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"Braune Revolution" in Simbabwe

Grasende Nutztiere werden zur Bekämpfung der Wüstenbildung eingesetzt

Von Busani Bafana, Victoria Falls (IPS) *

In Simbabwe bahnt sich eine »braune Revolution« an. Wissenschaftler haben nachgewiesen, dass das Grasen von Nutztieren in bestimmten Gebieten und Intervallen die Wüstenbildung rückgängig machen kann.

Der Erfolg ist sichtbar: Nahe den berühmten Victoria-Fällen, die von der UNESCO als Weltnaturerbe geschützt werden, hat das gezielte Beweiden geschädigter Areale bereits Fortschritte erzielt. Allan Savory vom Savory Institute bezeichnet die »braune Revolution« als »Wunder«, das der schwächelnden Landwirtschaft in dem afrikanischen Staat wieder auf die Beine helfen könnte. Das in den USA ansässige Institut und seine Partnerorganisation Africa Centre for Holistic Management (ACHM) konnten in Gebieten, die sich allmählich in Wüsten verwandelten, Böden, Wasser und Fauna regenerieren. Die Ökosysteme hatten darunter gelitten, dass die Viehzahlen auf einer 2900 Hektar großen Ranch in Dimbangombe um 400 Prozent gestiegen waren. Das holistische Management, das auf einer ganzheitlichen Sichtweise beruht, hat diese Tendenzen umgekehrt.

»Nutztiere sind die besten Mittel, mit denen man der Wüstenbildung auf breiter Front begegnen kann«, sagte Savory. »Ohne Maßnahmen gegen Wüstenbildung kann nichts gegen den Klimawandel unternommen werden.« Mit Unterstützung der Regierung soll in Simbabwe eine neue Agrarpolitik entworfen werden, die das Ziel hat, Millionen Menschen auf renaturiertem Land anzusiedeln und die Landwirtschaft wiederzubeleben. »Landwirtschaft trägt ebenso wie Kohle, Erdöl und Gas zum Klimawandel bei. Ohne den holistischen Ansatz können wir den größten Teil des Klimaproblems nicht lösen«, warnt Savory.

Für die Wüstenbildung macht Savory im Gegensatz zu vielen Kollegen nicht per se die Beweidung durch Rinder, Schafe und Ziegen verantwortlich. Die richtige Planung sei entscheidend, betonte er. Die Tiere dürften nicht länger als drei Tage an einer Stelle grasen und sollten für mindestens neun Monate nicht wieder in dieses Gebiet geführt werden. Mit ihren Hufen brechen die Tiere harte Böden auf und geben dem Land durch ihren Dung Substanz. Regen kann somit besser absorbiert und Kohlenstoff gespeichert werden. Die vorübergehende Verdichtung der Böden trägt offensichtlich auch dazu bei, dass Pflanzen dort leichter keimen können.

Die gezielte Beweidung macht nach Ansicht von Savory auch das übliche Abbrennen von Steppengebieten überflüssig. Das Feuer war bisher dazu eingesetzt worden, altes Gras zu beseitigen. Die absichtlich gelegten Brände tragen in Afrika aber mehr zum Klimawandel bei als die Verwendung fossiler Brennstoffe in mehreren Ländern. Laut dem Experten bietet die holistische Methode erstmals die Möglichkeit, sowohl die Ursachen der Wüstenbildung als auch soziale, ökologische und wirtschaftliche Probleme zu mildern. ACHM sieht Simbabwe als erfolgreiches Pilotprojekt seiner Aktivitäten. Dort wachse das Gras inzwischen hüfthoch, weil mehr Tiere auf den Flächen weideten, sagte Savory. Außerdem seien Flüsse zum Leben erweckt worden. Ihn ihnen seien wieder Fische und Wasserlilien zu sehen. Die Wassermenge sei im Vergleich zu früher deutlich gestiegen, berichtete der Wissenschaftler. Dabei seien die Kosten für dieses »Wunder« gering angesichts der Milliarden Dollar, die ohne Erfolg für technische Neuerungen und die Verkleinerung von Viehherden ausgegeben worden seien. Die Arbeit des Savory Institut und seines Partners ACHM ist inzwischen auch in anderen Ländern Afrikas auf Interesse gestoßen. In Namibia, Botswana und Kenia wird Nutzvieh ebenfalls erfolgreich gegen Wüstenbildung eingesetzt. Simbabwe * Aus: neues deutschland, 17. Januar 2012


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