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Thailand setzt ganz auf Gas

Umstellung der Energiepolitik und Erschließung neuer Ressourcen soll Brennstoffknappheit mildern

Von Thomas Berger *

Die stetig steigenden Rohölpreise machen auch der thailändischen Wirtschaft schwer zu schaffen. Schon seit einigen Jahren wird zunehmend auf eine Substitution des Öls durch Erdgas gesetzt. Die mehrheitlich staatliche Mineralölgesellschaft PTT will deshalb mit Rückendeckung der Politik neue Vorkommen vor der eigenen Haustür im Golf von Thailand erschließen, das Leitungsnetz ausbauen, neue Verarbeitungsstätten schaffen und auch den Zufluß aus benachbarten Ländern wie Myanmar erhöhen.

PTT, die größte börsengelistete Gesellschaft des Königreiches, verfügt mit mehr als 1200 Tankstellen landesweit sowie ergänzender Infrastruktur über 32 Prozent Marktanteil beim Öl- und Benzingeschäft. Gas als Treibstoff für Fahrzeuge ist in Thailand zwar bislang kaum verbreitet. Doch als Grundstoff für die petrochemische Industrie, für Kraftwerke und andere Sparten kann das teure Öl durchaus mit überschaubarem Aufwand durch entsprechend aufbereitetes Erdgas ersetzt werden. Derzeit geschieht dies mit einem finanziellen Einsparpotential von 200 Milliarden Baht (gut vier Milliarden Euro) pro Jahr bei der Energieerzeugung, wie PTT-Präsident Prasert Bunsumpun kürzlich bekanntgab. Map Ta Phut, die riesige PTT-Anlage zur Separierung des Gases für industrielle Weiterverwendung, gehört zu den acht größten Betrieben dieser Art weltweit.

Gas soll zum »Rückgrat der thailändischen Energiesicherheit im 21. Jahrhundert« werden, so das erklärte Ziel. Die reichhaltigen Lagerstätten im Golf von Thailand sollen weiter erschlossen, dort gefördertes Erdgas über das Pipeline-System auch an die Nachbarn geliefert werden. Seit der PTT-Konzern 1973 ins Gasgeschäft einstieg, sind Leitungen von insgesamt rund 3000 Kilometern verlegt worden. 2005 verabschiedete das Kabinett im Angesicht des rapide steigenden Bedarfs den dritten Masterplan – bis 2011 soll das Netz nun weiter deutlich ausgebaut werden. Elf einzelne Pipeline-Projekte sind in dem Plan genannt, für alle anstehenden Vorhaben bis ins Jahr 2021 hinein sollen umgerechnet etliche Milliarden Euro für die notwendigen Investitionen zur Verfügung gestellt werden.

Ein neues Gasfeld 225 Kilometer südlich der thailändischen Küste wird seit dem vergangenen Jahr erschlossen. Ebenfalls seit 2006 ist PTT zur Erdgasförderung im Golfstaat Oman aktiv. Zwei ergiebige Lagerstätten vor der Küste Myanmars im Indischen Ozean steuern schon jetzt entsprechende Mengen für die Gesamtversorgung bei. Allerdings steigt allein für die thailändische Energieerzeugung die Nachfrage um durchschnittlich 5,6 Prozent jährlich. Die Entdeckung eines dritten Gasfeldes bei Myanmar, das nach Tests 240 Milliarden Kubikmeter umfassen soll, wurde im Juli als großer Erfolg gefeiert und soll ab April 2008 zur regulären Förderung erschlossen sein.

* Aus: junge Welt, 22. November 2007


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