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Singapur

Grundinformationen zu Geschichte, Wirtschaft und Politik

Staatsname: Republik Singapur

Geografie:
Fläche: 648 km2
Hauptstadt: Singapur (2,9 Mio. Einw.) (1998)

Bevölkerung:
Einwohner: 4,1 Mio. (Juli 2000)
Bevölkerungsdichte: 6.327 Einw./km2 (2000)
Bevölkerungswachstum: 1,5 % (1998)
Lebenserwartung: 80 Jahre (2000)
Säuglingssterblichkeit: 3,6 pro Tausend (2000)
Alphabetisierung: 91,1 % (1995)
Religion: Buddhistisch (Chinesen), moslemisch (Malaien), christlich, hinduistisch, taoistisch, konfuzianistisch
Ethnische Gruppen: Chinesen (77 %), Malaien (14 %), Inder (7,6 %), andere (1,4 %)

Politik:
Staatsform: Parlamentarische Republik
Staatschef: Präsident Sellapan Rama Nathan (seit September 1999)
Regierungschef: Premierminister Goh Chok Tong (seit November 1990)
Parlament: Abgeordnetenhaus mit 81 für fünf Jahre gewählten Mitgliedern
Politische Parteien: National Solidarity Party (NSP), Peoples Action Party (PAP), Singapore Democratic Party (SDP), Singapores People Party (SPP), Workers Party (WP)

Wirtschaft:
Urbanisierung: 100 % (1996)
BIP: 94,1 Mrd. US-Dollar (1998)
BIP/Einw.: 27.800 US-Dollar (1999)
BIP/Sektor: Landwirtschaft: -, Industrie: 28 %, Dienstleistungen: 72 % (1999)

Geschichte, innenpolitische Entwicklung

Lee Kuan Yew, 1959 zum Regierungschef gewählt, baute den kapitalistischen Musterstaat mit den Strukturen eines Dienstleistungskonzerns auf. Heute ist Singapur das einzige autoritäre Gemeinwesen der Welt, das gut funktioniert, wenn auch mit Hilfe der Prügel- und Todesstrafe.

1819 gründete Sir Thomas Stamford Raffles, Agent der britischen Ostindischen Handelskompanie, am alten Handelssitz Singapur (=Stadt des Löwen) die erste Niederlassung und 1824 hatte die Kompanie die gesamte Insel vereinnahmt. Von 1867-1959 war Singapur britische Kronkolonie, gehörte zwischen 1963-65 der Malaysischen Föderation an und ist seit 1965 unabhängige Republik.

Im asiatischen Konsumparadies herrscht eiserne Ordnung - wer sie stört, wird gnadenlos verfolgt. Das Volk arbeitet, genießt und hält den Mund. Obwohl die Regierung regelmäßig in freier und geheimer Abstimmung gewählt wird, haben die politische Vernichtung von Oppositionspolitikern durch Beleidigungsklagen mit hohen Entschädigungssummen sowie nackte Drohungen bei der Versorgung einzelner Wahlkreise in Abhängigkeit des Abstimmungsverhaltens bewirkt, dass die Mehrheit der Wähler keine Alternative zur Peoples Action Partei sieht. So ist die Stimmung bei ausgebildeten Intellektuellen gedrückt. Doch die Mehrheit der Bevölkerung ist aufgrund der jahrzehntelangen anhaltenden wirtschaftlichen Prosperität mit dem Staat und seiner Regierung zufrieden, hat er doch Wohlstand und, im südostasiatischen Vergleich, einen hohen Lebensstandard geschaffen. Solange das ökonomische Wachstum anhält, dürfte die Zufriedenheit des Einzelnen anhalten, bleibt jedoch das Wachstum aus, so ist der soziale Frieden wohl nicht mehr garantiert.

Wirtschaft

Seinen überragenden wirtschaftlichen Erfolg und seine Funktion als zentrale Drehscheibe für Handel und Dienstleistungen in Südostasien verdankt Singapur einerseits seiner geografischen Lage, andererseits seiner Entwicklungsstrategie seit der Unabhängigkeit. Als wichtigstes Finanzzentrum der Region ist Singapur in den weltumspannenden Kapitalmarkt und Devisenhandel integriert.

Die erste ordnungspolitische Grundfrage nach Erlangung der Unabhängigkeit war die Rolle des Staates in der Wirtschaft. Sie wurde zugunsten einer marktwirtschaftlichen Lösung entschieden. Inzwischen steht Singapur, der kleinste Staat Südostasiens, in der Liste der reichsten Länder auf Platz drei. Nach Japan hat der Stadtstaat das höchste Pro-Kopf-Einkommen in Asien.

Lediglich zwei Prozent der Landesfläche sind agrarisch genutzt, hauptsächlich für Gemüseanbau, Pflanzen- und Orchideenzucht. In der Industrie reicht die Produktionspalette vom Mikrochip über Computer, Büromaschinen sowie Radio- und Fernsehgeräten bis zum Schiffsbau. Bedeutend sind ferner Ölraffinerien, die Metallindustrie, der Maschinenbau sowie die Chemie- und Bekleidungsindustrie.

Der Ausbruch der Wirtschaftskrise in Asien 1997 erfasste auch Singapur zwei Jahre später, allerdings wurde das Land längst nicht so in Mitleidenschaft gezogen wie dessen Nachbarstaaten in der Region und insofern erholte man sich auch schneller als andere Länder, wenngleich auch die Wachstumsraten noch immer unter denjenigen vor 1997 liegen.

Außenpolitik

Innenpolitisch war die Situation Singapurs nach Erhalt der Unabhängigkeit geprägt durch den Kampf gegen den Kommunismus. Aber auch außenpolitisch waren die Probleme beängstigend: Singapur sah sich der Konfrontationspolitik Indonesiens gegenüber, und die Begleitumstände der Trennung von Malaysia riefen alles andere als Freundschaft hervor. Und auch heute steht gegenseitiges Misstrauen auf der Tagesordnung.

Zwischenstaatliche Beziehungen zur Volksrepublik China, mit der seit 1990 diplomatische Beziehungen aufgebaut wurden, sind gut. Kulturelle und bildungspolitische Austausche sollen in Zukunft zwischen beiden Ländern stattfinden. Und auch die Beziehungen zu Japan weisen ein stabiles Verhältnis auf.

Außenpolitische Konflikte

Außenpolitische Konflikte existieren mit dem Nachbarstaat Malaysia, mit dem um zwei Inseln gestritten wird. Bilaterale Beziehungen zwischen Singapur und Malaysia haben sich auch nach 35jähriger Unabhängigkeit nicht entscheidend gebessert. Anstelle politischer und wirtschaftlicher Verbindungen steht eine gewisse Spannung, die wohl auch in naher Zukunft nicht abgebaut wird, werden doch immer wieder gegenseitige Vorwürfe laut, wie beispielsweise die öffentliche Benachteiligung ethnischer Malayen in Singapur (seitens Malaysia) oder negative Kommentare über die ansteigende Kriminalität in Johor (seitens Singapur).

Abgesehen von Disputen mit Malaysia gibt es ansonsten keine außenpolitischen Konflikte. Um diejenigen, die zwischen dem Stadtstaat und Malaysia bestehen, einzudämmen, müssten erst einmal alte gegenseitige Ressentiments abgebaut und gegenseitiges Vertrauen aufgebaut werden - hierfür braucht es aber wohl vorraussichtlich noch ein wenig Zeit.

Quellenangabe
  • CIA (2000): The World Factbook 2000 (http://www.cia.gov)
  • Dahm, B.; Ptak, R. (Hrsg.) (1999): Südostasien-Handbuch; München
  • Luther, Hans Ulrich (1970): Asien im Wandel; Berlin
  • Spiegel-Almanach (1999): Alle Länder der Welt - Zahlen, Daten, Analysen; Hamburg
  • Institute of Southeast Asien Studies (Ed.) (1998): Southeast Asian Affairs; Singapore

Christiane Potzner

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