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Keine Hilfe für Baba Amr

Syrische Armee blockiert Lieferungen. Weiter Kämpfe um Homs

Von Karin Leukefeld *

Auch vier Tage, nachdem sich die bewaffneten Aufständischen unter dem Druck der syrischen Armee aus Baba Amr, dem umkämpften Vorort von Homs, zurückgezogen haben, verweigern die Regierungstruppen Hilfskonvois weiter den Zugang zu dem Viertel. Angeblich müßten erst Minen geräumt werden, lautet die offizielle Begründung. Der Syrische Arabische Rote Halbmond (SARC), der eng mit dem Internationalen Komitee vom Roten Kreuz (IKRK) in Syrien kooperiert, begann deshalb am Sonntag, Hilfsgüter außerhalb des Viertels zu verteilen.

Bisher konnten nur bei der Armee eingebettete Teams des staatlichen syrischen Fernsehens aus Baba Amr berichten. Der staatlichen Nachrichtenagentur SANA zufolge begannen am Sonntag in dem Viertel und im benachbarten Al-Inschaat Aufräumarbeiten, während die Ölgesellschaft mit der Instandsetzung einer sabotierten Ölpipeline in Sultaniyah, südlich von Baba Amr, begann.

Nach Darstellung verschiedener Oppositionsgruppen soll die Armee in Baba Amr eine systematische Bestrafung der Bevölkerung begonnen haben. Allein am Wochenende sollen nach Angaben des Strategischen Zentrums für Forschung und Kommunikation (SRCC) in London bis zu 150 Menschen durch Regierungstruppen getötet worden sein, wobei weder Namen der Opfer genannt noch genaue Ortsangaben gemacht wurden. Staatliche syrische Medien geben unterdessen fast täglich die Namen von uniformierten und zivilen Opfern an, die von bewaffneten Aufständischen getötet wurden. Allen zwischen dem 27. Februar und 5. März wurden demnach 74 Offiziere, Soldaten und Sicherheitskräfte ermordet.

Unterdessen soll es in den nördlich und südlich von Homs gelegenen Ortschaften Rastan und Kusayr in den vergangenen Tagen zu weiteren Kämpfen gekommen sein. Bereits in den vergangenen Wochen seien viele christliche Familien aus Kusayr, das an der Straße zum Libanon liegt, geflohen, berichtete jW der Patriarch der Melkitisch-Katholischen Kirche in Damaskus, Gregorius III. Laham.

Der Chef der Arabischen Liga, Nabil Al-Arabi, teilte am Montag in Kairo mit, daß der von seiner Organisation und der UNO benannte Sonderbeauftragte Kofi Annan am kommenden Samstag nach Syrien reisen werde. Annan, der vom früheren palästinensischen Außenminister Nasser Al-Kidwa begleitet wird, will sich in Damaskus für ein Ende der Gewalt stark machen

* Aus: junge Welt, 6. März 2012


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