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Sudan: Chronik wichtiger Ereignisse

August 2004

Sonntag, 1. August, bis Sonntag 8. August
  • Am Wochenende des 31. Juli und 1. August verlegte Frankreich etwa 200 der 450 im Tschad stationierten Soldaten an die sudanesische Grenze. Militärflugzeuge und Hubschrauber nahmen Hilfsflüge in die Auffanglager im Osten der ehemaligen französischen Kolonie auf, wo knapp 200.000 Sudanesen aus Darfur Zuflucht gefunden haben. Das Militär soll weiterhin verhindern, dass es zu Grenzübergriffen der Janjaweed-Milizen in den Tschad kommt. Das Verteidigungsministerium in Paris gab bekannt, dass es mehrere Maßnahmen ergriffen habe, um den französischen Beobachtungsposten im Tschad zu verstärken, "ohne die Antwort der internationalen Gemeinschaft abzuwarten". Präsident Jaques Chirac wies die Truppen außerdem an, sich für einen Einsatz in Darfur bereit zu halten.
  • Die Afrikanische Union (AU) spricht sich für eine afrikanische Lösung der Darfur-Krise aus. Die AU sei in der Lage, einen objektiven und befriedigenden Weg aus der Krise zu finden, erklärte der AU-Vorsitzende, Nigerias Präsident Olusegun Obasanjo am 1. August nach einem Treffen mit Sudans Regierungschef Omar Hassan el-Baschir in Khartum. Die sudanesische Regierung bemühe sich die Krise beizulegen. Die internationale Gemeinschaft habe die Aufgabe, diese Anstrengungen zu unterstützen, sagte Obasanjo.
  • Kritik an der UN-Resolution 1556 (2004) vom 30. Juli übten indessen der stellvertretende Vorsitzende der SPD-Bundestagsfraktion Gernot Erler und die Staatsministerin im Auswärtigen Amt, Kerstin Müller (Bü90/Grüne). Erler nannte im DeutschlandRadio die Resolution am 2. August eine "politische Bankrotterklärung". Müller schrieb in der Washington Post (2. Aug.) u.a.: "Wir wollen die Entwaffnung der Janjaweed-Milizen sehen. Stattdessen erhalten wir Berichte über die Eingliederung von Milizionären in die sudanesischen Streitkräfte".
  • UN-Flugzeuge haben Anfang August damit begonnen, über dem Not leidenden Westsudan Lebensmittel abzuwerfen, meldeten die Zeitungen am 4. August. Das Welternährungsprogramm WFP (World Food Programme) verfügt über eine Iljuschin und eine Antonov. Sie starten vom Flugplatz in El-Obeid im Zentrum des Sudan. Diese - teure - Art des Transports (Transportkosten pro Tonne Lebensmittel etwa 650 US-Dollar) sei die einzig mögliche, weil wegen der Regenzeit die wenigen Straßen und Pisten für LKW nicht befahrbar seien. WFP-Mitarbeiter bewachen aber die Verteilung der Lebensmittel am Boden. Sie sind aber machtlos, wenn WFP-Lieferungen überfallen werden.
  • Die Regierung in Khartum hat angekündigt, 5.000 zusätzliche Polizisten in die Region Darfur zu schicken. Diplomaten anderer Staaten sprechen aber davon, dass hier möglicherweise "der Bock zum Gärtner" gemacht würde. Die Beobachter-Gruppe der Afrikanischen Union hat die Aufgabe, Alarm zu schlagen, wenn es zu Übergriffen kommt. Allerdings sind nur 90 Mann in einem Gebiet stationiert, das etwa so groß ist wie Frankreich. (Quelle: Süddeutsche Zeitung, 4. August.)
  • In Khartum kam es am 4. August zu einer Demonstration von Zehntausenden Menschen gegen die UN-Resolution zur Krise in Darfur. Die regierungstreuen Demonstranten protestierten gegen die UNO und erklärten ihre Bereitschaft zum "Heiligen Krieg" gegen ausländische Truppen.
    Am 4. August wies der sudanesische Außenminister Mustafa Osman Ismail den Vorwurf zurück, in Darfur geschehe ein Völkermord. Er bekräftigte den Willen seiner Regierung, die UN-Resolution umzusetzen, sagte aber, dass die 30-Tagesfrist zu kurz sei.
  • Die Afrikanische Union kündigte am 4. August die Entsendung einer eigenen "Friedensmission" im Sudan an. Zusagen gebe es bereits für etwa 2.000 Soldaten. Derzeit seien 120 Beobachter in Westsudan.
  • Am 5. August sagte der Polizeichef im Norden Darfurs, die sudanesische Polizei werde die Milizen entwaffenen. Von der nächsten Woche an sollten die Milizen ihre Waffen freiwillig abgeben oder bei Durchsuchungen der Polizei aushändigen.
  • Die Regierung Sudans und die Vereinten Nationen haben sich auf einen Plan zur Linderung der Notlage der Flüchtlinge in der Region Darfur geeinigt, hieß es am 6. August. Nach Mitteilung des UN-Sondergesandten für den Sudan, Jan Pronk, sollen die Hilfsorganisationen uneingeschränkten Zugang zu Menschen in Darfur erhalten. Außerdem habe der sudanesische Außenminister zugesagt, dass Khartum den Milizen Einhalt gebieten werde.
Montag, 9. August, bis Sonntag, 15. August
  • Die Arabische Liga hat am 9. August den Sudan aufgefordert, die Menschenrechtsverletzungen in der Krisenregion Darfur zu untersuchen und die Führer der Janjaweed-Reitermilizen festzunehmen. Gleichzeitig wurde gemeldet, dass sich die sudanesische Regierung und zwei Rebellengruppen am 23. August in der nigerianischen Hauptstadt Abuja zu Friedensgesprächen treffen werden, um die Not der Flüchtlinge zu lindern. Khartum hatte einem UN-Plan zugestimmt, nach dem in 30 Tagen Schutzzonen für Zivilisten geschaffen werden sollen.
  • Der Führer der Republikaner im US-Senat, Bill Frist, hat im Zusammenhang mit der Darfur-Krise von "Völkermord" gesprochen. In Nairobi forderte er am 10. August die internationale Gemeinschaft zum Handeln auf. Eine EU-Delegation widersprach. Von Völkermord könne noch keine Rede sein, es fänden aber "still und leise" Massaker statt, hieß es am 10. August.
    Am 10. August unterzeichnete die sudanesische Regierung ein Abkommen mit den UN, in dem sie sich zur Wiederherstellung der Ruhe in Darfur binnen 30 Tagen verpflichtet.
  • In den Flüchtlingslagern der Krisenregion Darfur verbreitet sich eine gefährliche Form der Hepatitis E. Bisher seien 22 Menschen daran gestorben, teilten die UN am 12. August in New York mit. Ursache für die Ausbreitung der Krankheit seien die katastrophalen hygienischen Zustände. Der Virus wird durch verunreinigtes Wasser übertragen. Wirksame Medikamente gibt es nicht.
  • Die UNO hat die weiterhin instabile Sicherheitslage in der sudanesischen Krisenregion Darfur beklagt. Die arabische Dschandschawid-Miliz stelle noch immer eine "Bedrohung" dar, erlärte der UN-Sonderbeauftragte für Sudan, Jan Pronk, am 15. August. Sie sei weiterhin in der Umgebung von Lagern aktiv, in die die von ihnen verfolgte schwarzafrikanische Bevölkerung geflüchtet sei. Pronk begrüßte zugleich die bisher von Khartum getroffenen Maßnahmen zur Verbesserung der Lage in Darfur.
Montag, 16. August, bis Sonntag, 22. August
  • Die sudanesische Führung hat den libyschen Revolutionsführer Muammar el Gaddafi zum "persönlichen Eingreifen" in der Darfur-Krise gebeten. Wie die libysche Nachrichtenagentur JANA am 17. August meldete, übermittelte Außenminister Mustafa Osman Ismail die Bitte von Staatschef Omar el Beschir bei einem Treffen mit Gaddafi in der Stadt Syrte im Osten Libyens. "Präsident Beschir schätzt die Opposition von Oberst Gaddafi gegen eine ausländische Intervention in Darfur und bittet ihn, die Krise in der Region beizulegen und bei der Rückkehr von Flüchtlingen behilflich zu sein", zitierte die Agentur den Außenminister.
  • Der UN-Sondergesandte für den Sudan, Jan Pronk, hat die Zahl der internationalen Beobachter in der sudanesischen Krisenregion Darfur kritisiert. Mit so wenig Beobachtern könne nicht kontrolliert werden, ob die sudanesische Regierung ihren Verpflichtungen der UNO gegenüber nachkomme, sagte Pronk der "Financial Times" (Ausgabe vom 18. August). "Tausende" Beobachter und weiteres Personal seien nötig, um wirklich Menschenrechtsverletzungen in Darfur überprüfen zu können. Zur Zeit befinden sich rund 120 Beobachter der Afrikanischen Union (AU) in der Region von der Größe Frankreichs. 155 Soldaten aus Ruanda sind am Sonntag in Darfur angekommen, um gemeinsam mit anderen von der AU entsandten Soldaten für die Sicherheit der Beobachter zu sorgen.
  • Die Hilfsorganisation Ärzte ohne Grenzen hat vor einer weiteren Verschlimmerung der humanitären Lage in der westsudanesischen Krisenregion Darfur gewarnt. "Die Furcht ist groß, dass uns das Schlimmste noch bevor steht", sagte die Geschäftführerin von Ärzte ohne Grenzen, Ulrike von Pilar, wenige Tage nach der Rückkehr von einer Reise in die Region am 18. August in Berlin. Die Situation der Vertriebenen in den Lagern sei "nach wie vor katastrophal". Viele Kinder seien stark unterernährt, die Todesrate unter den Vertriebenen sei enorm. Aber auch die Bevölkerung, die die Vertriebenen aufnehme, leide unter Nahrungsknappheit, Krankheiten und schlechten Hygienebedingungen. Häufige Todesursachen seien Durchfallerkrankungen und Malaria.
  • Die Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch (HRW) hat die internationale Gemeinschaft zu erhöhtem Druck auf die sudanesische Regierung aufgerufen, damit Khartum weitere Beobachter in der Krisenregion Darfur zulässt. Die Beobachtermission der Afrikanischen Union (AU) müsse so erweitert werden, dass auch der Schutz von Flüchtlingen im Westen Sudans möglich sei, erklärte die stellvertretende HRW-Direktorin für Afrika, Georgette Gagnon, am 18. August in der ugandischen Hauptstadt Kampala. In diesem Zusammenhang lobte sie Ruanda für die Zusage, Truppen zum Schutz der Zivilbevölkerung nach Darfur zu entsenden.
  • Der nigerianische Senat hat Pläne zur möglichen Entsendung von 1.500 Soldaten für eine Schutztruppe der Afrikanischen Union (AU) in der sudanesischen Krisenregion Darfur gebilligt. Die Senatoren in Abuja stimmten einer entsprechenden Anfrage von Präsident Olusegun Obasanjo am 19. August zu, wie Senatspräsident sagte. Damit ist zugleich der Weg frei für die Entsendung einer ersten Truppe von 150 nigerianischen Soldaten in die westsudanesische Region, wo bereits eine ebenso starke Einheit aus Ruanda eingetroffen ist. Darüberhinaus kann Obasanjo den Angaben zufolge zwei weitere Bataillone von jeweils 770 Soldaten nach Darfur schicken, sollte dies notwendig sein.
  • Die rund 30.000 Bewohner eines Flüchtlingslagers in der westsudanesischen Krisenregion Darfur haben mit einer Massenwanderung ins Nachbarland Tschad gedroht, sollte sich die Sicherheitslage nicht verbessern. Die Flüchtlinge forderten den Schutz durch eine UN-Friedenstruppe, heißt es in einem Bericht des UN-Flüchtlingshilfswerks UNHCR, den die Nachrichtenagentur AFP am 20. August erhielt. Der für den Sudan zuständige UNHCR-Vertreter Jean-Marie Fakhouri berichtete darin, die Flüchtlinge in dem betroffenen Lager Masteri in der Provinz West-Darfur fühlten sich wie Gefangene. Bei seinem Besuch vor Ort hätten die Vertriebenen erzählt, sie würden beim Verlassen des Lagers von Dschandschawid-Milizen angegriffen.
  • Acht Tage vor dem Ablauf des UN-Ultimatums für Darfur hat die sudanesische Regierung eine "schrittweise" Entwaffnung der regierungstreuen arabischen Milizen in der Krisenregion angekündigt. Ausgangspunkt hierfür sei die Wiedererrichtung von Lokalverwaltungen als "Initiative zur Aussöhnung der Volksstämme", zitierten Zeitungen Innenminister Abdul Rahim Mohammed Hussein am 21. August. Die neuen Behörden sollten "weit reichende Befugnisse in Fragen der Verwaltung, der Sicherheit und des Rechts" haben, sagte Hussein nach einem Besuch in der Stadt Nyala in Süd-Darfur. Einen genauen Zeitplan nannte er nicht. Der Innenminister ist zugleich offizieller Vertreter des sudanesischen Präsidenten in Darfur.
  • Die sudanesische Justiz ermittelt nach eigenen Angaben gegen eine Gruppe, die gemeinsam mit Mitarbeitern einer ausländischen Organisation eine gestellte Vergewaltigung in der Unruheregion Darfur gefilmt haben soll, um der Armee systematische sexuelle Übergriffe zu unterstellen. Unter den insgesamt 13 Verdächtigen seien zwei Mitarbeiter einer nicht näher benannten Auslandsorganisation, hieß es in einer am 21. August in Khartum veröffentlichten Erklärung. Die Staatsanwaltschaft untersuche den Fall. (Quelle: AFP)
  • In einer Vereinbarung mit den Vereinten Nationen hat die sudanesische Regierung den Flüchtlingen aus Darfur eine Rückkehr in ihre Heimat garantiert. Mehr als eine Million Menschen erhalten das Recht, wieder nach Hause zurückzukehren, wenn sie sich sicher genug fühlen. Niemand soll jedoch von den sudanesischen Sicherheitskräften zur Rückkehr gezwungen werden können, heißt es in dem am 21. August in Khartum unterzeichneten Abkommen. Die Heimkehr der Flüchtlinge werde kein leichter oder schneller Prozess werden, sagte Brunson McKinley, der Generaldirektor der Internationalen Organisation für Migration der UN. Neben McKinley unterzeichneten das Dokument der sudanesische Außenminister Mustafa Osman Ismail und ein Gesandter von UN-Generalsekretär Kofi Annan. Die sudanesische Regierung akzeptiert der Vereinbarung zufolge, dass die UN-Unterorganisation darüber entscheidet, ob die Menschen zu einer freiwilligen Rückkehr bereit sind. Außerdem stimmte Khartum zu, die Sicherheit von UN-Mitarbeitern und Flüchtlingen in die Bürgerkriegsprovinz zu garantieren. Ismail forderte internationale Unterstützung für die Durchführung der Rückkehr der Vertriebenen.
  • Die Regierung des Sudan hat erstmals Menschenrechtsverletzungen und Vergewaltigungen in der Krisenregion Darfur eingeräumt. Justizminister Ali Mohamed Osman Jassin übergab einem Vertreter der UN-Menschenrechtskommission am 22. August in Khartum eine Liste mit den Namen von 30 Mitgliedern der regierungstreuen arabischen Reitermiliz Dschandschawid, die Verbrechen in Darfur begangen haben sollen. "Die Regierung bestreitet nicht, dass es Menschenrechtsverletzungen gibt, aber sie schützt deren Verursacher nicht", sagte Jassin bei dem Treffen mit dem Beobachter der UN-Menschenrechtskommission im Sudan, dem Ghanaer Emanuel Akoy.
Montag, 23. August, bis Sonntag, 29. August
  • Zum Auftakt von Gesprächen über die westsudanesische Krisenregion Darfur hat der Sudan die mögliche Entsendung einer Friedenstruppe der Afrikanischen Union (AU) als "unnötig" zurückgewiesen. Die Regierung in Khartum könne die Lage in Darfur allein unter Kontrolle bringen, sagte der Leiter der sudanesischen Delegation, Madschsub el Chalifa, am 23. August in der nigerianischen Hauptstadt Abuja. Der nigerianische AU-Vorsitzende Olusegun Obasanjo sagte zur Eröffnung des Treffens, an dem auch Rebellenvertreter teilnahmen, die Gemeinschaft sei besorgt über die Situation in Darfur. Zu den Gesprächen unter Schirmherrschaft der AU waren unter anderem die Staatschefs Libyens und Tschads, Muammar Gaddafi und Idriss Deby, sowie der Generalsekretär der Arabischen Liga, Amr Mussa, eingeladen.
  • Die Hilfsorganisation International Crisis Group (ICG) hat die Vereinten Nationen aufgefordert, nach dem Auslaufen des UN-Ultimatums in wenigen Tagen Sanktionen gegen Sudan zu verhängen. "Die internatioale Antwort auf die Krise in der westsudanesischen Region Darfur bleibt schlaff und unangemessen", hieß es in einer am 23. August veröffentlichten Erklärung der Organisation. Der Sicherheitsrat müsse nach dem Ende des Ultimatums am kommenden Montag schärfere Maßnahmen ergreifen und vor allem die Afrikanische Union (AU) ermächtigen, mindestens 3000 Friedenssoldaten in die Region zu entsenden. Zudem solle das UN-Gremium ein Waffenembargo gegen das afrikanische Land verhängen.
  • Der britische Außenminister Jack Straw ist am Abend des 23. August zu einem Besuch in der sudanesischen Hauptstadt Khartum eingetroffen. Zunächst stand für Straw ein Treffen mit seinem Kollegen Mustafa Osman Ismail auf dem Programm, bei dem es um die Lage in der westlichen Krisenregion Darfur gehen sollte. Am 24. August wollte der britische Chefdiplomat ein Flüchtlingslager in Nord-Darfur besuchen. Zudem wollte Straw zu einem Gespräch mit dem sudanesischen Präsidenten Omar Beschir zusammtreffen.
  • Der britische Außenminister Jack Straw hat die Entsendung britischer Soldaten in die westsudanesische Krisenregion Darfur abgelehnt. Großbritannien sei aber bereit, die in Darfur stationierten Schutztruppen der Afrikanischen Union (AU) zu beraten und finanziell zu unterstützen, sagte Straw am 23. August nach Gesprächen mit seinem sudanesischen Kollegen Mustafa Osman Ismail in der sudanesischen Hauptstadt Khartum. Der britische Minister sagte weiter, er unterstütze einen Ausbau der derzeitigen AU-Beobachtermission. Gleichzeitig aber erteilte er Überlegungen eine Absage, die Schutz- in eine Friedenstruppe umzuwandeln. "Das Mandat sollte nicht geändert werden", sagte Straw.
    Der britische Außenminister Jack Straw hat die sudanesische Regierung aufgefordert, mehr zum Schutz der Flüchtlinge in der Krisenregion Darfur zu tun. Beim Besuch eines Flüchtlingslagers im Norden der Region am 24. August sagte der Minister, es gebe bereits einige Fortschritte und die Lager seien offenbar relativ sicher. Er drückte jedoch zugleich seine Besorgnis über die Situation in den umliegenden Dörfern aus. Viele Flüchtlinge fragten sich, ob sie sicher in ihre Heimatorte zurückkehren könnten.
  • Der Sicherheitsrat der Vereinten Nationen hat sich hinter die Bemühungen der Afrikanischen Union (AU) zur Entspannung der Lage in der westsudanesischen Krisenregion Darfur gestellt. Die Mitglieder des UN-Gremiums hätten ihre ungeteilte Unterstützung für die führende Rolle der AU bei der Bewältigung der humanitären Krise geäußert, sagte der derzeitige Ratsvorsitzende und russische UN-Botschafter Andrej Denisow am 24. August in New York nach Beratungen des Rates. Nach Angaben von Diplomaten will der Sicherheitsrat zunächst einen Bericht des UN-Sondergesandten für den Sudan, Jan Pronk, in der kommenden Woche abwarten, ehe über Schritte gegen die Regierung in Khartum entschieden werden solle.
  • Die Chefunterhändler von zwei sudanesischen Rebellenorganisationen haben die Einigung mit der Afrikanischen Unionüber Gespräche mit der Regierung in Khartum zur Beilegung des Konflikts in der Krisenregion Darfur verworfen. Ahmed Mohammed Tugod von der Bewegung für Gerechtigkeit und Gleichheit (JEM) sagte am 24. August in der nigerianischen Hauptstadt Abuja, seine Gruppe habe Vorbehalte gegen die Tagesordnung für die Gespräche. Konkret gehe es um die darin erwähnte Entwaffung der JEM. Dieser Punkt müsse von der Tagesordnung heruntergenommen werden. Dessen ungeachtet werde seine Organisation am nächsten Tag (Mittwoch, 25. August) um 09.00 Uhr am Verhandlungstisch erscheinen.
  • Amnesty International (ai) hat der sudanesischen Regierung vorgeworfen, Menschenrechtsverletzungen in der Krisenregion Darfur mit der Festnahme von Zeugen vertuschen zu wollen. Statt die Urheber von Menschenrechtsverstößen dingfest zu machen, nähmen die Behörden diejenigen fest, die die Täter identifizieren könnten, erklärte die Generalsekretärin der Menschenrechtsorganisation, Irene Khan, am 25. August in London. Menschen seien festgenommen worden, weil sie Petitionen eingereicht oder versucht hätten, Treffen zu organisieren sowie wegen ihrer Kritik an der Rückführung von Flüchtlingen aus Darfur in unsichere Gebiete.
  • Die sudanesische Regierung hat sich bereit erklärt, eine größere Truppe der Afrikanischen Union (AU) in der Krisenregion Darfur zu akzeptieren. Die Soldaten müssten dazu eingesetzt werden, die Rebellen in Schach zu halten und zu entwaffnen, sagte Madschub el Chalifa, der Leiter der sudanesischen Delegation bei den Friedensgesprächen zu Darfur, am 25. August in der nigerianischen Hauptstadt Abuja. Der sudanesische Landwirtschaftsminister betonte, möglicherweise würden neben den Truppen zum Schutz der AU-Beobachter mehr Soldaten zur Demobilisierung der Rebellen benötigt. Die dritte Runde der Gespräche zwischen der sudanesischen Regierung und zwei Rebellengruppen begann mit Verspätung und wurde bereits nach einer Stunde auf den 26. August vertagt.
  • Bundesverteidigungsminister Peter Struck ist grundsätzlich bereit, weitere deutsche Soldaten zu Einsätzen nach Afrika zu schicken. Deutschland habe zusammen mit Großbritannien, Frankreich und Belgien eine besondere Verantwortung für den afrikanischen Kontinent, sagte er am 26. August dem RBB . "Aber es gibt keine konkrete Bitte der Vereinten Nationen, uns in irgend einem Land Afrikas militärisch zu engagieren", schränkte Struck ein. Die Bundeswehr besitze die notwendigen Kapazitäten für einen solchen Einsatz, sagte der Verteidigungsminister."Ich würde bei einer Größe der Bundeswehr von 270.000 Soldatinnen und Soldaten und etwa 8000 in einem Auslandseinsatz nicht sagen, ich kann keinen weiteren Auslandseinsatz mehr verkraften".
  • Die sudanesische Regierung will das am 30. August auslaufende Ultimatum des UN-Sicherheitsrates zur Beilegung der Krise in Darfur ignorieren. Auf die Frage, ob der Sudan die Frist einhalten wolle, erklärte der Leiter der sudanesischen Delegation bei den Friedensgesprächen in Abuja, Madschub el Chalifa, am 26. August: "Auf gar keinen Fall. Das ist uns nie in den Sinn gekommen." Vielmehr werde Khartum die derzeitigen Verhandlungen mit den Rebellengruppen fortsetzen. Er gehe davon aus, dass die Gespräche unter Schirmherrschaft der Afrikanischen Union (AU) "in drei oder vier oder fünf Tagen" beendet sein würden.
  • Die Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch (HRW) hat dem Sudan vorgeworfen, in der Unruheregion Darfur weiter Lager für die arabischen Reitermilizen zu unterhalten. Wenige Tage vor dem auslaufenden Ultimatum des UN-Sicherheitsrates zur Beilegung der Krise in Darfur gebe es mindestens 16 schwerbewaffnete Stützpunkte im Westen und Norden des Region, berichtete die Organisation am 26. August. Beobachter hätten ein ausgedehntes Netz an Camps der regierungsnahen Dschandschawid-Milizen ausgemacht. Die Lager müssten "umgehend von den Vereinten Nationen und der Afrikanischen Union (AU) untersucht und dann aufgelöst werden", forderte HRW.
  • Die Vereinten Nationen haben zu weiteren Hilfszahlungen für Flüchtlinge aus der westsudanesischen Krisenregion Darfur im Tschad aufgerufen. Der UN-Spendenaufruf für die Flüchtlingslager im Tschad wurde von ursprünglich 54,5 Millionen Dollar auf 166 Millionen Dollar (rund 137 Millionen Euro) erhöht, wie das UN-Büro zur Koordination humanitärer Fragen (Ocha) am 27. August in Genf mitteilte. Seit dem ersten Hilfsaufruf im März sei die Zahl der sudanesischen Flüchtlinge im Tschad von 110.000 auf 200.000 Ende Juli gestiegen, weitere Flüchtlingsströme würden erwartet, sagte Ocha-Sprecherin Elisabeth Byrs.
  • Die Untersuchungskommission zur Umsetzung der UN-Resolution für Darfur hat am 28. August ihre Nachforschungen in der sudanesischen Krisenregion abgeschlossen. Die Gruppe aus Vertretern der sudanesischen Regierung, der UNO und der Arabischen Liga werde in die Hauptstadt Khartum zurückkehren, sagte ein Kommissionsmitglied am 28. August, ohne weitere Angaben zu machen. Die Kommission will einen Bericht erstellen, der Anfang kommender Woche dem UN-Sicherheitsrat vorgelegt werden soll. Am 30. August läuft das Ultimatum aus, das die UNO zur Entwaffnung der regierungstreuen Dschandschawid-Milizen und zur Erleichterung von Hilfslieferungen gestellt hatte.
  • In Libyen ist am 28. August erstmals ein UN-Lastwagenkonvoi mit Lebensmittelnothilfe für sudanesische Flüchtlinge im Tschad losgefahren. Der Konvoi sei in der Stadt El Kohfra zu seiner 2000 Kilometer langen Fahrt durch die Sahara gestartet, hieß es in einer in Nairobi veröffentlichten Erklärung der Vereinten Nationen. Dies sei durch ein "bahnbrechendes" Abkommen zwischen dem Welternährungsprogramm (WFP) und der libyschen Regierung möglich geworden. In den 20 Lastwagen waren demnach 440 Tonnen Weizenmehl, das mit Schweizer Spendengeldern bezahlt wurde. Der Konvoi wird in drei Wochen im Tschad erwartet.
  • Die beiden größten Rebellengruppen in der sudanesischen Krisenregion Darfur haben die Friedensgespräche mit der Regierung aus Protest für 24 Stunden ausgesetzt. Regierungstruppen hätten unlängst mehrere Angriffe auf Zivilisten verübt, bei denen viele Menschen getötet oder verletzt worden seien, hieß es in einer gemeinsamen Erklärung der beiden Gruppen am 28. August. Aus Protest gegen diese "schwer wiegenden Verstöße" würden die Rebellen die von der Afrikanischen Union vermittelten Gespräche für 24 Stunden boykottieren.
  • Nach einem 24-stündigen Boykott der Friedensgespräche für die sudanesische Krisenregion Darfur sind die beiden Rebellengruppen am 29. August an den Verhandlungstisch zurückgekehrt. Nach Angaben von Delegierten wurden die Gespräche mit Vertretern der sudanesischen Regierung und Vermittlern der Afrikanischen Union (AU) in der nigerianischen Hauptstadt Abuja am frühen Abend fortgesetzt. Die Rebellengruppen hatten mit ihrem Boykott gegen Angriffe von Regierungstruppen auf Zivilisten in Darfur protestiert. Die sudanesische Regierung stritt die Angriffe ab.
Montag, 30. August, bis Dienstg 31. August
  • Die ersten nigerianischen Soldaten sind am 30. August im Zuge eines Einsatzes der Afrikanischen Union (AU) von der Hauptstadt Abuja in die sudanesische Krisenregion Darfur abgeflogen. Wie ein AFP-Reporter berichte, hob eine Transportmaschine vom Typ Herkules C130 bei strömendem Regen vom Flughafen in Abuja ab, währnd andere Soldaten eine zweite Maschine bestiegen. In Darfur befindet sich bereits ein ruandisches Kontingent der AU-Truppe.
  • Die Deutsche Welthungerhilfe hat ein stärkeres Engagement der internationalen Gemeinschaft für die Flüchtlinge in der westsudanesischen Krisenregion Darfur gefordert. Auf die Regierung in Khartum müsse Druck ausgeübt werden, damit die Rückkehr der Flüchtlinge in ihre Heimatdörfer ermöglicht werde, teilte die Vorsitzende der Organisation, Ingeborg Schäuble, am 30. August mit. Zwar habe sich die Versorgung, nicht aber die Sicherheitslage in der Region verbessert. Die Flüchtlinge misstrauten den Sicherheitskräften und verzichteten deshalb derzeit noch auf eine Rückkehr zu ihren Wohnorten.
  • Die Diakonie Katastrophenhilfe hat sich gegen einen Militäreinsatz in der westsudanesischen Krisenregion Darfur ausgesprochen. Ein solches Vorgehen würde "eher neue Abhängigkeiten und Konflikte" verursachen, erklärte die Direktorin der Hilfsorganisation, Cornelia Füllkrug-Weitzel, am 30. August anlässlich des 50-jährigen Bestehens der Einrichtung in Berlin. Sie appellierte an die sudanesische Regierung und die Rebellengruppen, die Angriffe auf die Zivilbevölkerung zu unterbinden und den Weg für humanitäre Hilfe freizumachen.
  • Die Afrikanische Union (AU) hat dem Sudan fortgesetzte Angriffe auf Zivilisten in der Krisenregion Darfur vorgeworfen. AU-Präsident Olusegun Obasanjo sei "enttäuscht" über die jüngsten Angriffe, von denen Beobachter der Union ihm berichtet hätten, teilte Obasanjos Sprecherin Remi Oyo am 30. August in Nigerias Hauptstadt Abuja mit. Er habe von Sudans Präsidenten Omar Beschir Garantien dafür gefordert, "dass alle Angriffe der Regierungstruppen und der Dschandschwid-Milizen aufhören". Anderenfalls werde er die internationale Gemeinschaft davon überzeugen, dass die laufenden Friedensgespräche in Abuja "unterhöhlt" würden.
  • Mutmaßliche Rebellen haben in der westsudanesischen Krisenregion Darfur acht Mitarbeiter von Hilfsorganisationen entführt. Drei Angestellte des Welt-Ernährungsprogramms (WFP) und fünf Mitarbeiter des Roten Halbmondes seien verschleppt worden, teilte das WFP am 31. August mit.
    WFP-Sprecherin Caroline Hurford sagte in Rom, die Namen der drei verschleppten Mitarbeiter seien bekannt und deren Familien unterrichtet. Sie seien rund 80 Kilometer südlich von El Fascher im Norden Darfurs verschwunden. Dort hätten die WFP-Mitarbeiter Flüchtlinge registriert. Über die Entführer sei nichts bekannt. Die UN-Organisation unternehme alles, um ihre Mitarbeiter zu retten.
  • In der sudanesischen Krisenregion Darfur haben Rebellen 22 Sudanesen entführt, die dort im Auftrag der Regierung eine Impfkampagne gestartet hatten. Die Entführer von der Rebellenorganisation JEM hätten sich der beiden Fahrzeuge der Gruppe bemächtigt und die Helfer als Geiseln genommen, teilte der Vorsitzende des eingerichteten Krisenstabs, Hassan Idriss, am 31. August in der Provinz Süd-Darfur mit. Wohin die Geiselnehmer ihre Opfer gebracht hätten, sei nicht bekannt. Der Überfall ereignete sich demnach in der Nähe von Schaaria südwestlich von der Provinzhauptstadt Njala.


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