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Preiskampf zwischen den Ketten

Erste Entlassungen bei Südafrikas Supermärkten angekündigt

Von Armin Osmanovic *

Südafrikas Einzelhandel ist mit der Übernahme von Massmart durch den US-amerikanischen Giganten Walmart in Bewegung geraten. Der Preiskampf zwischen den fünf großen Supermarktketten wird aggressiver.

Shoprite, Südafrikas Nummer 1 am Supermarkthimmel, hat angekündigt, sein Wachstum gegen den neuen Konkurrenten Walmart verteidigen zu wollen. Mit seinen rund 100 Märkten sei dieser aber nicht die wichtigste Herausforderung. Pick n’Pay, Südafrikas zweitgrößte Supermarktkette, benötige mehr Aufmerksamkeit. Um weiter die niedrigsten Preise anbieten zu können, so Unternehmenschef Whitey Basson, werde Shoprite wohl Einbußen bei der Gewinnmarge hinnehmen müssen. Sollte der Preiskampf eskalieren, werde man auch darüber nachdenken, mehr aus dem Ausland zu importieren, denn Südafrikas Lebensmittelindustrie sei im internationalen Vergleich zu teuer. Dies könnte zu weiteren Arbeitsplatzverlusten im Land führen

Shoprite wächst seit Jahren stark. Vor allem das Afrikageschäft boomt. In vielen afrikanischen Ländern verfügt Südafrikas Supermarktkette über ein Quasi-Monopol. Walmart/Massmart und Pick n’Pay wollen sich ihrerseits nun stärker auf dem Kontinent engagieren. So will Walmart/Massmart in Nigeria noch 2011 zwei Läden eröffnen. Nigeria, mit seinen 150 Millionen Einwohnern, wird voraussichtlich 2025 Südafrika als größte Volkswirtschaft Afrikas ablösen. Shoprite selbst hat schon zwei Märkte in Nigeria und will angesichts der wachsenden Konsumausgaben der nigerianischen Haushalte bis Ende 2011 zwei weitere Märkte eröffnen.

Die Logistikprobleme, mit denen sich Afrikas Supermärkte angesichts schwacher Infrastruktur herumschlagen müssen, werden durch die hohen Gewinnmargen wegen häufig noch fehlender Konkurrenz mehr als wett gemacht. Noch ist die Supermarktdichte nicht sehr hoch.

Pick n’Pay, der Hauptkonkurrent Shoprites und lange wegen hoher Wachstumszahlen der Liebling vieler Finanzmarktanalysten, hat ebenfalls Expansionspläne in Afrika. Neben Mosambik strebt Pick n’Pay nach Angola, Mauritius und Sambia. In Sambia, dessen städtische Mittel- und Oberschicht vom Kupferbergbauboom profitiert, will die Supermarktkette allein vier neue Märkte eröffnen.

Auf dem heimischen Markt Südafrika zeigt Pick n'Pay aber Schwächen. Mehr als 3000 der etwa 36 000 Mitarbeiter werden wohl entlassen. Im vergangenen Finanzhalbjahr gingen die Gewinne um 29 Prozent zurück. Die Kette leidet unter schwacher Produktivität und hat Marktanteile verloren. Nach eigenen Angaben sind auch die hohen Personalkosten verantwortlich, die höher seien als bei der Konkurrenz. Walmarts Markteintritt zwinge nun zum Handeln.

Pick n’Pays Probleme sind aber auch hausgemacht. Die großen Hypermärkte, die der Handelskonzern in den vergangenen Jahren aufgebaut hat, finden bei Südafrikas Konsumenten immer weniger Anklang. Kleine Märkte, wie sie etwa der besonders schnell wachsende Konkurrent Woolworth anbietet, sind gefragter. Hochwertige und teure Produkte, häufig aus biologischer Landwirtschaft, finden in Südafrika immer mehr Kunden.

Neben Woolworth wollen auch andere Anbieter stärker die kaufkräftigeren Kunden umwerben. Der Markt mit billigerem Angebot leidet unter der Wirtschaftskrise. Im zweiten Quartal 2011 ist die Arbeitslosigkeit in Südafrika weiter gestiegen, auf 25,7 Prozent, der höchste Wert seit sieben Jahren.

* Aus: Neues Deutschland, 3. September 2011


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