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Rachmonow geht in die dritte Runde

Tadshikischer Präsident braucht bei Wahl keine Konkurrenz zu fürchten

Von Vougar Aslanov *

In Tadshikistan wird heute der Präsident gewählt. Amtsinhaber Emomali Rachmonow tritt zum dritten Mal an.

Neben Rachmonow gehen vier weitere Kandidaten ins Rennen: Olimdschan Bobojew von der Partei der wirtschaftlichen Reformen, der KP-Vorsitzende Ismoil Talbakow, Abduchalim Gafarow von der Sozialistischen Partei und der Chef der Agrarpartei, Amir Karakulow. Die Demokratische Partei, die Sozialdemokraten und die Partei der Islamischen Wiedergeburt haben entschieden, die Wahlen zu boykottieren. Der Führer der Islamisten, Muhiddin Kabiri, erklärte, er habe kein Vertrauen zur Wahlkommission und zum Wahlgesetz. Seine Partei ist nach der Volksdemokratischen Partei von Rachmonow und der KP die drittstärkste Kraft und eine ernstzunehmende Konkurrenz.

Schon am Ende der Sowjetzeit registrierte man in Tadshikistan einen starken Einfluss der afghanischen Islamisten, die sich als Sieger über Moskau fühlten. Die unmittelbare Nachbarschaft, die sprachliche und kulturelle Nähe schienen für eine islamistische Entwicklung auch in Tadshikistan zu sprechen. Und tatsächlich gewannen die Fundamentalisten nach dem Putsch 1992 in Parlament und Regierung großen Einfluss. In der Provinz Kuljab begann daraufhin ein überwiegend von ehemaligen Kommunisten geführter Aufstand. Die Rebellen mit Rachmonow an der Spitze nahmen die Hauptstadt Duschanbe im Sturm. 1994 wurde Rachmonow offiziell Präsident, der Bürgerkrieg dauerte allerdings bis 1997 an. Durch ihn wurden die Infrastruktur des Landes und seine Wirtschaft stark in Mitleidenschaft gezogen. Die Folge war eine Armut katastrophalen Ausmaßes.

Rachmanow schloss 1997 mit den Islamisten einen Versöhnungspakt. Danach gelang es ihm in wenigen Jahren, beachtliche Fortschritte beim Wiederaufbau zu erzielen. 1999 wurde er zum zweiten Mal gewählt.

Doch die Gefahr der Islamisierung und wachsender Regression ist nicht gebannt. Die Auseinandersetzungen zwischen rivalisierenden Klans dauern an. Während in den reichen nördlichen Provinzen die säkularen Klans, die Rachmonow nahe stehen, regieren, haben in den armen südlichen Landesteilen die Islamisten großen Einfluss. Rachmonow unterdrückt nicht nur diese, sondern auch westlich orientierte Kräfte. Mehrere Oppositionelle warf er mit dem Vorwurf des Putschversuchs ins Gefängnis. Gleichermaßen beschuldigt, wurde der frühere Führer der Demokratischen Partei Machmudrusi Iskandarow zu 23 Jahren Haft verurteilt.

Die Sozialdemokraten, halten eine dritte Amtsperiode Rachmonows für unzulässig. Allerdings gibt es in Tadschikistan auch kein klares Gebot, dass eine Person nicht mehr als zwei Mal als Präsidentschaftskandidat antreten kann. Fast alle Konkurrenten Rachmonows vertreten die kleinen Parteien und haben nicht genügend Anhänger.

Auch dem Kandidaten der Kommunistischen Partei werden keine großen Chancen eingeräumt. Mit großer Wahrscheinlichkeit wird Rachmonow zum dritten Mal das Rennen machen.

* Aus: Neues Deutschland, 6. November 2006


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