König Mswati vertreibt Opposition
Gegner der Monarchie in Swasiland fliehen nach Südafrika
Von Hanna Ndlovu, Tshwane*
König Mswati, der absolute Monarch Swasilands, will die Oppositionspartei Prudemo zerschlagen. 15 Aktivisten wurden in den letzten Tagen verhaftet und des Hochverrats angeklagt. Sie werden
beschuldigt, Sprengstoffanschläge verübt zu haben.
Tatsächlich gingen im Dezember letzten Jahres mehrere Bomben in der Hauptstadt Mbabane hoch. Eine Person wurde leicht verletzt. Einen Toten gab es dagegen unter den Festgenommenen – nach
schwerer Folter.
Verhaftet wurde auch der Generalsekretär der Vereinigten Demokratischen Volksbewegung (United
Democratic Movement – Prudemo), Bonginkosi Dlamini. Unter Prudemo-Mitgliedern brach daraufhin
Panik aus: Viele flohen nach Südafrika, dessen Regierung sich jedoch nicht mit dem Königshaus
anlegen will und den Flüchtlingen politisches Asyl verweigerte. Es bedurfte nachdrücklicher
Intervention von Menschenrechtsorganisationen, um Abschiebungen zu verhindern.
Obwohl schon der Mswatis Vater, König Sobhuza, 1973 alle politischen Parteien verboten hatte,
bestand die Prudemo halblegal weiter. Das Königshaus räumte seinen Untertanen durch eine neue
Verfassung im Dezember sogar erstmals wieder mehr politische und zivile Freiheiten, einschließlich
Rede-, Presse und Versammlungsfreiheit, ein. Im Prinzip sind dadurch nun auch politische Parteien
erlaubt. Gewerkschaft, Prudemo und andere demokratische Kräfte im Lande hatten ein solidarisches
Netzwerk gebildet, das die Umwandlung Swasilands in eine konstitutionelle Monarchie fordert. Die
Sprengstoffanschläge kamen völlig überraschend, denn Prudemo war bisher nie durch besondere
Militanz aufgefallen. Durchaus möglich, dass die Anschläge einem Streit verschiedener Faktionen
des Königshauses entsprangen.
Swasiland, das bis auf ein schmales Stück Grenze zu Mosambik gänzlich von Südafrika
umschlossen ist, war wirtschaftlich stets vom großen Nachbarn abhängig. Als internationale
Konzerne in den 70er und 80er Jahren Scheinfirmen zur Umgehung der Sanktionen gegen das
südafrikanische Apartheidregime einrichteten, erlebte das Königreich einen wirtschaftlichen
Aufschwung. Damals entwickelte sich eine starke, mit dem südafrikanischen COSATU verbundene
Gewerkschaftsbewegung. Die Haltung des Königshauses blieb zwiespältig: Einerseits ließ es
südafrikanischen Sicherheitskräften freie Hand im Kampf gegen den Afrikanischen Nationalkongress
(ANC), andererseits gewährte es Flüchtlingen Schutz. Das hing nicht zuletzt damit zusammen, dass
die Königsfamilie mit traditionellen südafrikanischen Herrscherhäusern verschwägert ist. Auch die
Mandela-Tochter Zeni ist mit einem Swasi-Prinzen verheiratet.
Durch das neue Südafrika sieht sich die Monarchie jedoch gefährdet: Die Untertanen, durch das
Beispiel des Antiapartheidkampfes ermutigt, verlangen mehr Mitbestimmung und protestieren
dagegen, dass das Königshaus immer reicher, die Bevölkerung aber immer ärmer wird. Zumal sich
die Wirtschaftslage nach 1994 durch den Abzug vieler Firmen nach Südafrika enorm verschlechtert
hat. Viele der 1 Million Einwohner Swasilands verdienen ihr Geld als Wanderarbeiter im
Nachbarland.
Der königliche Clan macht allein sieben Prozent der Swasi-Bevölkerung aus. Er beherrscht das
Land politisch und wirtschaftlich. So gehören die beiden größten Unternehmensgruppen dem
Königshaus. Auch die Mitglieder des Parlaments werden vom König ernannt.
* Aus: Neues Deutschland, 23. Januar 2006
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