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Mehr Autos für Afrika

Nach einem noch unveröffentlichten Bericht plant Südafrikas Regierung weitere Subventionen für Autobauer

Von Armin Osmanovic *

Südafrikas Automobilindustrie dominiert den afrikanischen Kontinent. Doch die Konkurrenz schläft nicht.

In ganz Afrika werden jährlich knapp 600 000 Fahrzeuge gefertigt oder zusammengebaut, allein in Südafrika 480 000. Bis 2020, so sieht es ein noch unveröffentlichter Regierungsplan vor, sollen es 1,2 Millionen Autos sein. Südafrikas Präsident Jacob Zuma setzt auf den Ausbau der Autoproduktion.

Unterstützung erfährt der Regierungschef für seinen Automobilplan, der neue Fabriken von Herstellern und Zulieferern vorsieht, von der einflussreichen Metallarbeitergewerkschaft NUMSA. Die Metaller erhoffen sich neue Arbeitsplätze, denn gerade auch im Automobilbereich gingen 2008 und 2009 wegen der globalen Wirtschaftskrise Vollzeitarbeitsplätze verloren oder wurden in Zeitverträge umgewandelt.

28 000 Arbeitnehmer finden im südafrikanischen Automobilsektor Arbeit. Von Südafrika wird nicht nur der heimische Markt bedient, vor allem der Export von Fahrzeugen, der mit etwa 200 000 Exemplaren seit einigen Jahren die Verkäufe vor Ort übersteigt, ist für die Automobilproduzenten interessant. »Keiner will nicht dabei sein«

Alle großen deutschen Automobilproduzenten sind in Südafrika mit Werken seit Jahren vertreten. BMW baut hier seine 3er-Reihe, Volkswagen den neuen Polo und Daimler die C-Klasse. Der Sindelfinger Autobauer plant vor allem für den asiatischen Markt seine Produktion in East London von 45 000 auf 65. 000 auszubauen.

Südafrika selbst ist ein vergleichsweise kleiner Absatzmarkt. Auch die Produktionsbedingungen, Kosten und Produktivität sind im internationalen Vergleich nur Mittelfeld. Afrika ist für die Autobauer dennoch strategisch wichtig, denn »keiner will nicht dabei sein«, erklärt der Analyst Tony Twine gegenüber »Afrika Report«, sollte sich Afrikas Automarkt ähnlich positiv wie Chinas entwickeln.

Gebaut werden die Autos in Südafrika vor in der bitterarmen Provinz Ostkap. Hier wird jeder neue Arbeitsplatz dringend gebraucht. Südafrika förderte die heimische Automobilindustrie in der Vergangenheit mit Exportzuschüssen, seit 2008 gibt es staatliche Zuschüsse für Neuinvestitionen. Nach Angaben der Regierung haben die Automobilhersteller und ihre Zulieferer seit 2008 insgesamt 13 Milliarden Rand (1,25 Milliarden Euro) investiert.

Sorge bereitet der Regierung, den Autoproduzenten und den Gewerkschaften in Südafrika der wachsende Import von billigen Autozulieferteilen und Autos aus China und Indien. TATA Motors eröffnete im Juli im alten Fiat-Werk bei Pretoria eine Autofabrik. 100 Millionen Rand hat der indische Autobauer hier investiert.

Neue Konkurrenz auf dem Kontinent

Von Januar 2013 an sollen, so die Regierungspläne, die Automobilsubventionen noch gezielter als bisher die lokale Teileproduktion fördern. Angestrebt wird die Etablierung von heimischen Automobilzulieferern, die in den globalen Produktionsketten integriert sind.

Neue Konkurrenz droht dem Automobilland Südafrika aus dem Norden des Kontinents. Nummer zwei und drei der afrikanischen Automobilländer sind mit 12 bzw. 8 Prozent aller zusammengebauten und gefertigten Fahrzeuge Ägypten und Marokko. Marokko hat den Automobilsektor wie Südafrika als einen strategischen Bereich definiert. Mit Renault hat das Land einen Partner gefunden, der dringend eine zweite große Produktionsstätte für das kostengünstige Modell Logan benötigte. Bis 2015 sollen in Tanger allein 400 000 Fahrzeuge des Typs vom Band laufen.

Und auch Afrikas Wirtschaftskoloss Nigeria hat Automobilpläne. Südkoreas schnell wachsende Automarke Hyundai hat sich im Juni dieses Jahres mit einem lokalen Partner zusammengetan. Nigeria mit seinen 150 Millionen Einwohner, das in wenigen Jahren Südafrika als stärkste Wirtschaftsnation Afrikas ablösen will, ist gerade für Anbieter preiswerter Modelle vielversprechend.

* Aus: neues deutschland, 7. November 2011


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