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Entengrütze im Titicaca-See

Südamerikas größtes Süßwasserreservoir ist "Bedrohter See des Jahres 2012"

Von Benjamin Beutler *

Die deutsche Umweltstiftung »Global Nature Fund« (GNF) und die Initiative »Living Lakes« aus den USA haben anlässlich des Tages der Feuchtgebiete den Titicaca-See in Bolivien und Peru zum »Bedrohten See des Jahres 2012« erklärt.

Froschgrün ist die Bucht der Andenstadt Puno. Doch grün heißt nicht immer gesund. Klimawandel, Bergbau und Abwasser von über zwei Millionen Menschen - das sind die Hauptgefahren für den Titicaca-See. Im Rathaus der Regionalhauptstadt Puno, die sich mit ihren 120 000 Einwohnern zwischen zwei Hügeln an das karge Titicaca-Ufer schmiegt, informierte der Vorsitzende der peruanischen Umweltschutzorganisation CEDAS, Alberto Lescano Rivera, bei einer Pressekonferenz über die wichtigsten Umweltbedrohungen für den See. Rund zwei Prozent des Wassers seien bereits verschmutzt, der Rest sei aber noch sauber.

Welche Zukunft es zu verhindern gilt, ist vor der eigenen Haustür zu besichtigen. Punos Abwasser von Haushalten und Fabriken werden in den nördlichen Teil des Sees geleitet, nur 20 Prozent biologisch gereinigt. Der rasant gestiegene Nährstoffgehalt hat der Puno-Bucht eine üppige Wasserlinsen-Pest beschert.

Dass der Titicaca-See ein Gewässer der Extreme ist, wusste schon der Meeresforscher Jacques-Yves Cousteau. Anfang der 1970er tauchte der Franzose durch den heiligen Inka-See. Dabei beschrieb Cousteau auch den Titicaca-Riesenfrosch, der mit bis zu einem Kilogramm Gewicht zu den weltweit größten Fröschen zählt. Heute ist die seltene Art vom Aussterben bedroht.

Mit einer Fläche von 8300 Quadratkilometern ist der größte Süßwasser-See des Kontinents Lebensgrundlage für zwei Millionen Peruaner und Bolivianer im Altiplano-Hochland der Anden. Doch der Druck auf das Gewässer wächst. Abnehmende Wasserqualität und schrumpfende Artenvielfalt, nicht zuletzt des Fischreichtums, waren mit ausschlaggebend dafür, dass der Schutz des Titicaca-Sees nun stärker ins Licht der Öffentlichkeit gerückt werden soll. Zweifelsohne geht auch hier die größte Gefahr für Mensch und Natur vom Klimawandel aus. Folgen von Erderwärmung und abschmelzenden Andengletschern sind ein stetiger Rückgang des Wasserzuflusses und ein Anstieg der Wassertemperatur des Sees. Die dadurch geschrumpften Fischbestände lassen immer mehr Fischer auf Viehzucht und Ackerbau umsatteln, was wiederum negative Rückwirkungen auf den Wasserhaushalt des Seengebiets hat.

Langsam scheint auch die Politik zu reagieren. Ein Abkommen von Anfang Februar zwischen den Anrainer-Departamentos La Paz in Bolivien und Puno in Peru soll neben Entwicklungsprojekten den Umweltschutz verzahnen. Neue Kläranlagen auf beiden Seiten sind geplant. Auch aus dem Ausland kommt Hilfe. So hat Südkorea 300 Millionen US-Dollar für den Seeschutz zur Verfügung gestellt.

* Aus: neues deutschland, 6. Februar 2012


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