Gefangen in der gegenseitigen Blockade
Simbabwes Regierung der Nationalen Einheit streitet über Wahltermin und verliert weiter Zustimmung
Von Armin Osmanovic, Johannesburg *
Simbabwes Regierung der Nationalen
Einheit streitet über den Termin für
die nächsten Präsidentschafts- und
Parlamentswahlen.
Sie wurde aus der Not geboren:
Simbabwes Einheitsregierung,
bestehend aus Robert Mugabes
ZANU-PF und der MDC Morgan
Tsvangirais. Bald soll die Vernunftehe
ein Ende haben, die auf
Druck der Südafrikanischen Entwicklungsgemeinschaft
(SADC) und vor allem Südafrikas geschlossen
wurde.
Präsident Mugabe und seine
ZANU-PF (Afrikanische Nationalunion
Simbabwes – Patriotische
Front) wollen schon 2012 wählen
lassen, um die ungeliebte Koalition
mit der MDC (Bewegung für Demokratischen
Wandel) beenden zu
können. Premierminister Morgan
Tsvangirai (MDC) ist strikt dagegen.
Erst solle der Verfassungsprozess
abgeschlossen werden. Im
Dezember stellte Tsvangirai klar,
dass die Regierung erst weitreichende
Reformen umsetzen müsse,
bevor er sich für Neuwahlen
aussprechen werde. Angesichts
der Auseinandersetzungen und
der gegenseitigen Blockaden in der
Regierung kommen Reformen etwa
im Bereich der Mediengesetzgebung
nur langsam voran. Wahlen
sind aus Sicht der MDC daher
erst 2013 oder später denkbar.
ZANU-PF-Vertreter scheren
diese Einwände wenig. Öffentlich
wird immer wieder von Wahlen
schon im laufenden Jahr gesprochen.
Grund dafür ist wohl die
Angst davor, dass Präsident Mugabe
einen späteren Wahlkampf
nicht durchstehen könnte. Mugabe
wird im Februar 88 Jahre alt. An
den Feierlichkeiten zum 100. Jahrestag
der Gründung des Afrikanischen
Nationalkongresses (ANC) in
Südafrika Anfang Januar konnte er
wegen gesundheitlicher Probleme
nicht teilnehmen.
Die Forderung der ZANU-PF
hat aber auch andere Gründe, wie
die Monatszeitschrift »Africa
Report« berichtet. Auch die
ZANU-PF glaube nicht an rasche
Neuwahlen, soll aus
Parteikreisen zu hören sein.
Die Forderung nach Wahlen
2012 solle aber die Parteimaschinerie
weiter auf
Hochtouren laufen lassen,
um sich gut in Stellung zu
bringen.
Die Enttäuschung über
die Regierung aus ZANU-PF
und MDC ist im Land groß.
ZANU-PF-Vertreter setzen
darauf, dass die MDC in der
Regierung an Popularität
verloren hat, dass man nun
also bessere Chancen als
2008 habe. Damals waren die
Wahlen von großer Gewalt
überschattet. Einen neuerlichen
Ausbruch solcher Gewalt will die
SADC um jeden Preis verhindern.
Deshalb spricht sich auch Südafrikas
Präsident Jacob Zuma gegen
einen zu frühen Wahltermin aus.
Die SADC hatte vergangenes Jahr
beschlossen, Beobachter aus der
Region zu entsenden, um den Verfassungsprozess
zu begleiten. Geschehen
ist dies bislang nicht. Insgesamt
bleibt, wie schon in der
Vergangenheit, der Einfluss der
Nachbarländer auf die Situation in
Simbabwe beschränkt.
Über Sanktionen wird zwar
immer wieder gesprochen, doch
schreckt man davor bei der SADC
weiter zurück. Vor allem Südafrika,
wohin etwa 3 Millionen Simbabwer
wegen der Krise im eigenen
Land geflüchtet sind, will keine
Verschärfung der wirtschaftlichen
und sozialen Situation beim nördlichen
Nachbarn riskieren. Schon
jetzt belasten die Flüchtlinge Südafrikas
schwierigen Arbeitsmarkt.
Und nicht selten sind es Simbabwer,
die Ziel fremdenfeindlicher
Übergriffen in Südafrika werden.
* Aus: neues deutschland, 1. Februar 2012
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