Mit Krieg rechnen -- von Diplomatie träumen
Das Kosovo-Desaster: Wie die USA gewöhnlich die Diplomatie zugunsten des Krieges ablehnen
Von Diana Johnstone *
Die USA und ihre europäischen Verbündeten haben öffentlich erklärt, dass die Diplomatie bei der
Lösung des Kosovo-Problems versagt hat. Wenn Diplomatie versagt, heißt das Krieg, insbesondere
wenn es um eine so gravierende Angelegenheit geht wie die einseitige Unabhängigkeitserklärung
eines Teils des Staatsgebietes eines anderen Landes.
Der nächste Kosovo-Krieg gilt als ein so kleiner, geräuschloser, unbedeutender Krieg, dass ihm
niemand Beachtung schenken wird. Die NATO besetzt das potenzielle Schlachtfeld mit mehr als 16
000 Mann und ist in Bereitschaft, um »Gewalt zu verhindern«. Tatsächlich könnte die gewaltige
militärische Überlegenheit der NATO verhindern, dass eventuelle Gewalt das »Kriegsstadium«
erreicht. Die Zuversicht, die der eigenen militärischen Übermacht entspringt, erlaubt es den USA und
ihren NATO-Verbündeten, eine Politik zu betreiben, die normalerweise eine verlässliche Formel für
Krieg wäre.
Krieg entsteht, wenn gegnerische Parteien völlig widersprüchliche Auffassungen von der Realität
haben. Albaner und Serben haben gerade von der Geschichte der Provinz Kosovo völlig
gegensätzliche Auffassungen. Diplomatie muss solche Auffassungen berücksichtigen. Sie muss also
vermeiden, eine der streitenden Parteien in eine erniedrigende Ecke zu drängen, und versuchen,
gegenseitig Respekt und Verständnis zu fördern, zumindest so viel, dass ein Kompromiss akzeptiert
werden kann.
Stattdessen haben sich die USA, und mit ihnen ihre verantwortungslosen europäischen
Verbündeten, von Beginn an der extrem nationalistischen albanischen Sicht angeschlossen und
Serbien wie einen »Schurkenstaat« behandelt, der den Schutz des Völkerrechts nicht verdient.
Washington inszenierte zwei Runden vorgetäuschter »Verhandlungen«, deren Ergebnisse es im
Namen seiner albanischen Klienten von vornherein diktierte. Die erste Runde fand in Rambouillet
statt und führte 1999 zur Bombardierung Serbiens und der Besetzung Kosovos. Die zweite Runde
fand letztes Jahr statt und könnte möglicherweise zu einem weiteren, geräuschloseren aber
längeren, unkalkulierbaren Konflikt führen.
Lange und kurze Scheinverhandlungen
Ende der 90er Jahre war die Clinton-Regierung eigentlich nicht darum bemüht, das Kosovo-Problem
zu lösen. Sie wollte ihr eigenes NATO-Problem lösen. Was war Sinn und Zweck dieses
Militärbündnisses, da der kommunistische Block, zu dessen Abschreckung es geschaffen worden
war, nicht mehr existierte? Eine neue Daseinsberechtigung musste für die NATO gefunden werden.
Das war die »humanitäre Intervention«. Fortan würde die NATO bestehen, um unterdrückte
Minderheiten in fremden Ländern zu retten -- speziell solche mit geostrategischem oder
wirtschaftlichem Wert, versteht sich. Der tief wurzelnde Konflikt zwischen dem serbischen Staat und
der albanischen Sezessionsbewegung, begleitet von gelegentlichen Gewaltausbrüchen auf beiden
Seiten, lieferte das Versuchsfeld für diese neue Politik. Das Kosovo-Problem wurde zu einer Krise
erklärt, die internationale Einmischung nötig machte.
Um einen Kriegsgrund herbeizuführen, inszenierte die Clinton-Regierung Scheinverhandlungen im
französischen Schloss Rambouillet. Plötzlich hievten die USA Hasim Thaqi, Kopf der bewaffneten
»Kosovo-Befreiungsarmee«, in die Rolle des Leiters der Kosovo-albanischen Delegation, und
schoben bekanntere Führer wie Ibrahim Rugova beiseite. Ohne ein unmittelbares Zusammentreffen
der serbischen und der albanischen Delegation zuzulassen, wurde beiden befohlen, einen
umfassenden von den USA ausgearbeiteten Plan anzunehmen, der die NATO-Besetzung Kosovos
ermöglichte. Außenministerin Madeleine Albright schüchterte Thaqi ein, bis er das Ultimatum
widerwillig annahm, wobei ihm insgeheim zugesichert wurde, dass er sein eigenes »unabhängiges
Kosova« bekommen würde. Die Serben hatten dem Prinzip der Autonomie Kosovos zugestimmt, ihr
Parlament hatte einen Vorschlag formuliert, was in Rambouillet jedoch ignoriert wurde. Die
serbische Delegation sträubte sich gegen das Ultimatum, weil es einen Anhang enthielt, der die
NATO-Besetzung ganz Serbiens ermöglicht hätte. Auf diese Ablehnung war Albright aus. Unter dem
Vorwand, Serbien habe es »abgelehnt zu verhandeln«, konnte die NATO ihren siegreichen kleinen
»humanitären« Krieg führen.
Letztes Jahr erlebte die Welt das Schauspiel langwieriger Scheinverhandlungen. Über Monate gab
es in halboffiziellen Medien des Westens »Nachrichten«, wonach die Verhandlungen zum Kosovo-
Problem zu nichts führten. Eine Neuigkeit war das nicht; denn die Verhandlungen wurden so
aufgezogen, dass sie unmöglich erfolgreich sein konnten.
»Serbische und albanische Seite können sich nicht einigen«, erklärten die Pseudodiplomaten über
ihre Pseudodiplomatie. Gemeint war, dass die serbische Seite der albanischen Forderung nach
einem unabhängigen Kosovo nicht zugestimmt hatte. Das war der einzige Vorschlag, den die USA
unterstützten. Wieder lief er auf ein Ultimatum an die Serben hinaus. Die Albaner wussten: Sie
hatten die Unterstützung der USA und der NATO, die Kosovo militärisch besetzt hielten. Sie hatten
keine Veranlassung, sich auf einen Tauschhandel einzulassen. Sie brauchten nur das Scheitern der
Verhandlungen abzuwarten und konnten sicher sein, dass ihnen die Besatzungsmächte geben
würden, was sie wollten.
Für dieses Scheitern macht der Westen Wladimir Putin verantwortlich. Da die Amerikaner die
albanische Forderung nach Unabhängigkeit unterstützen, unterstützen die Russen eben aus
schierem Widerspruchsgeist die serbische Position.
Das ist nicht ganz richtig. Serbien ist bereit, Kosovo eine sehr umfassende Autonomie zu geben,
knapp unterhalb einer formalen Unabhängigkeit. Die russische Position besteht in der Bereitschaft,
jedes Übereinkommen zwischen den beiden Seiten zu unterstützen.
Westliche Medien weigern sich zu begreifen, was das heißt. Es heißt, dass die Russen auf echten
Verhandlungen bestehen, zwischen beiden Parteien, der serbischen Regierung und den Kosovoalbanischen
Separatisten. Sie sagen nicht, welches Ergebnis solche Verhandlungen haben sollten.
Es könnte in einem Kompromiss bestehen, der eine Art Unabhängigkeit vorsieht. Entscheidend ist,
dass ein solches Abkommen, von beiden Seiten vereinbart, nach internationalem Recht legal wäre.
Eine von den Kosovo-Albanern einseitig verkündete Unabhängigkeit ohne ein mit Serbien
ausgehandeltes Abkommen wäre dagegen ein klarer Verstoß gegen internationales Recht. Auf
grundsätzlicher Ebene besteht der Meinungsunterschied nicht zwischen den USA, die die
Unabhängigkeit der Kosovo-Albaner unterstützen, und einem Russland, das Serbien unterstützt. Er
besteht zwischen einem Russland, das Diplomatie unterstützt, und den USA, die Gewalt
unterstützen.
Ein Marionettenstaat der NATO
Wie viel »Unabhängigkeit« kann es realistischerweise für Kosovo geben? Die europäischen
Regierungen wissen insgeheim, dass Kosovo kein lebensfähiger unabhängiger Staat ist. Das hat
sich in acht Jahren internationalen Protektorats herausgestellt. Kosovos Wirtschaft ist nahezu
vollständig von Geldüberweisungen kosovarischer Emigranten, von internationaler Hilfe und vom
florierenden Verbrechen (vor allem Drogen- und Sex-Handel) abhängig.
Derweil die offizielle internationale Schuldzuweisung an die Serben eine Versöhnung zwischen
Serben und Albanern unmöglich gemacht hat, bleiben NATO-Truppen im Zeichen der EU
voraussichtlich weiterhin am Ort, und zwar »um die Menschenrechte von Minderheiten zu
schützen«. Was die Sicherheit angeht, bleibt das »unabhängige« Kosovo ein NATO-Satellit. Nach
acht Jahren de-facto-Unabhängigkeit von Serbien wird die formelle Unabhängigkeit nichts bewirken,
was den erbärmlichen Zustand der Wirtschaft verbessern würde. Die zahlreichen arbeitslosen
jungen Albaner hoffen, dass die Unabhängigkeit Jobs und Wohlstand bringt. Doch kann man sich
schwer vorstellen, dass geschlossene Grenzen zu einem feindlichen Serbien der Wirtschaft Kosovos
mehr bringen werden als Jahrzehnte jugoslawischer Sonderentwicklungsfonds. Einige
Einkommensquellen könnten sogar spärlicher sprudeln, insbesondere die ausländische Hilfe, wenn
»humanitäre« nichtstaatliche Organisationen abziehen. Selbst Überweisungen aus dem Ausland
könnten zurückgehen, falls gewisse europäische Regierungen sich entschließen, albanische
Gastarbeiter in ihr »befreites« Heimatland zurückzuschicken. Nur das organisierte Verbrechen wird
sicher florieren.
Letzten August erklärte der serbische Minister für Kosovo, Slobodan Samardzic, ein mit USUnterstützung
geschaffener Kosovo-Staat würde »allein den Interessen der USA und den örtlichen
Mafiaclans dienen«. Samardzic gehört zur jüngeren, prowestlichen Generation, die die
Feindseligkeit des Westens gegen Serbien Slobodan Milosevic anlastet. Aber Milosevic ist seit
Jahren weg, und die westliche Politik bleibt unverändert.
Samardzic sagte auch, die NATO plane, Kosovo praktisch zu ihrem eigenen Territorium zu machen,
»einem Satelliten, einem Militärbarackenstaat auf fremdem Territorium«. Hauptsitz der Macht wäre
der gewaltige US-Militärstützpunkt Camp Bondsteel, der im Juni 1999 errichtet wurde, ohne
irgendjemanden um Erlaubnis zu fragen.
Als die jüngste Runde der Scheinverhandlungen zu Ende ging, erklärte Serbiens Ministerpräsident
Vojislav Kostunica, die Ereignisse hätte bewiesen, dass 1999 das eigentliche Ziel der
Bombardierung Serbiens darin bestand, Kosovo als »NATO-Marionettenstaat« zu erobern.
Und was bot man Serbien für den Verlust seines historischen Territoriums? Eine vage Andeutung,
dass es bei anständigem Benehmen vielleicht EU-Mitglied werden könnte. Kurz, im Gegenzug für
den Verlust der Souveränität über Kosovo könnte Serbien gestattet werden, noch mehr seiner
Souveränität an die EU abzutreten. Aber selbst diese Perspektive bleibt unklar.
Es ist durchaus möglich, dass Serbien wirtschaftlich besser fährt ohne Kosovo, das immer der
ärmste Teil Jugoslawiens war, trotz massiver Entwicklungsfonds vom Rest des Landes. Serbiens
Gründe, Kosovo behalten zu wollen, sind aber nicht wirtschaftlicher, sondern moralischer Art. Der
Westen aber wischte alle Gründe mit dem einzigen Argument vom Tisch, dass Serbien wegen der
Unterdrückung der albanischen Separatisten durch Milosevic an diesem Territorium »sein Recht
verloren habe«. Realistischer betrachtet, hat die NATO durch Bombardierung Serbiens »ihr Recht
erobert«, über Kosovo zu verfügen. Das westliche Argument läuft darauf hinaus, dass Macht vor
Recht geht oder vielmehr überlegene Macht vor Recht.
Serbiens rechtliche und moralische Gründe
Serbiens Gründe für die Ablehnung der Sezession Kosovos sind rechtlicher und moralischer Art:
1. Völkerrecht. Selbst nachdem die NATO Serbiens Zustimmung zur Besetzung Kosovos
herbeigebombt hatte, wurde die serbische Souvernänität über die Provinz offiziell völkerrechtlich
bekräftigt. Als der einseitige Krieg endete, nahm der UN-Sicherheitsrat die Resolution 1244 an. Sie
enthält die »Bekräftigung des Bekenntnisses aller Mitgliedstaaten zur Souveränität und territorialen
Unversehrtheit der Bundesrepublik Jugoslawien«, deren Nachfolgestaat Serbien ist. Diese
Resolution, nach wie vor Grundlage des rechtlichen Status Kosovos, spricht auch von einer
»substanziellen Autonomie und tatsächlichen Selbstverwaltung Kosovos« -- der Serbien zugestimmt,
die es vorgeschlagen hat. Die Resolution spricht nicht von »Unabhängigkeit«. Was hat Serbien seit
dem Fall von Milosevic getan, dass es eine schlechtere Behandlung erfährt als 1999?
2. Die Unmöglichkeit, die serbische Minderheit angesichts ihrer nahezu sicheren Verfolgung und
Vertreibung aufzugeben. Ebenso unmöglich kann Serbien seine historischen Denkmäler aufgeben,
die kostbaren mittelalterlichen Klöster von Decani, Gracanica, Pec ...
3. Die zutiefst schmerzliche Ungerechtigkeit und Erniedrigung infolge der Art, wie die Großmächte
die Amputation dieses meistverehrten Teils des historischen Stammlandes Serbiens betreiben. Die
Serben werden für etwas verantwortlich gemacht, was sie nie getan haben, was selbst Milosevic nie
getan hat: versuchten »Genozid« oder zumindest »Vertreibung« der Albaner aus Kosovo. Das ist
nichts weiter als Propaganda aus Kriegszeiten, der aber inzwischen anscheinend die meisten
Albaner glauben, nachdem ihr die Großmächte Geltung verschafft haben. Die offizielle Linie der
Kriminalisierung Serbiens, die täglich von mehr oder weniger ignoranten aber gut trainierten
Kommentatoren nachgebetet wird, fügt dem unerträglichen Unrecht die Beleidigung hinzu.
Manchmal ist Beleidigung schwerer zu ertragen als Unrecht. Dieser Grund, möglicherweise der
stärkste, bleibt Amerikanern und Europäern faktisch verschlossen, da sie in vorsätzlicher Unkenntnis
der Komplexität von Geschichte und Kultur der Region die offizielle Linie von bösen Serben, die
unschuldige Albaner verfolgen, völlig verinnerlicht haben.
Wenn diese legitimen serbischen Sorgen berücksichtigt würden, könnte geduldige Diplomatie aller
Wahrscheinlichkeit nach eine Kompromissregelung erzielen, die sich von den Ausgangspositionen
beider Seiten unterscheiden aber -- mit internationalen Garantien und Anreizen -- zumindest einen
Teil der Forderungen beider Seiten befriedigen würde.
Selbst nachdem das Desaster der NATO-Bombardierung und der Besetzung Kosovos die Lage
weitaus verschlimmert hat, weil es die Feindschaft zwischen albanischen und serbischen
Gemeinschaften zum Kochen brachte, könnte Diplomatie noch eine konstruktive Rolle spielen. Dies
würde nur ein wenig guten Willen und konstruktive Fantasie erfordern.
Man stelle sich vor, die USA hätten es nicht geschafft, die friedenstiftenden Funktionen
internationaler Organisationen wie OSZE und UNO zu untergraben. Man denke sich eine echte
»internationale Gemeinschaft«, die diplomatischen Bemühungen um eine Kompromisslösung für
Kosovo ernsthafte Rückendeckung geben könnte. Angenommen, statt einer »Troika« aus USA, EU
und Russland würden Indien, China und Brasilien eine Gruppe von Diplomaten ernennen, zum
Beispiel ehemalige Botschafter in Jugoslawien vor dem Zerfall (darunter vielleicht die beiden
ehemaligen Botschafter Ost- und Westdeutschlands sowie frühere Botschafter nichteuropäischer
Länder), um zu unbefristeten Verhandlungen zwischen Serben und Albanern beizutragen. Ohne
Vorbedingungen außer einer: Es wird so lange verhandelt, bis die beiden Parteien einem
Kompromiss zugestimmt haben.
Ich meine, dass echte, geduldige Verhandlungen zu einer Art umfassenden Abkommens führen
könnten, das Grenzänderungen und Gebietsaufteilungen ebenso einschlösse wie eine Union
zwischen dem sezessionistischen albanischen Teil Kosovos und Albanien selbst. Die Argumente für
eine solche Lösung sind überwältigend.
Zwar lehnen beide Seiten, die albanische wie die serbische, eine Gebietsaufteilung mehr oder
minder heftig ab. Die Albaner fordern hatnäckig ganz Kosovo innerhalb seiner gegenwärtigen
Grenzen. Diese Forderung wird von den USA unterstützt, die auch darauf bestehen, dass es keine
Union zwischen Kosovo und Albanien gibt. Dies ist der Punkt, aus dem ein Kompromiss
herausgearbeitet werden könnte. Serbiens Position war, Autonomie in einem Umfang anzubieten,
dass sie faktisch einer totalen inneren Unabhängigkeit gleichkommen würde. Als
Verhandlungsposition ist das zu verstehen, aber man kann sich schwer vorstellen, was daran für
Serbien selbst günstig sein sollte. Serbien riskierte damit, die finanzielle Last für ein Territorium zu
tragen, über das es keine Kontrolle ausüben könnte.
Auf der anderen Seite machen die Unabhängigkeitserwartungen der Albaner und vor allem ihr Hass
auf Serbien eine Rückkehr zu serbischer Herrschaft praktisch unmöglich. Überdies hat Serbien eine
der niedrigsten Geburtenraten in Europa, während die Kosovo-Albaner die höchste haben. Nachdem
sie schon in Kosovo gegenüber den Albanern zahlenmäßig ins Hintertreffen geraten sind, könnten
die Serben auch in Serbien von ihnen übertroffen werden.
Was wäre wenn -- leider nur ein Traum
Das Gemeinwohl von Serben und Albanern wäre am besten durch ein umfassendes Abkommen zur
Beendigung der Feindseligkeiten gewährleistet, das in acht Jahren UN/NATO-Protektorat eindeutig
nicht zustande gebracht wurde. Es sollte einen Gebietsausgleich enthalten, ebenso Wirtschafts- und
Kulturvereinbarungen zwischen den betroffenen Parteien. Die Nachbarländer sollten in die
Verhandlungen einbezogen werden. Vereinbarungen sollten aufgrund der praktischen
Gegebenheiten getroffen werden, nicht aufgrund der Zuweisung von »Schuld« und »Unschuld«.
Schließlich muss es dazu kommen, dass sich die Identitäten von bestimmten Gebieten und
bestimmten Ereignissen loslösen. Künftige Generationen von Serben und Albanern müssen in der
Lage sein, frei von den Belastungen früherer Ressentiments und ererbter Rachegefühle zu leben.
Aber leider ist dies nur ein Traum....
Übersetzung aus dem Englischen: Klaus von Raussendorff
* Diana Johnstone, geb. 1934, bekannt geworden als aktive Gegnerin des Vietnamkriegs der USA, lebt seit 1990 als Publizistin in Paris. E-Mail: diana.josto@yahoo.fr
Aus: Neues Deutschland, 12. Januar 2008
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