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Hoffnung für Homs: Rebellen ziehen ab

Syrische Armee und oppositionelle Milizen vereinbaren Waffenruhe *

Die syrische Regierung hat Aktivisten zufolge einem Rückzug der Rebellen aus der umkämpften Stadt Homs zugestimmt. Es gebe eine Vereinbarung für eine Waffenruhe, damit die Aufständischen die Altstadt und andere von ihnen gehaltene Gebiete verlassen könnten. Die teilte die in London ansässige oppositionelle »Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte« am Freitag mit.

Bei mehreren Bombenanschläge starben in der Stadt allein diese Woche über 100 Menschen. Zu dem Attentat auf ein überwiegend von Alawiten bewohntes Viertel bekannte sich die islamistische Al-Nusra-Front, die zu den stärksten oppositionellen Milizen im Land gehört und seit Monaten Teile der Homser Altstadt kontrolliert.

Syriens drittgrößte Stadt galt während des seit drei Jahren anhaltenden Bürgerkrieges lange als Hochburg der Rebellen und wurde in den letzten Monaten zum Sinnbild für das Leiden im Syrienkrieg. Menschenrechtsorganisationen berichteten über hunderttausende eingeschlossene Menschen, die kaum Zugang zu Nahrungsmitteln oder Medikamenten haben.

* Aus: neues deutschland, Samstag 3. Mai 2014





Ein Silberstreif aus Homs

Roland Etzel zur überraschenden Waffenstillstandsvereinbarung **

Die Vereinbarung für Syriens drittgrößte Stadt Homs ist eine signifikante Niederlage – für die bisher dominante militärische Logik in diesem Krieg. Immer vorausgesetzt, die Kontrahenten halten sich daran, gewönne hier erstmals die leidgeprüfte Bevölkerung, für deren Wohl doch vermeintlich alle aufeinander schießen.

Nun also sollen syrische Rebellen und ausländische Glaubenskrieger tatsächlich aufhören, ganze Stadtviertel samt ihren Menschen in kollektive Geiselhaft zu nehmen. Auf der anderen Seite stellt die Armee ihre unterschiedslos und doch meist Zivilisten tötenden Stadtbombardierungen ein. So ist der Plan, den man aber erst umgesetzt sehen möchte.

Wann und unter welchen Umständen der Anflug von Vernunft über die Kontrahenten kam, ist sicher erfahrenswert auch für andere umkämpfte Städte wie Aleppo, Daraa oder Raqqa. Ihre Menschen benötigen lebensrettende Entflechtungsregelungen ebenso dringend. Manches spricht dafür, dass allein Syrer vor Ort für dieses Achtungszeichen sorgten. Erledigten sie, woran Vermittlungsrunden in Genf scheiterten, weil diesmal keine Vertreter fremder Mächte die Tischordnung bestimmten? Wenn das so ist, droht jetzt die Hauptgefahr von den diesmal übergangenen Kriegssponsoren in Ankara, Riad oder Teheran – um nicht noch größere Namen zu nennen.

** Aus: neues deutschland, Samstag 3. Mai 2014 (Kommentar)


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