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Sudan: Chronik wichtiger Ereignisse

Dezember 2007


Samstag, 1. Dezember, bis Sonntag, 9. Dezember
  • Die wegen Blasphemie verurteilte britische Lehrerin hat den Sudan am 3. Dez. verlassen. Am Flughafen von Khartum herrschten hohe Sicherheitsvorkehrungen, da Tausende Demonstranten für die 54-Jährige die Todesstrafe gefordert hatten. Am Tag ihre Abreise hat Präsident Omar al-Baschir die wegen Blasphemie zu 15 Tagen Haft verurteilte britische Lehrerin begnadigt. Tausende Demonstranten hatten für die 54-Jährige am Freitag sogar die Todesstrafe gefordert.
    (Mit ihren Schülern hatte Gillian Gibbons am 22. Nov. einen Teddybären auf den Namen Mohammed getauft. Ein Gericht hatte die britische Lehrerin am 27. Nov. zu 15 Tagen Haft verurteilt.)
Montag, 24. Dezember, bis Montag, 31. Dezember Ein Gericht in N'Djamena hat die sechs wegen versuchter Kindesentführung angeklagten Franzosen am 26. Dez. zu acht Jahren Zwangsarbeit verurteilt. Die L'Arche-de-Zoé-Mitarbeiter hatten 103 Kinder ausfliegen wollen, bei denen es sich angeblich um Waisen aus der sudanesischen Krisenprovinz Darfur handelte. Später stellte sich heraus, dass fast alle Kinder aus dem Tschad stammten und jeweils mindestens noch ein Elternteil lebte.
Die Franzosen waren unter anderem wegen versuchter Entführung und unbezahlter Rechnungen angeklagt worden. Die Anwälte der Franzosen hatten betont, ihre Mandanten hätten lediglich die Kinder retten wollen und in "gutem Glauben" gehandelt. Zwei ebenfalls angeklagte Männer aus dem Tschad und dem Sudan wurden zu je vier Jahren Haft verurteilt, zwei weitere Tschader freigesprochen. Die acht Verurteilten wurden zudem zur Zahlung von umgerechnet insgesamt 6,3 Millionen Euro Schadenersatz an die Eltern der 103 Kinder verurteilt.
  • Die sechs wegen versuchter Kindesentführung im Tschad verurteilten Franzosen hoffen auf eine baldige Rückkehr in ihre Heimat. Die französische Justizministerin Rachida Dati reichte am 27. Dez. einen entsprechenden Antrag auf Rückführung der sechs Franzosen bei den tschadischen Behörden ein. Die Mitarbeiter der Organisation Arche de Zoé stellten ihrerseits in der tschadischen Hauptstadt N'Djamena am 26. Dez. ein Rückführungsgesuch bei der französischen Botschaft. Ein Abkommen zwischen beiden Ländern ermöglicht es, dass die Verurteilten ihre Strafe in Frankreich verbüßen könnten, wenn der Tschad einverstanden ist.
    Der Justizminister des Tschad, Albert Pahimi Padacké, sagte, sein Land werde das Abkommen über gerichtliche Zusammenarbeit aus dem Jahr 1976 respektieren. Padacké bestand allerdings darauf, dass die Überstellung der Franzosen die Zustimmung des Tschad benötige.
    Ein Gericht in N'Djamena hatte die Franzosen am 26. Dez. zu acht Jahren Zwangsarbeit verurteilt.
  • Die im Tschad zu jahrelanger Zwangsarbeit verurteilten Franzosen sind in ihre Heimat zurückgekehrt. Das Flugzeug mit den sechs Mitarbeitern der Hilfsorganisation Arche de Zoé an Bord landete am Abend des 28. Dez. gegen 21.20 Uhr auf dem Flughafen von Le Bourget in der Nähe von Paris, wie aus Justizkreisen bekannt wurde. Die Boeing der Fluglinie Toumai Air Tschad war am frühen Nachmittag in der tschadischen Hauptstadt N'Djamena gestartet. Unmittelbar nach der Ankunft in Frankreich wurden die Rückkehrer dem zuständigen Staatsanwalt vorgeführt. Ein Abkommen zwischen Frankreich und dem Tschad aus dem Jahr 1976 hatte die Überstellung der Verurteilten ermöglicht.
    Die Ehefrau eines der Rückkehrer sagte, die Verurteilten würden vorübergehend im Gefängnis von Fresnes im Pariser Umland inhaftiert. Das Justizministerium habe ihr am Telefon mitgeteilt, dass die Arche-de-Zoé-Mitarbeiter "in den kommenden zehn bis 15 Tagen" in Fresnes untergebracht sein würden. Die Behörden wollten dies nicht bestätigen.
  • Die internationale Friedensmission für die westsudanesische Krisenregion Darfur nimmt am 31. Dez. offiziell ihre Arbeit auf. Beobachter werten die Kommandoübergabe zunächst allerdings eher als symbolischen Akt. Die neue Blauhelmtruppe der Vereinten Nationen und der Afrikanischer Union wird zum Start rund 7.000 Mann umfassen. In etwa so viele Soldaten aus anderen afrikanischen Ländern sind bereits im Sudan stationiert.
  • US-Präsident George W. Bush hat am 31. Dez. ein Gesetz unterzeichnet, das wegen des Darfur-Konflikts den wirtschaftlichen Druck auf die sudanesische Regierung erhöhen soll. "Ich teile die tiefe Sorge des Kongresses angesichts der Fortsetzung der durch die sudanesische Regierung und die Rebellengruppen verübten Gewalttaten in Darfur", sagte Bush in einer in Crawford veröffentlichten Erklärung zum Inkrafttreten des Gesetzes. Das neue Gesetz ermutigt US-Behörden und Unternehmen, eine Zusammenarbeit mit Firmen abzulehnen, die im Sudan Geschäfte machen.
    Die US-Regierung werde sich weiterhin für eine Verbesserung der Lebensbedingungen im Sudan einsetzen, versprach Bush. Sie werde zudem ihre diplomatischen Bemühungen fortsetzen und weiter die Aufstellung einer Friedenstruppe in Darfur unterstützen.

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