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Das Feindbild heißt Assad - alles andere ist strittig

Die syrische Opposition kann sich kaum auf eine gemeinsame Strategie einigen, ebenso wenig wie die Großmächte

Von Roland Etzel *

Die syrische Exilopposition ist sich über keine der wesentlichen Fragen einig, wie es in Syrien weitergehen soll; außer über eines: Assad muss weg. Mit ihm will keiner auch nur mehr reden. Dafür haben sie die Unterstützung des Westens.

Keine Woche ohne Syrien-Konferenz: Menschenrechtsrat in Genf, UN-Sicherheitsrat in New York, Syrien-»Aktionsgruppe« wieder in Genf. Besonders letztere bot am vergangenen Wochenende als informelles Gremium den UN-Vetomächten Russland und USA sowie den regionalen Wortführern wie Katar, Saudi-Arabien und vor allem der Türkei die Gelegenheit zum Interessenausgleich. Dies darf aber als gründlich gescheitert angesehen werden.

Das waren, wie sich schnell zeigen sollte, wenig günstige Voraussetzungen für die vielgestaltige syrische Opposition, sich wenigstens auf Grundzüge eines koordinierten Vorgehens zu verständigen. Die Gemäßigten und die Militanten, die Untergrundkämpfer und die Exilanten - sie alle haben neben nicht geringen persönlichen Rivalitäten gravierende Meinungsverschiedenheiten in fast allen entscheidenden Fragen. Eines eint sie und das sogar mit zunehmender Tendenz: Mit Präsident Baschar al-Assad will keiner mehr politisch koexistieren. Hier ist die Tendenz eindeutig.

Noch zu Beginn des Jahres waren führende Köpfe der im Lande gebliebenen kritischen Intellektuellen bereit, eine Demokratisierung unter Führung Assads nicht nur zu akzeptieren, sondern auch zu unterstützen. Sehr viel sprach für die Richtigkeit der Kurzformel, auf die Deutschlands Nahostkenner Peter Scholl-Latour damals die Stimmungslage im Lande brachte: »90 Prozent der Syrer wollen Veränderung - die eine Hälfte davon mit Assad, die andere ohne ihn.«

Was immer im einzelnen die Gründe sein mögen - derzeit findet sich kaum noch jemand unter seinen Kritikern, der den Präsidenten nach einem Wandel auch nur noch im Lande sehen will geschweige denn an der Spitze des Staates. in mehr allerdings ist die Opposition nicht konsensfähig.

In drei Grundfragen ist sie tief gespalten. Soll der Machtwechsel auch durch eine Militärintervention der NATO erzwungen werden? Bleibt es ein Ziel, den laizistische Charakter, das heißt eine gewisse Religionsferne, des syrischen Staates ähnlich der jetzigen Form zu erhalten? Und davon abgeleitet: Wie steht es um die territoriale Integrität Syriens, wenn ein künftiges Machtteilungsmodell auf Basis der Religionszugehörigkeit - sunnitische Mehrheit, Minderheiten von Schiiten, Alewiten, Drusen, Christen - bzw. der ethnischen Zugehörigkeit nach Arabern, Kurden, Turkmenen usw. installiert werden sollte?

Eine Konferenz von Anti-Assad-Gruppen unter Schirmherrschaft der Arabischen Liga über diese Fragen endete in der Nacht zum Mittwoch nicht nur ohne Einigung. Wie dpa meldete, kam es vor den Kameras des katarischen TV-Senders Al Dschasira zu einem Handgemenge auf offener Szene.

Die Vertreter des Nationalen Rates der Kurden hatten den Verhandlungsort zu diesem Zeitpunkt bereits verlassen. Sie hatten zur besseren Wahrung der Rechte der kurdischen Minderheit als bisher für die Zukunft eine dezen᠆trale Verwaltung verlangt. Sie wollen in einer neuen Verfassung offiziell als Volk anerkannt werden. Das hatten ihnen die (alewitischen) Assads stets verwehrt. Aber auch bei den (sunnitischen) Muslimbrüdern sind sie mit dieser Forderung abgeblitzt.

Letztere sind es vor allem, die innerhalb des weitgefächerten Oppositionsspektrums zunehmend dominanter auftreten. Dollar aus Katar und Logistik aus der Türkei mögen dies begünstigt haben. Die syrischen Muslimbrüder bringen, anders als die gleichnamigen Glaubensgenossen in Tunesien oder Ägypten, einem einvernehmlichen, man könnte auch sagen demokratischen, Machtmodell wenig Neigung entgegen. In Paris tagende Oppositionsgruppen konnten sich offenbar ebenfalls nicht einigen. Eine für gestern angekündigte Pressekonferenz in Paris wurde abgesagt.

* Aus: neues deutschland, Donnerstag, 5. Juli 2012

UN mission in Syria to re-structure its observer presence throughout the country **

5 July 2012 – The United Nations Supervision Mission in Syria (UNSMIS) will restructure itself in order to better meet its operational mandate, its Chief Military Observer, Major-General Robert Mood, said today.

“UNSMIS is not a static mission – it will continually adapt and reconfigure to best serve the needs and aspirations of the Syrian people, and that is what we are doing now,” Major-General Mood told reporters at a press encounter in Damascus.

“We will reinforce our presence into Regional Team Sites to give us, once our operations resume, the flexibility to effectively work on facilitating political dialogue and stability projects,” he added.

UNSMIS will consolidate its eight local team site locations, spread out in different parts of Syria, into the regional locations, with monitors and assets moved from locations in Hama, Idleb and Tartus to boost the Mission’s presence in other locations. Major-General Mood added that the consolidation will not affect the Mission’s current mandate or the number of deployed personnel.

Currently, the monitoring activities of the UN observers remain suspended. The UNSMIS chief had suspended them in mid-June due to an escalation of violence.

“The escalation of violence, allow me to say, to an unprecedented level, obstructed our ability to observe, verify, report as well as assist in local dialogue,” Major-General Mood told the reporters.

The Security Council established UNSMIS – for three months and with up to 300 unarmed military observers – in April to monitor the cessation of violence in Syria, as well as monitor and support the full implementation of a six-point peace plan.

“When the Mission was established in April, we needed to locate in cities to establish and build contacts with the local populations on the ground and to get to know the geography and social fabric of the country,” the Chief Military Observer said. “This was also very useful in monitoring the ceasefire, when it was adhered to, and reporting on violations.”

“Now, we are in a situation in which we have the contacts and knowledge, but we have no ceasefire,” he noted. “So it is time to stop spreading ourselves out too thin and restructure in a way that will allow us, once we resume our activities, to conduct targeted tasks that require longer periods of stay in particular area as well as larger number of observers, specialized in a variety of civilian and military affairs.”

UNSMIS's authorized three months ends on 20 July, with the Council expected to meet before then to decide on its future.

“Whatever decision the Security Council makes, the international community’s continued responsibility to the Syrian people is moral as well as political,” Major-General Mood told the reporters. “We cannot and will not turn our eyes and ears away from your plight and will continue our work to find new paths to political dialogue and peaceful resolution to the crisis.”

The UN estimates that more than 10,000 people, mostly civilians, have been killed in Syria and tens of thousands displaced since the uprising against President Bashar al-Assad began 16 months ago.

The six-point peace plan which UNSMIS was also charged with monitoring, as well as supporting its implementation, was put forward earlier this year by the Joint Special Envoy for the UN and the League of Arab States on Syria, Kofi Annan. It calls for an end to violence that has gripped the Middle Eastern country, access for humanitarian agencies to provide relief to those in need, the release of detainees, the start of inclusive political dialogue, and unrestricted access to the country for the international media.

** UN News Centre, 5 July 2012; www.un.org




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