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Sierra Leone: Eines der ärmsten Länder der Welt

Grundinformationen und Daten über Sierra Leone

Mit einem Bruttosozialprodukt von 160 Dollar pro Jahr und Einwohner zählt Sierra Leone zu den ärmsten Ländern der Welt. Nur elf Prozent der 4,75 Millionen Einwohner haben Zugang zu sanitären Einrichtungen, über die Einschulungsrate enthält der Fischer-Weltalmanach keine Angabe. Der Brockhaus spricht von einer Einschulungsquote von 58 Prozent (1982). 1990 lag derselben Quelle zufolge die Analphabetenrate der Bevölkerung bei rund 80 Prozent. Das Land, das 1961 von den Briten in die Unabhängigkeit entlassen und Mitglied des Commonwealth wurde, erklärte sich 1971 zur Republik. Mit 71.740 qkm ist das Land geringfügig größer als Irland oder Bayern.

Zwei Drittel der Erwerbstätigen arbeiten in der Landwirtschaft, dem größten Wirtschaftszweig, der aber die Menschen nicht ausreichend ernährt. Der größte Teil der Landwirtschaft ist Subsistenzwirtschaft (Selbstversorgung). Reis, Mais, Hirse sowie Wurzel- und Knollenfrüchte (z.B. Maniok, Bataten) sind die vorwiegenden Anbaupflanzen. Eine geringere Rolle spielen Kakao und Kaffee, die aber durch den Export ein wenig Devisen ins Land bringen. In den Savannen im Norden des Landes wird auch Rinderzucht betrieben.

In der Industrie sind nur etwa 14 Prozent der Erwerbstätigen beschäftigt (Ende der 80er Jahre). Das Verarbeitende Gewerbe ist wenig entwickelt und stellt v.a. Konsumgüter für den Binnenmarkt her (Nahrungsmittelindustrie, Holzverarbeitung, Herstellung von Zement und anderen Baumaterialien, Herst. von Schuhen und Textilien und von Papierwaren. Im ländlichen Raum (das heißt fast überall mit Ausnahme der Hauptstadt Freetown) dominiert das handwerkliche Kleingewerbe. In Freetown gibt es eine Erdölraffinerie (der größte Betrieb in der Stadt).

Die Arbeitslosigkeit liegt bei 50 Prozent. Die Einfuhren, davon 17 Prozent Lebensmittel, betragen das Dreifache der Exporte. Ein wichtiges Ausfuhrgut sind Diamanten, die aber meist über Schmuggelwege den Weg ins Ausland finden. Wichtig ist daneben der Abbau von Bauxit und Rutil, dessen Titandioxid in der Raumfahrt Verwendung findet. Rutil steht mit knapp der Hälfte des Exportwertes an der Spitze des Exports, vor Bauxit, dann kommen erst an dritter Stelle die Diamanten. Die wichtigsten Handelspartner sind die USA, Großbritannien, China und die Bundesrepublik Deutschland.

Sierra Leone ist mit 1,15 Milliarden Dollar im Ausland verschuldet. Seit 1991 leidet das Land unter einem Bürgerkrieg zwischen der Guerilla-Organisation Revolutionäre Vereinigte Front (RUF) und der Regierung unter dem zeitweilig abgesetzten gewählten Präsidenten Ahmad Tejan Kabbah. Eine halbe Million Menschen ist in die Nachbarstaaten Guinea und Liberia geflohen; eine Million ist im Lande selbst auf der Flucht.

Rund zwei Prozent der Bevölkerung sind Nachkommen ehemaliger Sklaven ("Kreolen"). Sie dominieren immer noch das gesellschaftliche, kulturelle und politische Leben in Freetown. Die größten ethnischen Gruppe sind die im Süden und Osten lebenden Mende (35 %) und die nordwestlich anschließenden Temne (32 %). An der Nordküste leben die Limba (8 %) und Susu, an der Südküste die Sherbro u.a. Daneben leben noch einige Tausen Europäer und Asiaten (z.B. Libanesen) im Land.
Quellen: SZ vom 9.5.2000; Brockhaus-Enzyklopädie, Bd. 20, 1993

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