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Giftiger Goldabbau

Rumänien: EU-Kommission gegen Verbot des Abbaus mit Zyanidlauge

Von Claudia Ciobanu, Bukarest (IPS) *

In Rumänien kommen umstrittene Pläne zum Goldabbau im Zyanidverfahren voran. Die Gegner des Vorhabens in Rosia Montana im Nordwesten des Landes haben nach ersten Erfolgen herbe Rückschläge einzustecken.

Seit Jahren wirbt die Rosia Montana Gold Corporation (RMGC) für den Goldabbau, der in einer Region mit hoher Arbeitslosigkeit über 3000 Jobs bringen soll und äußerst ertragreich zu sein verspricht. Nach RMGC-Angaben kann sich der rumänische Staat auf Einnahmen in Höhe von zwei Milliarden bis vier Milliarden US-Dollar einstellen, sollte das Projekt ins Rollen kommen.

Geplant ist der Abbau von 300 Tonnen Gold und 1400 Tonnen Silber über einen Zeitraum von 16 Jahren. Die Gegner des Vorhabens, die sich zur »Save Rosia Montana«-Kampagne zusammengeschlossen haben, warnen vor enormen ökologischen, sozialen und kulturellen Folgen. Ganze Dörfer müssen umgesiedelt werden.

Besonders brisant ist das Verfahren der Zyanidlaugung. Nach Angaben der Gruppe »Romania Without Cyanides« wird RMGC im Jahr über zehn Millionen Kilogramm des Gifts einsetzen. Welche Gefahr der Goldabbau im Zyanidverfahren mit sich bringt, hat Rumänien schon im Jahr 2000 erfahren. Damals lief in der Goldmine Baia Mare Zyanid aus. Ein massives Fischsterben in der Theiß war die Folge.

Das Minenunternehmen lässt solche Einwände nicht gelten. Das Unternehmen zeigt auf seiner Homepage blühende Landschaften und versichert, dass das neue Vorhaben den Umweltschutz groß schreibt. 25 Jahre nach dem Start des Projekts soll in Rosia Montana nichts mehr an den Goldabbau erinnern.

Überzeugungskraft hatten solche Argumente lange nicht. Seit 2002 erstarkt die Opposition gegen den Goldabbau. Noch vor einem Jahr sah es so aus, als hätten die Kritiker gesiegt. Mehrere Gerichtsentscheide blockierten das weitere Vorgehen, das rumänische Umweltministerium stoppte den Autorisierungsprozess. Weitere Hoffnung brachte eine Resolution des Europäischen Parlaments im Mai. Sie sprach sich für ein Verbot der Zyanidlaugung in ganz Europa aus. Aber die Kommission zog nicht mit. Am 23. Juni erklärte EU-Umweltkommissar Janez Potocnik, ein vollständiges Verbot schade dem Arbeitsmarkt und habe keinen größeren Wert für die Umwelt und die öffentliche Gesundheit. Eine kurzsichtige Reaktion, findet die deutsche Europaabgeordnete Franziska Keller von den Grünen.

Derweil gibt sich RMGC siegessicher. Das Unternehmen ist gegen alle Gerichtsurteile zu Rosia Montana in Berufung gegangen und lud Anfang Juli zu einer Konferenz nach Bukarest ein. Dort traten Experten auf, die dem rumänischen Staat direkte und indirekte Einnahmen in Höhe von 19 Milliarden Dollar aus dem RMGC-Goldabbau verhießen – das Vierfache dessen, was das Unternehmen selbst in Aussicht gestellt hatte.

Treibende Kraft hinter dem Gold-Projekt ist das kanadische Unternehmen Gabriel Resources, das 80 Prozent der Anteile an RMGC hält. Die restlichen Anteile liegen hauptsächlich beim rumänischen Staatsunternehmen Minvest Deva. Zyanidlaugung

Gold kommt zwar in der Regel als gediegenes Metall vor, doch handelt es sich vielfach um fein verteilte Partikel. Um das Gold vom tauben Gestein zu trennen, wird bei großen Vorkommen das abgebaute Material fein gemahlen und dann in Gegenwart von Luftsauerstoff mit Natriumzyanidlösung überrieselt. Dieses giftige Salz der Blausäure vermag das Gold als Komplexsalz zu binden. Die abfließende Gold-Zyanid-Komplexlösung wird filtriert und mit Zinkstaub ausgefällt. Aus dem zurückbleibenden braunen Schlamm wird nach Waschen und Trocknen Rohgold.

* Aus: Neues Deutschland, 9. August 2010


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