Thailand träumt vom Palmölboom
Warnungen von Umweltschützern bleiben ungehört
Von Marwaan Macan-Markar, Krabi *
Wie Indonesien und Malaysia, zwei der weltführenden Palmölproduzenten, will auch Thailand in das
lukrative Geschäft mit dem alternativen Treibstoff einsteigen. Noch verpuffen Warnungen von
Umweltschützern vor einer Gefahr unter anderem für die Biodiversität.
Die Regierung in Bangkok hat sich vorgenommen, die Palmölplantagen in den kommenden zwei
Jahrzehnten auf 1,6 Millionen Hektar auszudehnen. An die Spitze dieser Entwicklung will sich die
südthailändische Provinz Krabi setzen. Sie beherbergt schon jetzt 40 Prozent der Pflanzungen, die
in Thailand vorerst 320 000 Hektar bedecken. »Wir werden die Palmölzentrale Thailands«, heißt die
Devise, die Siwa Sirisoawaluk, der seit neun Monaten amtierende Gouverneur von Krabi,
ausgegeben hat. Seine Vision stößt beim thailändischen Energieministerium auf Wohlgefallen. »Wir
sparen bei den Ausgaben für Ölimporte, verhelfen den Bauern zu einem besseren Einkommen und
kümmern uns um die Umwelt«, beschreibt Panich Pongpirodom, Leiter der Abteilung für alternative
Energien und Effizienz in dem Ministerium, die an Palmöl geknüpften Hoffnungen. Noch ist Thailand
weit davon entfernt, zu den nennenswerten Palmölexporteuren zu gehören, lokal aber wird die
Nachfrage definitiv wachsen. Ab April kommenden Jahres muss auch in Thailand regulärer Diesel zu
zehn Prozent mit Biotreibstoff versetzt werden. Auch die Bauern sind begeistert. »Anders als die
Gummiplantagen, auf denen nur in der Regenzeit gezapft werden kann, gibt uns Palmöl Arbeit für
das ganze Jahr«, sagt Wattana Rerngsamut, der nebenher als Führer für die vielen Urlauber
arbeitet, die in Krabi an der Andamanensee herrliche Strände, spektakuläre Klippen und reiche
tropische Wälder vorfinden. Das einzige Problem sei, dass die Plantagen gut gedüngt sein wollten.
Das komme teuer.
Grüne Gruppen schlagen Alarm
In Indonesien ist die Stimmung schon nicht mehr so euphorisch. Die Umweltgruppe »Friends of the
Earth International« (FoEI) warnt in einem neuen Bericht vor dem Vorhaben Jakartas, 20 Millionen
weitere Hektar in Palmölplantagen zu verwandeln. Die Kritik richtet sich unter anderem gegen
Wilmar, den in Singapur ansässigen Weltmarkführer in der Palmölbranche. Das Unternehmen lasse illegal
Regenwald roden, stecke ganze Wälder in Brand und verletze die Rechte der Anwohner, heißt es in
dem Report. FoEI hat nach Untersuchungen von drei Wilmar-Plantagen in Westkalimantan auf
Borneo herausgefunden, dass Wilmar die in Indonesien für Projekte wie das seine vorgeschriebene
Umweltverträglichkeitsstudie umgangen hat.
In Malaysia gehört der dortige Ableger des »Pesticide Action Network« (PAN), ein
Zusammenschluss von über 600 Nichtregierungsorganisationen (NRO) aus mehr als 90 Ländern, zu
den Gegnern der Palmölindustrie. »Dafür gibt es viele Gründe. Unter anderem gefährdet die
Palmölproduktion in Monokultur einige der ältesten und biologisch reichsten Wälder«, unterstreicht
die PAN-Aktivistin Jennifer Mourin. PAN und FoEI kritisierten nicht zuletzt den Antrieb, den die
Palmölproduzenten aus der EU erhalten. Europa sei einer der größten Palmölimporteure.
Verwendung finde es nicht nur als alternativer Energielieferant, sondern auch in der Kosmetik- und
Nahrungsmittelindustrie. »Die steigende Nachfrage führt zu schweren ökologischen und sozialen
Schäden«, moniert Rully Syumanda von der indonesischen FoEI-Niederlassung. Die
Umweltschützer fordern von der EU eine Einstellung der Subventionen für Energiepflanzen, die in
großen Monokulturen wachsen und weit weniger grün sind als suggeriert wird. In Brüssel ist die
Kritik zumindest gehört worden. In der Diskussion ist ein Subventionsbann für die
Biotreibstoffproduktion, sofern sie der Klimabilanz mehr schadet als nützt.
IPS
* Aus: Neues Deutschland, 10. Juli 2007
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