Elf Jahre Haft für "Majestätsbeleidigung"
Hartes Urteil gegen thailändischen Journalisten
Von Thomas Berger, Bangkok *
Selten hat es bei solchen Delikten ein
härteres Urteil gegeben: Wegen »Majestätsbeleidigung
« soll ein bekannter
thailändischer Journalist für elf
Jahre ins Gefängnis. Ein Gericht verurteilte
ihn am Mittwoch wegen
zweier monarchiekritischer Artikel.
Fast 200 Personen drängten sich
auf den Zuschauerplätzen im Gerichtssaal,
darunter neben ausländischen
Diplomaten und Medienvertretern
die Frau und der
Sohn des Angeklagten sowie zahlreiche
politische Mitstreiter aus
dem »roten« Lager, den Reihen der
Vereinten Front für Demokratie
gegen Diktatur (UDD). Nicht nur
Somyot Prueksakasemsuk gehört
dazu, auch das von ihm verantwortete
Medium steht jener Bewegung
nahe, die für eine breite
gesellschaftliche Reform in dem
südostasiatischen Königreich
kämpft. Dazu gehört auch eine
Änderung all der Gesetze, die jede
Kritik an der Monarchie unter
Strafe stellen.
50 Minuten brauchte das vierköpfige
Richtergremium für die
Urteilsverkündigung, im Anschluss
brachen mehrere Personen
ob des unerwartet hohen
Strafmaßes in Tränen aus. Nicht
nur Somyot und seine Familie sind
schockiert. Menschenrechtsgruppen
wie Human Rights Watch
(HRW) zeigten sich ebenfalls bestürzt
über das Urteil. Brad
Adams, HRW-Direktor für Asien,
wertet es als schweren Rückschlag
für die Presse- und Meinungsfreiheit
in Thailand. Das Gericht
habe sich zum obersten Hüter
der Monarchie aufgeschwungen,
das drastische Strafmaß illustriere
nicht zuletzt die fortgesetzte
tiefe Spaltung des Landes.
Tatsächlich ist Thailand, obwohl
es seit anderthalb Jahren äußerlich
weitgehend beruhigt wirkt,
noch immer immens durch die
Konfrontation der beiden großen
Lager geprägt. Auf der einen Seite
die »Roten« der UDD, auf der
anderen die »Gelbhemden«, die
vor allem die Anhänger der traditionellen
Elite bündeln und
durch einen Monarchismus auffallen,
der zum Teil radikale Züge
annimmt. Zwar wird der greise
König Bumiphol Adulyadej (85)
landesweit sehr verehrt. Doch den
»Roten« geht es darum, die einschlägigen
Gesetze so zu reformieren,
dass sie zumindest nicht
mehr missbraucht werden können.
* Aus: neues deutschland, Donnerstag, 24. Januar 2013
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