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Cajamarca verdurstet

Peru: Frauendemonstration gegen Bergbauprojekt. Präsident Ollanta Humala will an Plänen festhalten

Von Anne Grit Bernhardt *

Hunderte Frauen, darunter zahlreiche Schwangere und Mütter mit Kindern, haben am vergangenen Freitag (Ortszeit) im peruanischen Cajamarca erneut gegen eine geplante Gold- und Kupfermine des Bergbauunternehmens Minera Yanacocha demonstriert. Mit dieser Aktion antworteten sie jedoch vor allem auf die Drohung der peruanischen Frauenministerin Ana Jara, die Beteiligung schwangerer Frauen an den Protesten strafrechtlich verfolgen zu lassen (jW berichtete). Die Frauen forderten den peruanischen Präsidenten Ollanta Humala auf, das Projekt »Minas Conga« endgültig aufzugeben. »Wir sind für das Leben und gegen die Zerstörung unserer Ressourcen. Uns ist bewußt, daß das aktuelle Wirtschaftskonzept, das die peruanische Regierung verfolgt, nicht nachhaltig ist. Wir brauchen einen Wandel, der unsere Rechte respektiert«, forderte Gladys Ochoa vom Streikkomitee in Cajamarca.

Erst vor einer Woche hatte Humala in einer Ansprache erneut erklärt, daß an »Minas Conga« trotz der seit Monaten anhaltenden Proteste festgehalten werden solle. »Wir haben eine Mitteilung des Unternehmens Minera Yanacocha erhalten, in der es ihre Bereitschaft ausdrückt, die Empfehlungen umzusetzen, die im internationalen Gutachten festgesetzt wurden, sowie die neuen Bedingungen zu berücksichtigen, die meine Regierung in der Ansprache an die Na­tion am 20. April verkündet hat«, erklärte Humala. Gemeint waren die vom Staatschef erlassenen Auflagen, daß die Mine nur errichtet werden dürfe, wenn zwei der bedrohten Bergseen erhalten bleiben, die Wasserkapazität der geplanten Reservoirs vervierfacht, ein sozialer Fonds eingerichtet und zehntausend Arbeitsplätze geschaffen werden. Entgegen der Aussagen des Präsidenten, daß das Unternehmen diese Bedingungen erfüllen wolle, hatte Roque Benavides, oberster Chef des mit 43,65 Prozent an dem Bergbauprojekt beteiligten Unternehmens Mina Buenaventura, jedoch gegenüber der Tageszeitung La Republica erklärt, nur eine der vier Forderungen werde erfüllt, der Ausbau der Wasserkapazität in den Reservoirs. Die Rettung der zwei Seen wollen man jedoch ebensowenig garantieren wie die Schaffung der zehntausend Arbeitsplätze. Den sozialen Fonds erwähnte er gar nicht erst.

Die Einwohner von Cajamarca verweisen zudem darauf, daß nach der geplanten Laufzeit von 19 Jahren, wenn »Minas Conga« stillgelegt wird, auch kein Geld mehr fließen wird. In dem durch den Bergbau dann ausgetrockneten Land könnten die betroffenen Dörfer und Städte so auch nicht mehr den Betrieb der Pumpen bezahlen, die die Trinkwasserversorgung sicherstellen sollen. Cajamarca würde verdursten.

* Aus: junge Welt, Montag, 2. Juli 2012


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