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Das Dilemma der schmackhaften Stängel

Dem weltgrößten Spargelexporteur geht das Wasser aus / Perus Anbau vor allem in Wüstenregionen

Von Knut Henkel *

Peru ist der größte Spargelexporteur der Welt. Derzeit werden die grünen und weißen Stängel »hecho en Peru« in den Supermärkten angeboten. Nur haben die Produzenten in der Wüste um Trujillo und Ica ein Problem - das Wasser wird knapp.

Die grünen wogenden Felder fallen nach der langen Fahrt durch die gräulich-ockerfarbene Dünenlandschaft sofort ins Auge. Es ist Spargelkraut, das sich sanft im Wind neigt. Je näher man der Stadt Trujillo kommt, desto größer werden die grünen Felder, die sich links und rechts der Schnellstraße erstrecken. »Die Region um Trujillo ist gemeinsam mit Ica das wichtigste Anbaugebiet für Spargel in Peru. Allerdings müssen wir genau überlegen, welche Produkte wir hier anbauen, denn der Klimawandel ist spürbar und auch hier wird mittelfristig das Wasser knapp«, erklärt Roberto Liendo. Der Mann von Anfang fünfzig ist ein Pionier des peruanischen Spargelanbaus. »Die Gletscher oben in den Anden schmelzen und die liefern uns das Wasser zum Anbau in der Wüste rund um Trujillo«. Dort im Norden des Landes liegt das größere der beiden Spargelanbaugebiete Perus. Die Wasserversorgung ist noch deutlich besser als im Süden in Ica.

Ica ist eine 320 Kilometer südlich von Lima gelegene Provinzstadt, umgeben von weitläufigen Feldern mitten in der Wüste. »Weintrauben, Spargel und andere Agrarprodukte werden dort en gros angebaut, doch der Wasserhaushalt ist in den letzten Jahren vollkommen aus dem Gleichgewicht geraten«, klagt Perus Ende Juli aus dem Amt geschiedener Umweltminister Antonio Brack Egg. »Rund um Ica gibt es Hunderte illegaler Brunnen. Doch das Problem ist, dass seit Jahren der Grundwasserspiegel sinkt. Ica steht vor dem Ende, während die Anbauregion um Trujillo auch langfristig eine Perspektive hat«, urteilt der Exminister. Er attestiert den Spargelbauern im Norden des Landes einen rationalen Umgang mit dem kostbaren Nass. So wird auf den weitläufigen Feldern von Marktführer Camposol Tropfen für Tropfen berieselt und nur das unbedingt Nötige verwandt, wie Agraringenieur Victor Pat Ramos betont. Der Leiter der Produktionsabteilung steht regelmäßig auf den Feldern, aber auch an den Staubecken, wo die Wasserversorgung reguliert wird - nicht nur für Spargel, sondern auch für Mandarinen und Avocados, die hier ebenfalls angebaut werden. Der Anbau in der Wüste hat auch Vorteile. »So sind zum Beispiel Schädlinge seltener und lassen sich deutlich einfacher kontrollieren«, erklärt Pat Ramos und führt die Besucher durch die eigene biologische Forschungsstation, wo mit Chili und Co. gegen Schädlinge mobil gemacht wird.

In der Spargelzucht rund um Trujillo sind in den vergangenen 20 Jahren etliche Tausend Arbeitsplätze neu entstanden. Doch auch die Arbeitsplätze sind in Gefahr, wenn nicht nachhaltiger mit der wichtigsten Ressource umgegangen wird. Das wird auch ein Thema sein beim 5. Spargelkongress, der am 10. November in Lima beginnt.

* Aus: neues deutschland, 7. November 2011


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