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Der Bürgerkrieg in Sierra Leone

Ereignisse im Mai 2000

Ende Mai

Am Sonntagabend (28.05.00) wurden die letzten der 500 von Rebellen entführten UN-Soldaten freigelassen. Damit war der Weg frei für die Westafrikanische Wirtschaftsgemeinschaft, ihre Eingreiftruppe Ecomog zur Verstärkung der UN-Blauhelme in das Bürgerkriegsland schicken.

Die Freilassung der letzten Geiseln war werreicht worden, nachdem der Präsident Liberias Charles Taylor sich in die Vermittlungsbemühungen eingeschlatet hatte. UN-Generalsekretär Kofi Annan lobte Taylor als "treibende Kraft" bei den Verhandlungen. Alle Blauhelme aus Sierra Leone sind über das Nachbarland Liberia freigelassen worden.

Am Montag, den 29.05.00, beschloss die Westafrikanische Wirtschaftsgemeinschaft (Ecowas) bei einem Gipfel in Abuja beschlossen, zur Verstärkung der UN-Friedensmission in Sierra Leone 3.000 Soldaten der westafrikanischen Eingreiftruppe Ecomog zu entsenden. Die Ecomog-Soldaten sollen sich in die Reihen der UN-Blauhelme einordnen, aber keinem fremden Kommando unterordnen. Ecowas stellte knüpfte dies aber an bestimmte Bedingungen: Die Ecowas-Staaten erwarten finanzielle Hilfe der internationalen Gemeinschaft. So sollte über die anfallenden Transportkosten verhandelt werden. Außerdem sollte die UNO den Sold der Ecomog-Soldaten übernehmen. Nigeria, mit 2000 Soldaten eines der Hauptentsendeländer, will zusätzlich einen Schuldenerlass herausschlagen. Was das Kommando betrifft (bisher wird die UN-Friedenstruppe von einem indischen General geleitet), so soll der Kommandeur künftig aus einem der 15 Mitgliedstaaten der Ecowas stammt.

Auch das Mandat der UN-Truppe soll nach Angaben aus Konferenzkreisen in Abuja neu überdacht werden. Bisher sind die Blauhelme nur zur Überwachung des längst brüchigen Waffenstillstandes in Sierra Leone. Nach dem Willen der Ecomog sollen sie künftig auch gegen die Rebellen kämpfen dürfen. ine Änderung des Mandats der UN-Truppe kann aber nur vom UN-Sicherheitsrat beschlossen werden.

Indessen gingen die sporadischen Kämpfe in Sierra Leone zwischen Regierungstruppen und Kämpfern der Rebellenorganisation RUF weiter. Wie aus UN-Kreisen verlautet, gehen dabei auch die Regierungstruppen mit unerbittlicher Härte gegen die Rebellen vor. So seien standrechtliche Hinrichtungen vorgekommen.

Quellen: FR, SZ, 30.05.2000

Mitte Mai

RUF-Rebellen lassen 157 UN-Soldaten frei
FREETOWN, 15. Mai (rtr/afp/dpa). In Sierra Leone haben die Rebellen nach Angaben der Vereinten Nationen mit der Freilassung verschleppter UN-Soldaten begonnen. Bis Montagabend hätten die Rebellen 157 der 500 gefangenen Soldaten freigelassen und nach Liberia gebracht, erklärte ein UN-Sprecher am Montag. Vor allem Soldaten aus Sambia seien freigekommen. Man habe keine Zugeständnisse gemacht. UN-Generalsekretär Kofi Annan sprach von einem "ermutigenden Zeichen".

Sierra Leones Präsident Ahmed Kabbah hatte zuvor an die Rebellen der Vereinigten Revolutionären Front (RUF) appelliert, auch ihre übrigen Geiseln freizulassen. Angehörige der Regierungstruppen Sierra Leones erklärten derweil, dass Munition und Lebensmittel der Streitkräfte knapp würden. Die Truppen liefern sich derzeit rund 60 Kilometer östlich von Freetown Gefechte mit den Rebellen. Die UN setzten alle Anstrengungen für die Verstärkung der Blauhelm-Truppen in dem westafrikanischen Land fort. London bestätigte, dass die britischen Truppen bis Mitte Juni im Land bleiben sollten.

Die Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch warf den UN vor, sie hätten es nicht vermocht, ein 1997 verhängtes Waffenembargo gegen die RUF durchzusetzen. Human Rights Watch appellierte an den Weltsicherheitsrat, das Embargo nun mit Entschiedenheit durchzusetzen. Besondere Aufmerksamkeit müsse der Überwachung der Grenzen zum Nachbarland Liberia geschenkt werden.

Nach unbestätigten Angaben des Rundfunks in Sierra Leone ist RUF-Anführer Foday Sankoh tot. Er soll in der vergangenen Woche einem Herzinfarkt erlegen sein, als sein Haus in Freetown von Demonstranten belagert wurde. Die UN bestätigten nur, Sankoh sei "verschwunden".

Aus: FR, 16.05.2000

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