Dieser Internet-Auftritt kann nach dem Tod des Webmasters, Peter Strutynski, bis auf Weiteres nicht aktualisiert werden. Er steht jedoch weiterhin als Archiv mit Beiträgen aus den Jahren 1996 – 2015 zur Verfügung.

Klimasteuer und Emissionshandel in Südafrika

Im Vorfeld des UNO-Klimagipfels in Durban sucht das Land am Kap neue Wege für die Energieversorgung

Von Armin Osmanovic, Johannesburg *

Die UN-Klimakonferenz in der südafrikanischen Hafenstadt Durban rückt näher. Ende November treffen sich die Vertreter von 195 Staaten, um über die Zukunft des Kyoto-Protokolls zu beraten, welches die klimaschädlichen Gase reduzieren soll und das Ende 2012 ausläuft.

Südafrikas Verhandlungsteam, das seit Monaten vor und hinter der Bühne mit den verschiedenen Ländern die Konferenz vorbereitet, verbindet mit dem Ausgang der UNO-Klimakonferenz in Durban gemischte Gefühle. Vorstellbar sei, so Alf Wills, Südafrikas Verhandlungsführer, dass man sich angesichts der großen Differenzen vor allem zwischen der EU, den USA, China und Indien auf eine Übergangsperiode ohne einen neuen Vertrag einigt. Kyoto könnte dann weiter gelten, bis ein neues bindendes Dokument von allen wichtigen Staaten akzeptiert wird. Möglich sei aber auch, so Edna Molewa, Beraterin im südafrikanischen Umweltministerium, gegenüber der Wochenzeitung »Mail and Guardian«, dass die Konferenz scheitert.

China und Indien erwarten, dass die EU und die USA bei der Reduktion der Kohlendioxidemissionen vorangehen. Als Entwicklungsländer trügen sie ja nicht die Hauptschuld am Klimawandel. Auch brauche man für die eigene wirtschaftliche und soziale Entwicklung Wachstum und damit auch die Nutzung von fossilen Energieträgern, die neben Entwaldung und Landwirtschaft hauptsächlich für den Klimawandel verantwortlich sind.

Südafrika geht als Gastgeber einen anderen Weg als China, Indien oder Russland, das am liebsten gar nicht an der UN-Konferenz teilnehmen möchte. Russlands CO2-Emissionen sind durch den Zusammenbruch großer Teile der Wirtschaft seit 1990 um mehr als 34 Prozent zurückgegangen, so dass man in Moskau keine Notwendigkeit für weitere Reduzierungen sieht. Die südafrikanische Regierung setzt sich dagegen klare Reduktionsziele für das eigene Land. Eine Klimasteuer, die nächstes Jahr eingeführt werden soll, und ein nationaler Emissionshandel sollen neben dem Ausbau von erneuerbaren Energieformen die CO2-Emissionen reduzieren. So sieht es das neue Weißbuch zum Klimawandel vor, das nächste Woche vorgestellt werden soll.

Südafrika ist schon jetzt die Nummer 13 weltweit bei der Emission klimaschädlicher Gase. Durch das Wirtschafts- und Bevölkerungswachstum würden sich ohne Gegenmaßnahmen die Emissionen bis 2050 vervierfachen. Südafrika muss und will also handeln, um selbst dem Klimawandel etwas entgegenzusetzen, von dem das südliche Afrika besonders hart betroffen sein wird. Richard Worthington vom WWF Südafrika gratuliert denn auch der Regierung zum Weißbuch.

* Aus: neues deutschland, 24. Oktober 2011


Zurück zur Südafrika-Seite

Zur Klima-Seite

Zurück zur Homepage