Mugabes lukrativer Farmenbesitz
Wo in Simbabwe noch Landschaften blühen
Von Georg Krase *
Es war in Simbabwe ein offenes Geheimnis, dass von Enteignungen weißer Großfarmer vor allem
Funktionäre der ZANU-PF des Präsidenten Robert Mugabe profitierten. Nun enthüllten Journalisten,
wie sich Mugabe selbst bereicherte.
Darwendale westlich von Harare war schon immer durch seine Landwirtschaft bekannt. Nach einer
guten halben Stunde Autofahrt von der simbabwischen Hauptstadt deuten fruchtbare Äcker und
teilweise auch Beregnungsanlagen auf das Potenzial dieser Region hin. Aber längst nicht alle
Großfarmen werden derzeit bewirtschaftet, willkürliche Enteignungen haben Spuren hinterlassen.
Doch es gibt noch blühende Landschaften, wie die Gushungo-Milchfarm abseits der Hauptstraße an
einem Stausee. Wohn- und Wirtschaftsgebäude, Speicher, große rotierende Bewässerungssysteme
– hier scheint sich nichts geändert zu haben. Als Überbleibsel der einst prosperierenden
Milchwirtschaft produziert die Farm täglich 6500 Liter Milch, ein Drittel der früheren Produktion.
Präsident Robert Mugabe lobte die Gushungo-Farm sowie die Entschlossenheit und Hingabe ihrer
Eigentümerin ausdrücklich. Er muss es wissen, denn es handelt sich um seine zweite Ehefrau. Die
40 Jahre jüngere Grace hat hier ein kleines Wirtschaftsimperium aufgebaut, mit der Farm Gushungo
als Kern sowie fünf weiteren Farmen mit über 4000 Hektar Land. Journalisten gingen der Sache
nach. Während Gushungo seinem weißen Besitzer abgekauft wurde, waren die übrigen Farmen seit
2000 teilweise durch sogenannte Kriegsveteranen besetzt oder enteignet und der staatlichen
Landwirtschaftsbehörde Arda übergeben worden. Arda investierte Steuergelder in Erhalt und
Entwicklung der Farmen. 2006 ließ ihr Engagement plötzlich nach, verbliebene Besetzer wurden
aufgefordert abzuziehen. Bald erfuhren die Arbeiter, dass die Farmen, nunmehr gemeinsam
bewirtschaftet, dem Präsidenten gehören.
Mugabe selbst lässt sich hin und wieder sehen, seine Frau ist regelmäßig dort, Manager ist ihr Sohn
aus erster Ehe. Lohn, Arbeits- und Lebensbedingungen der Farmarbeiter sind bescheiden. Neben
Mais und Gemüse erhalten sie monatlich 40 US-Dollar, für ihre Kinder ist die Milch von der Farm mit
einem Dollar pro Liter zu teuer. Hauptabnehmer der Milch ist Nestle Zimbabwe, das nicht nur den
heimischen Markt mit seinen Produkten beliefert, sondern auch nach Ostafrika exportiert. Der
Ableger des bekannten Schweizer Konzerns braucht Sanktionen der EU, wie sie gegen
Unternehmen im Besitz der politischen Elite um Mugabe verhängt wurden, nicht zu fürchten: Die
Schweiz gehört der EU schließlich nicht an.
Mugabe hatte seine »Landreform« in Simbabwe auch damit begründet, dass niemand mehr als eine
Farm besitzen sollte. Nun könnte er an seiner eigenen Forderung gemessen werden. ZANU-PF und
ihr Partner, die Bewegung für Demokratischen Wandel (MDC), hatten bei der Bildung einer
Regierung der nationalen Einheit eine Rechnungsprüfung zum Landbesitz als Voraussetzung für
den Wiederaufbau der Landwirtschaft vereinbart. Der angesehene simbabwische
Politikwissenschaftler Brian Raftopoulous bezweifelt die Bereitschaft der ZANU-PF zur Erfüllung der
Vereinbarung, habe sie doch seit 2000 massiv Landbesitz akkumuliert. Eine Rechnungsprüfung
würde das ganze Ausmaß der Korruption in Simbabwe enthüllen.
* Aus: Neues Deutschland, 5. Oktober 2009
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