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Verhandlungen über Waffenruhe in Südsudan

Gespräche sollen blutigen Bürgerkrieg stoppen *

Die südsudanesische Regierung und Rebellen haben am Wochenende in der äthiopischen Hauptstadt Addis Abeba Gespräche über eine Waffenruhe aufgenommen.

Vertreter beider Seiten Südsudans seien am Samstagabend erstmals direkt zusammengetroffen, teilte das äthiopische Außenministerium mit. Die Gespräche, die mit Verzögerung begannen, sind auf Vermittlung des ostafrikanischen Staatenbundes IGAD zustande gekommen. US-Außenminister John Kerry hat die Konfliktparteien in Südsudan zu konstruktiven Friedensverhandlungen gedrängt. Die Gespräche in Addis Abeba müssten »ernsthaft« geführt und dürften nicht dazu genutzt werden, um letztlich die eigene militärische Position zu verbessern, sagte Kerry in Jerusalem.

Aus Südsudan wurden derweil weitere Gefechte gemeldet. Bewohner der Hauptstadt Juba und der Stadt Yei berichteten in der Nacht zum Sonntag über Schusswechsel. Vermutungen, dass Rebellen Juba angriffen, bestätigten sich aber nicht.

Der lokale Radiosender Radio Tamazuj meldete unter Berufung auf einen Sprecher von Präsident Salva Kiir, betrunkene Soldaten hätten vor einer Armeebasis in die Luft geschossen und damit Panik in Juba ausgelöst. Zu Berichten, dass abtrünnige Soldaten gemeutert hätten, wollte sich der Sprecher nicht äußern. Vereinzelte Schießereien wurden trotz einer Ausgangssperre auch aus anderen Vierteln Jubas gemeldet. Unklar blieben auch die Hintergründe der Gefechte in der Stadt Yei, die im Südwesten des Landes liegt. Bewohner sprachen von lang anhaltenden Schusswechseln und vereinzelten Explosionen, die von Artilleriefeuer herzurühren schienen.

Seit Beginn der Gefechte am 15. Dezember sind bislang mindestens 1000 Menschen ums Leben gekommen. Die UNO schätzt die Zahl der Vertriebenen auf etwa 200 000. Manche Hilfsorganisationen gehen von mehr als doppelt so vielen Flüchtlingen aus.

Hintergrund des Konfliktes ist ein Machtkampf zwischen Südsudans Präsident Salva Kiir und seinem ehemaligen Vizepräsidenten Riek Machar, der sich zu einem Bürgerkrieg zwischen den Bevölkerungsgruppen der Nuer und der Dinka auszuweiten droht. Südsudan ist seit Juli 2011 ein unabhängiger Staat und gilt als eines der am wenigsten entwickelten Länder der Welt.

* Aus: neues deutschland, Montag, 6. Januar 2014


Erste direkte Gespräche zu Südsudan

Bereits 20 000 Menschen über die Grenze nach Uganda geflohen **

Bei der Suche nach Lösungen für den Südsudan-Konflikt gibt es erste Fortschritte: Vier Tage nach dem Eintreffen der Delegationen in der äthiopischen Hauptstadt Addis Abeba trafen sich die Konfliktparteien am Montag erstmals zu direkten Gesprächen. Dies bestätigte ein Sprecher des Verhandlungsteams der Rebellen gegenüber dpa. Inhaltlich sollen in den nächsten Tagen vor allem ein Waffenstillstand und politische Lösungen für die seit Mitte Dezember tobenden Kämpfe auf der Agenda stehen. Einer der wichtigsten Punkte bei den Verhandlungen ist die von den Rebellen geforderte Freilassung von elf Politikern und Ministern, die im Dezember im Zuge eines angeblichen Putsches inhaftiert worden waren. Die Regierung lehnt dies aber ab. Zudem fordert die Opposition eine Machtaufteilung zwischen Kiir und Machar.

Am Vormittag traf der Präsident des nördlichen Nachbarn Sudan, Omar al-Baschir, in der südsudanesischen Hauptstadt Juba ein, um mit seinem Amtskollegen Salva Kiir die Lage zu besprechen. Baschir äußerte die Befürchtung, dass der Konflikt den Ölfluss aus dem Süden in sein Land beeinträchtigen könnte. Südsudan hatte sich 2011 nach einem jahrzehntelangen Bürgerkrieg vom Sudan abgespalten. In einer Mitteilung Baschirs hieß es, seine Regierung werde die Rebellen nicht unterstützen. »Wir glauben, dass bewaffnete Konflikte keine Probleme lösen können. Deshalb ist ein Dialog nötig, um eine Einigung zu erzielen.«

Seit dem Beginn des Konflikts haben fast 20 000 Menschen die Grenze zum Nachbarland Uganda überquert. Da kein Ende der Gewalt in Sicht ist, könnte die Zahl der Flüchtlinge weiter steigen, teilte das ugandische Rote Kreuz am Montag mit. »Wir rechnen damit, dass es bald 30 000 sein werden, während innerhalb Südsudans bereits geschätzte 200 000 Menschen vertrieben wurden«, sagte Catherine Ntabadde, die Sprecherin der Hilfsorganisation, gegenüber dpa.

** Aus: neues deutschland, Dienstag, 7. Januar 2014


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