Südafrikas sensible Mission in Simbabwe
Die "stille Diplomatie" der Regierung Thabo Mbekis gegenüber Robert Mugabe zeigt erste Wirkung
Von Georg Krase *
Die südafrikanische Regierung steht im Westen wegen ihrer zurückhaltenden Simbabwe-Politik seit
Langem in der Kritik. Die Entwicklungsgemeinschaft des südlichen Afrikas hält indes an Präsident
Thabo Mbeki als Vermittler fest.
Die Nachrichten sind gegensätzlich: Während die simbabwische Regierung die Polizeikräfte massiv
verstärken will und erst am Pfingstwochenende wieder 200 Aktivisten der oppositionellen Bewegung
für den Demokratischen Wandel (MDC) verhaftet wurden, kommen aus Südafrika andererseits
Signale über Fortschritte in den Vermittlungsbemühungen. Ende März hatte die
Entwicklungsgemeinschaft des südlichen Afrikas (SADC) Südafrikas Präsidenten Thabo Mbeki mit
den Vermittlungen zwischen Präsident Robert Mugabe und der Opposition betraut. Mbeki ist im
Westen wiederholt wegen seiner »stillen Diplomatie« kritisiert worden. Von ihm wurde verlangt,
Druck auf den Autokraten im Nachbarland auszuüben, um einen Kurswechsel herbeizuführen.
Südafrikas jahrelange Politik war erfolglos. Nun scheint Bewegung in die Verhandlungsbemühungen
zu kommen.
Mbeki beauftragte Minister Sydney Mufamadi, einen engen Vertrauten aus der Zeit des
Befreiungskampfes, mit der sensiblen Mission in Simbabwe. Hieß es zunächst nur lakonisch, man
habe Kontakt zu den Konfliktparteien aufgenommen, so sprach Mbeki Mitte Mai von gut
verlaufenden Gesprächen zwischen den Kontrahenten. Das überraschte, denn die Fronten in
Simbabwe schienen verhärtet. Während die Opposition die Entführung von über 600 Aktivisten
beklagte, warf ihr die Regierung Gewalttaten und terroristische Aktivitäten vor – damit werden auch
die jüngsten Polizeiaktionen begründet. Südafrika verlangt von der Bewegung für den
Demokratischen Wandel (MDC), Mugabe als legitimen Staatspräsidenten anzuerkennen und
Gewaltanwendung zu verurteilen. Gleichzeitig wurde bekannt, dass Mufamadi bei einem
Geheimtreffen Anfang Mai Mugabe aufgefordert hatte, die politische Atmosphäre im Lande
grundlegend zu verbessern. Anders seien die 2008 vorgesehenen Wahlen schwer vorstellbar.
Unmittelbar nach der Beratung, an der auch Mugabes Stellvertreter Joseph Msika und Joyce Mujuru
teilnahmen, ernannte der 83-Jährige sein Verhandlungsteam für Gespräche mit der Opposition:
Justizminister Frank Chinamasa und Arbeitsminister Nicholas Goche. Sie trafen Vertreter der
zerstrittenen MDC-Fraktionen, um über die Vorbereitung der Wahlen 2008 zu beraten. Die
Bewegung, die bei fehlenden Voraussetzungen für eine gleichberechtigte Teilnahme das Votum
boykottieren will, unterstrich ihre Bereitschaft zu Verhandlungen. Auch Simbabwes Regierung
erklärte offiziell ihre Kooperationsbereitschaft. Staatssekretär Joey Bimha lehnte zugleich »parallele
Initiativen« ab, was wohl an die Adresse des Panafrikanischen Parlaments gerichtet war, das die
Entsendung einer Mission nach Simbabwe plant.
Für Thabo Mbeki, der bereits erfolgreich in einer Reihe von afrikanischen Konflikten vermittelt hat,
wäre die anhaltende Erfolglosigkeit seiner »stillen Diplomatie« gegenüber Simbabwe innen- wie
außenpolitisch unangenehm. Zwar hat er offenbar seinen Partnern im Norden verständlich machen
können, dass Südafrika angesichts der Hypothek einer Apartheid-Destabilisierungspolitik in der
Region jegliche Droh- und Druckgebärden vermeiden müsse. Zudem hat Mugabe in der
Vergangenheit gerade unter Hinweis auf Drohungen aus dem Westen im eigenen Lande, aber auch
bei anderen afrikanischen Politikern immer wieder Solidarität mobilisieren können. Dennoch wächst
das Unverständnis über die mangelnde Durchsetzungsfähigkeit Mbekis, der als einer der Sprecher
Afrikas und der Dritten Welt gilt. In Südafrika hat die neue Oppositionsführerin Helen Zille mehr
Druck auf Mugabe verlangt. Ende Juni soll Mbeki der SADC über seine Vermittlungsbemühungen
berichten.
Da ist es schon interessant, dass in der Exekutive der südafrikanischen Regierungspartei ANC von
der Aufnahme freundschaftlicher Parteibeziehungen zu einer der beiden MDC-Fraktionen in
Simbabwe gesprochen wurde. Bestehende Kontakte zu Mugabes ZANU-Partei, die historisch nicht
frei von Spannungen waren, sollen jedoch nicht abgebrochen werden.
Spekulationen über den Erfolg der neuen südafrikanischen Bemühungen sind verfrüht. In der
Vergangenheit hat der politische Fuchs Mugabe es verstanden, verbindlichen Zusagen zur
grundsätzlichen Änderung seines politischen Kurses zu vermeiden. Vielleicht wird ja Thabo Mbeki in
Heiligendamm den G8-Staaten bereits mehr zu diesen Entwicklungen sagen. Dabei ist es gut für
ihn, dass seine derzeitigen Bemühungen ein afrikanisches Mandat haben, so dass er nicht in den
Verdacht gerät, auf westlichen Druck zu handeln.
* Aus: Neues Deutschland, 31. Mai 2007
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