürzten Regierungschef Thaksin Shinawatra verbündet ist, mit. Bhumibol ist eine wichtige Integrationsfigur in Thailand. Seit mehr als einem Monat haben die sogenannten Rothemden Teile Bangkoks besetzt. Sie werfen dem Ministerpräsidenten vor, nur im Interesse der Eliten des Landes zu regieren.

Viele der Oppositionellen sind Anhänger des 2006 gestürzten Regierungschefs Thaksin Shinawatra und stammen aus den ländlichen ärmeren Gegenden im Norden.

* Aus: Neues Deutschland, 20. April 2010


Zurück zur Thailand-Seite

Zurück zur Homepage