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Hospital erneut im Granatenhagel

Sri Lankas Armee setzt Artilleriebeschuß fort

Von Hilmar König, Neu-Delhi *

Die srilankische Armee setzte am Dienstag (12. Mai) mit unverminderter Schärfe ihre Angriffe auf die umkämpfte »Sicherheitszone« im Distrik Mullaitivu fort. Dabei stand das mit verletzten Zivilisten überfüllte, in einem Schulgebäude eingerichtete Nothilfehospital unter schwerem Artilleriebeschuß. Die tamilische Website TamilNet meldete, daß mindestens 47 Patienten und ein Verwaltungsbeamtergetötet und 55 Menschen verletzt wurden. Es handelt sich überwiegend um verwundete Überlebende des Blutbades vom vergangenen Wochenende, das vermutlich über tausend Menschen das Leben kostete. Lawrence Christy von der Tamilischen Rehabilitationsorganisation erklärte, die Zahl der Toten vom Sonntag (10. Mai) und Montag übersteige 3000.

Gordon Weiss, der UN-Sprecher in Colombo, wiederholte am Dienstag gegenüber dem Nachrichtensender CNN seine Vorwürfe, der Angriff auf das Mullaitivu-Feldhospital komme einem »Blutbad« gleich. Obwohl die Verifizierung schwierig sei, sprächen ihm vorliegende Informationen von sehr schweren Gefechten am Wochenende, bei denen »mehrere hundert Zivilisten getötet und sehr, sehr viel mehr verletzt wurden«. Colombo reagierte verärgert und wollte Weiss noch am Dienstag ins Außenministerium vorladen. Verteidigungssekretär Gothabaya Rajapakse sprach von aufgeblähten Zahlen und plumper Propaganda der Befreiungstiger von Tamil Eelam (LTTE).

Sri Lankas Regierung warnte das Ausland davor, auf die »Propagandamasche der LTTE« hereinzufallen. Unbeeindruckt davon forderten verschiedene EU-Staaten Beratungen des UNO-Sicherheitsrates zur immer katastrophaler werdenden Situation in Sri Lanka. Auch Washington gab sich »sehr besorgt über das nicht akzeptable hohe Maß an Opfern unter der Zivilbevölkerung« und forderte vom srilankischen Militär, keine schweren Waffen einzusetzen. Rußland und China gehören zu den Staaten im Sicherheitsrat, die an einer Debatte über Sri Lanka kaum Interesse zeigen, weil es sich um eine innere Angelegenheit Colombos handele.

Der Armeesprecher Sri Lankas erklärte, nach schweren Gefechten am Montag und Dienstag hätte man »viel Fortschritt« zu verzeichnen. Die Befreiungstiger seien nun auf einem nur noch drei Quadratkilometer großen Areal eingepfercht. Gäbe es dort nicht zugleich auch noch Tausende Zivilisten, könnte man in 72 Stunden die LTTE »eliminieren«.

* Aus: junge Welt, 13. Mai 2009


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