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Unklare Lage im Grenzgebiet um den Tempel Preah Vihear

Kambodscha meldet Abzug der Truppen Thailands, Bangkok dementiert. Drohung mit "Schlachtzone auf Leben und Tod"

Von Thomas Berger *

Nach einer martialischen Drohung aus Kambodscha haben sich thailändische Truppen offenbar aus einer zwischen beiden Staaten umstrittenen Grenzregion zurückgezogen. Damit habe sich die Situation entspannt, sagte ein kambodschanischer General am Dienstag (14. Okt.). Zuvor hatte der kambodschanische Ministerpräsident Hun Sen dem Nachbarland ein Ultimatum gestellt, seine Soldaten bis Dienstag mittag aus der Region bei Preah Vihear abzuziehen. Ein thailändischer Militärsprecher erklärte allerdings, es habe keinen Truppenrückzug gegeben. Sollte die Regierung in Bangkok ihre Soldaten nicht abziehen, werde es in der Grenzregion eine »Schlachtzone auf Leben und Tod« geben, sagte Hun Sen. Er habe jetzt die kambodschanischen Generäle angewiesen, »die volle Verantwortung für dieses Gebiet zu übernehmen«. Der kambodschanische General Yim Pin sagte später, alle thailändischen Soldaten hätten sich aus dem Gebiet entfernt. Der thailändische Militärsprecher Sansern Kaewkumnerd dementierte dies in einem Telefongespräch. Die Streitkräfte setzten in dem Konflikt mit Kambodscha weiter auf eine diplomatische Lösung, seien bei einem Angriff jedoch auf eine entsprechenden Reaktion vorbereitet.

In dem umstrittenen Grenzgebiet liegt der im 11. Jahrhundert erbaute Tempel Preah Vihear. Nachdem die UNESCO das Gebäude im Juli in die Liste des Weltkulturerbes aufgenommen hatte, verschärften sich die Spannungen zwischen Thailand und Kambodscha. Beide Länder beanspruchen das den Tempel umgebende Gelände für sich, obwohl der Internationale Gerichtshof 1962 Preah Vihear Kambodscha zugesprochen hatte. Zu großen Auseinandersetzungen war es aber etliche Jahre nicht gekommen, erst die UNESCO-Tagung hatte jetzt die nationalistische Stimmung wieder aufgeheizt. Bis zu 1000 Soldaten wurden in dem Grenzgebiet auf beiden Seiten stationiert, im August dann aber die meisten wieder abgezogen.

Den beiden Außenministern, die sich am Montag (13. Okt.) in Phnom Penh getroffen hatten, war es bei ihren Verhandlungen nicht gelungen, zu einer Einigung zu kommen. Ursprünglich war zu Wochenbeginn Thailands Premier Somchai Wongsawat in Phnom Penh erwartet worden. Dieser wollte wenige Wochen nach seinem Amtsantritt in der kambodschanischen Hauptstadt seine Tour durch die ASEAN-Länder beginnen. Wegen der innenpolitischen Krise hatte Somchai seine Tour aber kurzfristig abgesagt.

* Aus: junge Welt, 15. Oktober 2008

Aktuelle Meldung

Entspannung im Grenzstreit zwischen Kambodscha und Thailand **

Der Streit zwischen Kambodscha und Thailand um ein Gebiet in der Grenzregion hat sich am Donnerstag (16. Okt.) leicht entspannt. Beide Seite einigten sich auf gemeinsame Grenzpatrouillen, wie die thailändische Armee erklärte. Damit solle die »Möglichkeit von Mißverständnissen verringert werden, die zu einem weiteren Zusammenstoß führen könnten«. Ein kambodschanischer Militärsprecher erklärte, beide Seiten hätten sich geeinigt, »weitere bewaffnete Zwischenfälle zu verhindern«. Die Gespräche sollten weitergehen.

Am Mittwoch (15. Okt.) waren bei einem Feuergefecht zwei kambodschanische Soldaten getötet worden. Beide Seiten beschuldigten einander, zuerst geschossen zu haben. In dem seit Jahrzehnten umstrittenen Grenzgebiet liegt der im 11. Jahrhundert erbaute Tempel Preah Vihear. Nachdem die UNESCO das Gebäude im Juli in die Liste des Weltkulturerbes aufgenommen hatte, verschärften sich die Spannungen zwischen Thailand und Kambodscha, und beide Staaten stationierten Hunderte Soldaten in der Region.(AP/jW)

** Quelle: junge Welt, 17. Oktober 2008




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