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Peter Strutynski, bis auf Weiteres nicht aktualisiert werden. Er steht jedoch weiterhin als Archiv mit Beiträgen aus den Jahren 1996 – 2015 zur Verfügung.
Sudan: Chronik wichtiger Ereignisse
März/April 2005
Dienstag, 1. März, bis Sonntag, 13. März
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UN-Generalsekretär Kofi Annan will am 7. März mit den Mitgliedern des UN-Sicherheitsrates über die Lage im Sudan beraten. Dabei stehe die Notlage in der westlichen Unruheprovinz Darfur im Vordergrund, sagte Annans Sprecher Fred Eckhard am 4. März. "Ich denke, dass alle der Feststellung zustimmen, dass nicht genug getan wird, um die Sicherheit in Darfur wiederherzustellen", fügte Eckhard hinzu. Das dürften die Mitglieder des Sicherheitsrates ähnlich sehen wie der UN-Generalsekretär. Annan wolle mit ihnen voraussichtlich Optionen für ein "entschiedeneres Handeln" erörtern.
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Die UN erwägen, eine eigene Friedenstruppe in die sudanesische Krisenprovinz Darfur zu entsenden. Das erklärte UN- Generalsekretär Kofi Annan nach einem Gespräch mit den 15 Mitgliedern des Weltsicherheitsrates am 7. März. Derzeit hat nur die Afrikanische Union rund 3.000 Soldaten dort stationiert. Der Weltsicherheitsrat will noch in dieser Woche einen neuen Resolutionsentwurf vorlegen. Der soll auch regeln, wie die Verantwortlichen für Menschenrechtsvergehen in Darfur zur Rechenschaft gezogen werden.
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Der stellvertretende UN-Generalsekretär Jan Egeland hat eine erhebliche Verstärkung der Schutztruppe in der westsudanesischen Unruheprovinz Darfur gefordert. Die 2.000 Soldaten der Afrikanischen Union (AU) müssten dringend verstärkt werden, um eine massive Zunahme des Flüchtlingsstroms aus der Region zu verhindern, sagte Egeland am 9. März am Sitz der Vereinten Nationen in New York. Egeland hält etwa 10.000 Soldaten für erforderlich, um die Lage in Darfur zu stabilisieren. Andernfalls sei mit drei bis vier Millionen Flüchtlingen zu rechnen. Gleichzeitig lobte der für humanitäre Fragen zuständige Vize von UN-Generalsekretär Kofi Annan die Arbeit der AU. Die AU-Truppe sei ein "großer Erfolg", dort wo sie im Einsatz sei; andernorts werde unvermindert weiter gemordet, vergewaltigt und gebrandschatzt.
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Der UN-Sicherheitsrat hat sich noch nicht auf Sanktionen gegen die Verantwortlichen für die Menschenrechtsverletzungen in Sudan einigen können. Dort sind nach UN-Einschätzung derzeit mehr Menschenleben gefährdet als in irgendeiner anderen Region. Dem Rat liegt der Entwurf für eine Resolution vor, der das am 10. März ablaufende Mandat für die politische UN-Mission um eine Woche verlängert. Mit der Verabschiedung des Entwurfes wird noch am späten Abend des 10. März gerechnet.
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Das Kinderhilfswerk UNICEF befürchtet eine Nahrungsmittelknappheit in der sudanesischen Provinz Darfur. Zwei Jahre nach Beginn der Vertreibungen in der Provinz seien vor allem die rund 550.000 Kinder unter fünf Jahren gefährdet, teilte das Hilfswerk am 11. März in Köln mit. Wegen Vertreibungen und Trockenheit gebe es kaum Ernteerträge, zudem habe nur die Hälfte der Vertriebenen Zugang zu sauberem Wasser. UNICEF rief Regierungen und Öffentlichkeit zur Unterstützung für die Menschen in Darfur auf.
Montag, 14. März, bis Sonntag 27. März
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In der Bürgerkriegsregion Darfur im Westen des Sudan sind in den vergangenen eineinhalb Jahren mindestens 180.000 Menschen ums Leben gekommen. Im Durchschnitt seien dort zuletzt jeden Monat mindestens 10.000 Menschen gestorben, sagte der UN-Beauftragte Jan Egeland am 14. März am Sitz der Vereinten Nationen in New York. Es könne sogar sein, dass es in den vergangenen 18 Monaten mehr als 200.000 Tote gegeben habe, aber er halte 10.000 Tote im Monat für eine "vernünftige Schätzung".
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Die Hilfsorganisation Care hat das anhaltende Morden und die fortdauernde Not in der sudanesischen Krisenregion Darfur angeprangert. Vor einem Jahr habe die UN das Geschehen in Darfur als die "größte humanitäre Krise" weltweit bezeichnet. Ein Jahr später habe sich die Situation für die Bevölkerung Darfurs trotz der Arbeit vieler Hilfsorganisationen kaum verbessert, bedauerte Care am Dienstag in Bonn. 180.000 Zivilisten seien nach Angaben der UN in den vergangenen 18 Monaten allein an Hunger und Krankheit gestorben; die Opfer aus Kämpfen und Gewaltakten seien nicht registriert, erklärte die Hilfsorganisation. Zwei Millionen Menschen lebten konstant auf der Flucht. Teilweise indirekt seien insgesamt sechs Millionen von dem Konflikt betroffen - fünf Mal so viele wie in der Tsunami-Region. Täglich suchten weitere Menschen Schutz in den ohnehin überfüllten staatlichen Lagern. Außerhalb dieser gehe das Morden weiter. Besonders Frauen würden Opfer systematischer Vergewaltigung. Die sich zuspitzende Sicherheitslage, logistische Hindernisse und ein Mangel an finanziellen Mitteln verhindere derzeit eine ausreichende humanitäre Versorgung von über Hunderttausenden Not Leidenden, erklärte Care. Die Hilfsorganisation forderte von der internationalen Gemeinschaft genügend Engagement, politischen Willen und Ressourcen, um einen gerechten und nachhaltigen Frieden für den gesamten Sudan zu erwirken und die Not in Darfur zu beenden.
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Deutschland wird den Vereinten Nationen für den Friedenseinsatz der geplanten UNMISUD-Truppe im Süden des Sudan insgesamt 50 Militärbeobachter zur Verfügung stellen. Die Bundesregierung hoffe mit dieser Zusage einen Impuls zu setzen, sagte der Staatssekretär im Verteidigungsministerium Peter Eickenboom am 18. März in Luxemburg am Rande des informellen Treffens der EU-Verteidigungsminister. Der UN-Sondergesandte für den Sudan, Jan Pronk, habe vergangene Woche gegenüber Bundesverteidigungsminister Peter Struck (SPD) die Bitte an die Europäer gerichtet, 250 von insgesamt 750 Militärbeobachtern für die geplante UN-Truppe zu entsenden.
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Ein Provinzgouverneur in der westsudanesischen Krisenregion Darfur hat der internationalen Gemeinschaft die Verschwendung von Hilfsgeldern vorgeworfen. Nur ein geringer Teil der zugesagten Hilfsgelder erreiche die Bedürftigen, sagte der Gouverneur von Süd-Darfur, El Hadsch Atta el Mannan, der Zeitung "El Safaha" (Ausgabe vom 20. März). Die internationale Gemeinschaft habe bislang eine Milliarde Dollar (rund 750 Millionen Euro) Hilfe für Darfur zugesagt. "Die Bewohner in Darfur haben davon aber nur zwölf Prozent bekommen, der Rest wurde für Verwaltungsaufgaben und Gehälter der Mitarbeiter internationaler Organisationen ausgegeben", beklagte der Gouverneur. Zugleich warf er der sudanesischen Zentralregierung vor, Schuld an der Verschlimmerung der Lage in Darfur zu sein.
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Mit drei gesonderten Resolutionsentwürfen wollen die USA die stockenden Beratungen des UN-Sicherheitsrats über Maßnahmen zur Stablisierung der Lage im Sudan wieder in Gang bringen. Das kündigte die US-Vizebotschafterin bei den Vereinten Nationen, Anne Patterson, am 22. März in New York an. Bislang waren die US-Forderungen in einer einzigen Resolution vereinigt. In den drei neuen Entwürfen sollen nun die Entsendung einer Friedenstruppe für den Südsudan, Sanktionen gegen die Regierung in Khartum und die Verantwortliche für die Lage in der westlichen Krisenregion Darfur sowie deren juristische Verfolgung einzeln behandelt werden.
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Die Mitglieder des UN-Sicherheitsrates haben sich auf die Verfolgung von Verbrechen gegen die Menschlichkeit in der sudanesischen Region Darfur durch den Internationalen Strafgerichtshof geeinigt. Die USA werden den Beschluss trotz ihrer Ablehnung des Gerichtshofes durch Stimmenthaltung passieren lassen, sagten UN-Diplomaten am 23. März. Damit wurde auch der Weg frei zu einer weiteren Resolution. Rund 10.000 Blauhelmsoldaten sollen das Friedensabkommen zwischen Regierung und Rebellen im Südsudan überwachen.
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Nach den USA hat Frankreich eine eigene Sudan-Resolution in den UN-Sicherheitsrat eingebracht. Der am 23. März in New York vorgelegte Entwurf sieht vor, Verantwortliche für Menschenrechtsverletzungen in der Krisenregion Darfur vor den von den USA abgelehnten Internationalen Strafgerichtshof (IStGH) in Den Haag zu bringen. In einer entgegenkommenden Geste an die USA heißt es in dem Resolutionsentwurf, von der Strafverfolgung durch den IStGH sollten die Bürger von Staaten ausgenommen werden, die das Statut von Rom zur Gründung des IStGH nicht ratifiziert haben und die zu von der UNO autorisierten Einsätzen in den Sudan entsandt wurden.
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UN-Sicherheitsrat verabschiedet Resolution
Die Vereinten Nationen wollen mit einer 10.000 Mann starken Friedenstruppe den Waffenstillstand zwischen Regierung und Rebellen im Südsudan überwachen. Nach monatelangem diplomatischen Tauziehen billigten die 15 Mitglieder des UN-Sicherheitsrats auf Antrag von Generalsekretär Kofi Annan am 24. März einstimmig die Entsendung von 10.000 Soldaten und 715 Zivilpolizisten, die im Südsudan nach 21 Jahren Bürgerkrieg den Frieden sichern sollen. Der Auftrag der Truppe bezieht sich nicht auf den zweiten Krisenherd im Sudan, die Bürgerkriegsprovinz Darfur im Westen des Landes. Der Chef der UN-Friedenseinsätze, Jean-Marie Guehenno, verwies vor dem Sicherheitsrat auf die nach wie vor instabile Lage im Südsudan. Die neue UN-Mission müsse mit "ernsthaften politischen Hürden" und "unvorhersehbaren logistischen Hindernissen" rechnen. Aufgabe der Mission ist es, die Einhaltung des Waffenstillstands zu überwachen, die Entwaffnung von Kämpfern zu unterstützen und bei der Vorbereitung von Wahlen zu helfen. Das Mandat der Truppen ist zunächst auf sechs Monate begrenzt. Am 9. Januar hatten die sudanesische Regierung und die Südsudanesische Volksbefreiungsarmee (SPLA) mit der Unterzeichnung eines Friedensabkommens einen Schlussstrich unter den Bürgerkrieg gezogen, bei dem schätzungsweise mehr als 1,5 Millionen Menschen ums Leben gekommen waren.
Der Abstimmung im Sicherheitsrat waren zwei Monate strittiger Verhandlungen zwischen den USA auf der einen und anderen Mitgliedsländern unter der Führung Frankreichs auf der anderen Seite vorangegangen. Ursprünglich sollte sich die Sudan-Mission auch auf den Darfur-Konflikt beziehen und dabei - der Empfehlung einer UN-Expertenkommission folgend - die Anrufung des Internationalen Strafgerichtshofs in Den Haag wegen der schweren Menschenrechtsverletzungen in Darfur vorschlagen. Die USA erkennen dieses Gericht aber nicht an und blockierten die Resolution. Um einen Ausweg aus der diplomatischen Sackgasse zu finden, wurde die Entsendung der Friedenstruppe in den Südsudan aus dem Resolutionsentwurf herausgelöst und unabhängig zur Abstimmung gestellt. Über die Darfur-Reslutionsentwürfe Frankreichs und der USA soll in der kommenden Woche abgestimmt werden.
Montag, 28. März, bis Donnerstag, 31. März
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Wegen Menschenrechtsverletzungen in Darfur sind 15 Männer aus Polizei,
Armee und anderen Sicherheitsdiensten festgenommen worden. Ihnen werden
Vergewaltigungen und Morde an Zivilisten sowie das Niederbrennen von
Dörfern vorgeworfen, sagte der sudanesische Justizminister Ali Mohammed
Osman Jassin am 29. März. Sie sollen unverzüglich vor Gericht gestellt
werden. Am 30. März will der UN-Sicherheitsrat über eine von Frankreich
eingebrachte Resolution entscheiden, wonach Verantwortliche für
Menschenrechtsverletzungen in Darfur vor den Internationalen
Strafgerichtshof (ICC) in den Haag gebracht werden sollen. Die USA, die
den ICC ablehnen, sind dagegen für die Einrichtung eines Sondertribunals
in Tansania.
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Der UN-Sicherheitsrat hat am 29. März eine von den USA eingebrachte
Resolution beschlossen (12 Für-Stimmen, drei Enthaltungen: Russland,
China, Algerien). Sie sieht Reiseverbote und das Einfrieren von Konten
sowie ein Waffenembargo vor. Militärflüge der sudanesischen Regierung
nach Darfur bedürfen der Genehmigung durch den UN-Sicherheitsrat. Die
französische Resolution steht noch aus. (Hier geht es zur Resolution 1591 vom 29. März.)
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Der Sicherheitsrat der Vereinten Nationen hat eine Entschließung verabschiedet, um Verantwortliche für Menschenrechtsverletzungen in Darfur vor den Internationalen Strafgerichtshof (IStGH) in Den Haag bringen zu können. Die Resolution zu den Gräueltaten im Westen des Sudan wurde am 31. März mit elf von 15 Stimmen angenommen. Die Vereinigten Staaten lehnen den Gerichtshof ab und enthielten sich deshalb bei der Abstimmung am Sitz der UNO in New York. Neben den USA enthielten sich die Vetomacht China sowie die zeitweiligen Mitglieder des Sicherheitsrates Algerien und Brasilien der Stimme. Vorgelegt hatte Frankreich den Entschließungsentwurf. (Hier geht es zur Resolution 1593 vom 31. März.)
Freitag, 1. April, bis Sonntag, 10. April
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Die sudanesische Regierungspartei hat die jüngste Entschließung der Vereinten Nationen zum Konflikt in Darfur abgelehnt. Die Entschließung der UNO entbehre "jeder Grundlage für Gerechtigkeit und Objektivität und verletzt den Grundsatz der Staatssouveränität", hieß es in einer Mitteilung des Nationalkongresses, die Informationsminister Abdul Basit Sebsdarat am 1. April in der sudanesischen Hauptstadt Khartum verlas. Die Partei rufe die Regierung deshalb auf, "sich deutlich gegen diese ungerechte Entschließung zu wehren". (Hier geht es zur UN-Resolution 1593 vom 31. März.)
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Die Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch hat der sudanesischen Regierung willkürliche Festnahmen von Nothelfern in der Krisenregion Darfur vorgeworfen. Seit Dezember seien westsudanesischen Region mehr als 20 ausländische und einheimische Mitarbeiter von mindestens sieben Hilfsorganisationen festgenommen worden, erklärte HRW am 4. April in New York. Die sudanesischen Behörden versuchten, auf diese Weise die Hilfsorganisationen einzuschüchtern, sagte HRW-Sprecher Peter Takirambudde. In mehreren Fällen seien Nothelfer wegen geringfügiger Verstöße gegen bürokratische Vorschrifte stunden- oder gar tagelang festgehalten worden. Das Vorgehen diene dazu, die Organisationen "zu drangsalieren, um sie auf Linie zu trimmen".
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In der sudanesischen Krisenregion Darfur sollen alle Kriegsverbrechen energisch verfolgt werden. Das hat der Chefankläger des Internationalen Strafgerichtshofes, Luis Moreno-Ocampo angekündigt. Es werde Schluss gemacht mit der Kultur der Straflosigkeit, sagte er am 5. April in New York. Zuvor hatte UN-Generalsekretär Kofi Annan dem Staatsanwalt einen versiegelten Umschlag mit 51 Namen von mutmaßlichen Verantwortlichen für Kriegsverbrechen und Verbrechen gegen die Menschlichkeit in Darfur übergeben.
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In der westsudanesischen Bürgerkriegsregion Darfur droht nach Angaben der Vereinten Nationen eine Hungerkatastrophe. Die Bauern hätten sich wegen der Kämpfe in der Region nicht um das Getreide auf den Feldern kümmern können, hinzu komme eine sich verschlimmernde Dürre, sagte der Sprecher des UN-Kinderhilfswerks UNICEF, Damien Personnaz, am 8. April in Genf. Der normalerweise Mitte März in Teilen Darfurs einsetzende Regen sei bislang ausgeblieben. Vier Millionen Menschen könnten von der Nahrungsknappheit betroffen sein; etwa eine Million Kinder unter fünf Jahren seien von Unterernährung bedroht, sagte Personnaz. Dem UNICEF-Sprecher zufolge sind schätzungsweise zwei Drittel der Menschen in Darfur "noch immer außerhalb der Reichweite von Hilfsorganisationen". "Wir haben nur Zugang zu zwei der sechs Millionen Menschen, die vor dem Konflikt in Darfur lebten", sagte Personnaz. "Die nächsten 18 Monate werden aus humanitärer Sicht sehr schwierig werden." So lange dauere es, bis neues Getreide angepflanzt und geerntet werden könne.
Montag, 11. April, bis Sonntag, 17. April
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UN-Generalsekretär Kofi Annan hat die internationale Gebergemeinschaft zur Unterstützung der unter den Folgen von mehr als 20 Jahren Bürgerkrieg leidenden Menschen im Südsudan aufgerufen. "Alle Menschen im Sudan wollen sauberes Wasser, Essen für ihre Familie, Schulen für ihre Kinder, ein vernünftiges Gesundheitssystem und eine Entwicklungsperspektive", sagte Annan zu Beginn einer zweitägigen internationalen Geberkonferenz für den Südsudan am 11. April in Oslo. "Sie haben Frieden gewonnen. Wir dürfen sie nicht fallenlassen."
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Der Tschad hat seine Vermittlungsbemühungen in der sudanesischen Krisenregion Darfur bis auf weiteres eingestellt. Wenn die Regierung des Sudan die "brüderlichen Beziehungen" zum Tschad erhalten wolle, müsse sie "umgehend" die von ihr unterstützten Rebellengruppen im Grenzgebiet entwaffnen, erklärte ein Sprecher des Präsidenten am 11. April in der tschadischen Hauptstadt N'Djamena. Nur wenn die Regierung in Khartum diese Bedingung erfülle, werde der Tschad wieder im Darfur-Konflikt vermitteln.
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Bei einer Geberkonferenz in Oslo hat die internationale Gemeinschaft am 12. April rund 4,5 Milliarden Dollar (etwa 3,5 Milliarden Euro) an Hilfen für den Südsudan zugesagt.
Nach der internationalen Geberkonferenz für den Südsudan hat UN-Generalsekretär Kofi Annan die Weltgemeinschaft aufgefordert, ihren milliardenschweren Hilfszusagen rasch Taten folgen zu lassen. "Hungernde Menschen können keine Versprechungen essen", mahnte Annan am 13. April in einem Beitrag für die "New York Times". Die Erfahrungen der Vergangenheit hätten gezeigt, dass Hilfszusagen von Geberländern nur allzu oft nicht erfüllt würden.
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Die Bundesregierung hat am 13. April den Einsatz von Bundeswehrsoldaten im Sudan beschlossen: Bis zu 75 Soldaten sollen im Rahmen der UN-Friedensmission in dem afrikanischen Land stationiert werden. Der Bundestag muss der Entsendung noch zustimmen. Nach Angaben von Verteidigungsminister Peter Struck (SPD) richtet sich die Bundeswehr auf einen bis zu sechs Jahre dauernden Einsatz ein. Der Bundestag will sich am 22. April abschließend mit dem Sudan-Einsatz befassen. Entsandt werden voraussichtlich rund 50 Militärbeobachter und Personal für die Stäbe der UN-Friedensmission. Durch die Beteiligung an der UN-Friedensmission leiste Deutschland "einen substanziellen und sichtbaren Beitrag zu einer dauerhaften Befriedung des Sudan gemeinsam mit der internationalen Gemeinschaft", hieß es in einer in Berlin veröffentlichten Erklärung. Das Kabinett beschloss auch die Fortschreibung der 2004 gewährten Sudan-Nothilfe von 32,5 Millionen Euro auch für 2005 in vergleichbarer Größenordnung. Die deutschen Soldaten sollen einer Gruppe von 750 Militärbeobachtern angehören, die Teil der 10.000 Mann starken UN-Friedenstruppe sind. Diese Friedenstruppe soll die im Süden und Osten des Sudan ein Friedensabkommen sichern. Die ersten UN-Soldaten sollen Ende April verlegt werden. Auf das Abkommen hatten sich die moslemische Militärregierung in Khartum und christliche Rebellengruppen im Januar nach 21-jährigem Bürgerkrieg geeinigt. Für die Krisenregion Darfur im Westen des Sudan sind die UN-Blauhelme nicht zuständig. Der Erfolg der Friedensbemühungen im Südsudan dürfe nicht vom Krieg in Darfur ablenken, erklärte der entwicklungspolitische Sprecher der Unionsfraktion, Christian Ruck (CSU), in Berlin. "Auch dort warten die Menschen auf Frieden, nachdem bereits Hunderttausende umgekommen und Millionen auf der Flucht sind, ohne dass die Weltgemeinschaft entschlossen dagegen vorgegangen wäre."
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Der stellvertretende US-Außenminister Robert Zoellick hat eine Reise durch die Krisengebiete im Sudan begonnen. Am 14. April traf Zoellick in der Hauptstadt Khartum ein, von wo aus er in den Südsudan weiterreisen will. Nach Botschaftsangaben will der Vizeaußenminister unter anderem Rumbek besuchen, die provisorische Hauptstadt der südsudanesischen Rebellenbewegung SPLM. Am 15. April steht ein Besuch in El Fascher, der Hauptstadt der westsudanesischen Krisenprovinz Darfur, auf dem Programm. In Khartum soll er Vizepräsident Ali Osman Taha und Vizeaußenminister Nadschib el Chair Abdelwahab treffen.
Montag, 18. April, bis Samstag, 30. April
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Falls die afrikanische Friedensmission in Sudans Krisenprovinz Darfur scheitert, wäre Verteidigungsminister Peter Struck zur Entsendung deutscher Soldaten bereit. Deutschland müsse nicht an der Spitze stehen, wenn es um eine Erweiterung des UN- Einsatzes gehen sollte. "Aber heraushalten sollten wir uns nicht", sagte Struck der "Berliner Zeitung" am 18. April.
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Die UN-Menschenrechtskommission hat am 21. April alle Konfliktparteien in Sudan zu einem sofortigen Ende der Gewalt aufgefordert. Angesprochen wurde die Lage in der Krisenregion Darfur und im Süden des Landes. Alle Beteiligten müssten den beschlossenen Waffenstillstand und die Menschenrechte respektieren, heißt es in einer Resolution. Zudem sollte Hilfsorganisationen ungehinderter Zugang gewährt werden. Der Beschluss war zwischen der EU, den USA und den afrikanischen Staaten zu Stande gekommen.
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Der Bundestag hat am 22. April mit breiter Mehrheit die Entsendung von Bundeswehrsoldaten in den Südsudan gebilligt. Bei der namentlichen Abstimmung votierten 552 Abgeordnete dafür und drei dagegen; zehn Abgeordnete enthielten sich. Bis zu 75 Soldaten sollen im Rahmen der UN-Friedensmission in dem afrikanischen Land stationiert werden, jedoch nicht in der Krisenregion Darfur. Der geplante Einsatz ist zunächst entsprechend dem UN-Mandat bis zum 24. September befristet. Nach Angaben von Verteidigungsminister Peter Struck (SPD) richtet sich die Bundeswehr auf einen bis zu sechs Jahre dauernden Einsatz ein. Entsandt werden voraussichtlich rund 50 Militärbeobachter und Personal für die Stäbe der UN-Friedensmission.
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Die Afrikanische Union (AU) hat die NATO um "Konsultationen" über eine logistische Unterstützung für ihren Einsatz in der westsudanesischen Krisenregion Darfur gebeten. Diese Bitte gehe aus einem Brief des Vorsitzenden der AU-Kommission, Alpha Oumar Konaré, an NATO-Generalsekretär Jaap de Hoop Scheffer hervor, sagte NATO-Sprecher James Appathurai am 27. April im Hauptquartier der Allianz in Brüssel. Die Botschafter der NATO-Staaten hätten bereits zugestimmt, mit der AU in entsprechende "Sondierungsgespräche" einzutreten.
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Die ersten Soldaten einer Friedenstruppe der Vereinten Nationen haben ihre Stellungen im Sudan bezogen, um die Umsetzung eines Waffenstillstandsabkommens zwischen südsudanesischen Rebellen und Regierung zu überwachen. Am 24. und 27. April seien die ersten zwölf Soldaten samt Ausrüstung in der Stadt El Obeid im Zentrum des Landes eingetroffen, sagte George Somerwill von der UN-Mission für den Sudanam Mittwoch in Kairo. Die Stationierung komme "wirklich langsam" voran, weitere Soldaten würden in den kommenden Tagen erwartet.
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Die Afrikanische Union (AU) will ihre Friedenstruppen in der westsudanesischen Krisenregion Darfur mehr als verdoppeln. Bis Ende September sollten mehr als 7.700 Soldaten in Darfur im Einsatz sein, heißt es in einem am 28. April in Addis Abeba veröffentlichten Beschluss des AU-Friedens- und Sicherheitsrats. Zugleich wurden die 53 Mitgliedsländer der AU aufgefordert, den Einsatz mit Truppen und Geld zu unterstützen. Insgesamt sollen im Herbst rund 6.200 Armeeangehörige und 1.560 Zivilpolizisten im Rahmen der AU-Mission in Darfur stationiert sein.
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