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Afrikas neuer Gendarm unter Schock

Südafrika gedenkt seiner in der Zentralafrikanischen Republik getöteten Soldaten *

Südafrika hat fast sein gesamtes Truppenkontingent aus der von Rebellen eroberten Zentralafrikanischen Republik abgezogen.

Dem Abzug folgte das Gedenken: Am Dienstag gedachte Südafrika in einer öffentlichen Veranstaltung seiner 13 in der Zentralafrikanischen Republik (ZAR) bei Kämpfen gegen Rebellen getöteten Soldaten. Die Aufständischen aus dem Norden des Landes hatten vergangene Woche mit Waffengewalt die Hauptstadt Bangui gestürmt und Präsident François Bozizé gestürzt.

Am Wochenende hatte Südafrika daraufhin fast sein gesamtes Truppenkontingent aus der ZAR abgezogen. In der Hauptstadt Bangui befänden sich jetzt nur noch 18 südafrikanische Soldaten, hieß es.

Südafrikas Staatspräsident Jacob Zuma würdigte in seiner Rede die toten Soldaten für ihren bravourösen Einsatz und verteidigte die Entsendung des südafrikanischen Militärs als Beitrag zu Stabilität und Entwicklung auf dem Kontinent.

Auch nach der Trauerfeier werden die Spekulationen über den Militäreinsatz 4000 Kilometer vom Kap entfernt kein Ende haben. Bisher gelangen die Gründe für die Entsendung von über 200 Soldaten in das notorisch instabile und bitterarme Land in Zentralafrika nur Stück für Stück ans Tageslicht.

Seit 2006 befinden sich südafrikanische Truppen als Ausbilder in der Zentralafrikanischen Republik. Im Januar dieses Jahres entsandte Zuma zusätzliche Truppen, als die Rebellen der Seleka (Allianz) bereits die Hauptstadt Bangui einzunehmen drohten. Indes gelang es auf internationale Vermittlung hin, vor allem auf Druck Frankreichs, einen Waffenstillstand zu vereinbaren. Der wurde aber von den Seleka-Rebellen nie wirklich eingehalten. Sie warfen ihrerseits Bozizé Wortbruch vor und Frankreich weigerte sich dieses Mal strikt, direkt militärisch einzugreifen.

Die Entsendung der südafrikanischen Soldaten ohne internationales Mandat, weder durch die Afrikanische Union noch durch die Vereinten Nationen, galt zunächst offenbar dem Schutz der bereits im Lande befindlichen Militärausbilder. Doch inzwischen zeigt sich, dass die Südafrikaner weitergehende, eigene Interessen hatten: Offensichtlich sollte das Eigentum südafrikanischer Unternehmen in Bangui geschützt werden, denn wie Soldaten nun berichten, waren sie beim Angriff der Rebellen teilweise über die Stadt verteilt, um südafrikanische Objekte zu schützen.

Nur einen Tag vor der Eroberung Banguis durch die etwa 3000 Mann starke Seleka-Truppe suchte Bozizé bei einem Besuch in Pretoria um mehr militärische Hilfe bei Zuma nach. Angesichts fehlender Lufttransportmöglichkeiten konnte Südafrika aber nicht mehr Truppen oder Militärflugzeuge entsenden.

Wie aus Schilderungen der Soldaten gegenüber der Zeitung »Sunday Times« am Sonntag zu erfahren war, griffen die Rebellen die südafrikanischen Soldaten in mehreren Wellen direkt an. Die Südafrikaner sahen sich als Feinde behandelt. Schockiert berichteten die Soldaten vom Wehklagen getroffener Kindersoldaten, die um die Hilfe ihrer Mütter flehten. Insgesamt seien rund 200 Rebellen von den Südafrikanern getötet worden, schätzten die Militärs, die sich schließlich zum Flughafen der Stadt durchschlugen. Von dort aus haben fast alle Südafrikaner in den vergangenen Tagen das Land verlassen. Nur die Verletzten und einige Soldaten am Flughafen harren weiter aus.

Welche Politik Südafrika in der Zentralafrikanischen Republik nun weiter verfolgen will, ist unklar.

* Aus: neues deutschland, Mittwoch, 3. April 2013


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